Woher kommen die Geflüchteten, die im Landkreis untergebracht sind?

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Aus insgesamt 40 verschiedenen Herkunftsländern stammen die Geflüchteten, die derzeit im Landkreis Weilheim-Schongau leben. © Grafik: PMS/Lara Mayrginther

Derzeit leben 1707 Asylsuchende im Landkreis Weilheim-Schongau. Schaut man in die Statistik, woher die meisten von ihnen ursprünglich kommen, könnte man überrascht werden.

Landkreis – Auch wenn momentan weniger Geflüchtete in den Landkreis kommen als im vergangenen Sommer und Herbst, auch wenn zahlreiche Thermohallen in Betrieb gehen: Die Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete reichen Stand heute bis Mai, wenn nicht weiter gebaut werden sollte.

Aktuell leben 1707 Asylsuchende im Landkreis Weilheim-Schongau, wie das Landratsamt auf Anfrage der Heimatzeitung mitteilt. Dazu kommen noch einmal 793 Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine, die in Sammelunterkünften leben, und 722, die nach wie vor privat untergebracht sind – insgesamt leben also derzeit 1515 Ukrainer im Landkreis. Die Unterscheidung zwischen Asylsuchenden und Ukrainern ist wichtig, da letztere nicht unter das Asylgesetz fallen, sondern Anspruch auf die Leistungen des Jobcenters haben..

237 Geflüchtete kommen aus der Türkei

Bei den Asylbewerbern stellen die Türken die größte Gruppe. Die Statistik weist 237 aus. Warum aber führt die Türkei als vermeintlich sicheres Herkunftsland und EU-Beitrittskandidat diese Statistik an? Diese Frage konnte zunächst niemand so recht beantworten. Licht ins Dunkel bringt Jochen Lobah. Der hauptamtliche Integrationslotse beim Fachdienst Asyl und Migration am Caritas-Zentrum Garmisch-Partenkirchen benennt unterschiedliche Ursachen für den Anstieg türkischer Flüchtlinge. „Hierzu zählen geologische Faktoren wie das schwere Erdbeben im Februar 2023, das zu mehr als zwei Millionen Obdachlosen und etwa drei Millionen Binnenvertriebenen geführt hat.“

Warum tauchen US-Amerikaner in der Statistik auf?

Aus 40 verschiedenen Ländern kommen die Menschen, die im Landkreis Weilheim-Schongau leben und einen Asylantrag gestellt haben. Die Herkunftsländer verteilen sich, wie obenstehende Grafik zeigt, dabei über den ganzen Planeten.

Genaue Zahlen, wie viele Geflüchtete aus welchem Herkunftsland kommen, gibt es aus Datenschutzgründen allerdings nur bedingt. Bei der Türkei mit 237 Asylbewerbern ist das kein Problem. Wenn aus einem Herkunftsland allerdings nur ein Geflüchteter kommt, greift der Datenschutz. Deswegen kann keine vollständige Liste veröffentlicht werden. Auffällig ist bei der Aufstellung allerdings, dass es offensichtlich auch mindestens einen Asylsuchenden aus den USA gibt, der momentan im Landkreis lebt.

Die Heimatzeitung fragte nach, welche Asylgründe bei US-Bürgern vorliegen könnten. Auch hier wurde seitens des Landratsamtes eine genaue Aussage mit Hinweis auf den Datenschutz abgelehnt. Tatsächlich kommt es in Deutschland aber bisweilen vor, dass US-Bürgern Asyl gewährt wird. In der Regel handelt es sich dabei um Kinder, die während eines Aufenthaltes ihrer Eltern in den USA geboren wurden und so durch Geburt die dortige Staatsbürgerschaft erhalten haben. Wenn die Eltern, die aus einem anderen Land kommen, anschließend in Deutschland Asyl beantragen, taucht ein US-Amerikaner in der Statistik auf.

Hinzu kommen „wirtschaftliche Ursachen wie die hohe Inflationsrate von rund 60 Prozent und anhaltende Perspektivlosigkeit junger, gebildeter Menschen“, sagt der Experte. Zu politischen Gründen zählt er den anhaltend autokratischen Führungsstil von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sowie – daraus resultierend – mangelndes Vertrauen in Justiz und Politik, was zum starken Investitionsrückgang geführt habe. Nach der Türkei kommen im Landkreis Weilheim-Schongau die meisten Geflüchteten aus dem Jemen (80), Syrien (37), Tansania (21) und dem Kongo (20). Insgesamt leben Asylsuchende aus 40 verschiedenen Staaten momentan im Landkreis.

Thermohalle in Wessobrunn soll bis Ende Juni genutzt werden

Um all die Menschen, die in den vergangenen Monaten regelmäßig dem Landkreis zugewiesen wurden, unterzubringen, entstanden zahlreiche neue Unterkünfte – vor allem Thermohallen. Deren Nutzungszeitraum ist aber begrenzt.

So soll, wie das Landratsamt mitteilt, die Thermohalle in Wessobrunn nur bis Ende Juni, die in Schwabsoien nur bis Ende August genutzt werden. Bei den weiteren Thermohallen hänge die Nutzungszeit von der Zurverfügungstellung geeigneten Wohnraums oder Flächen in den Gemeinden ab, heißt es weiter.

Vorbereitungen für Bezahlkarte noch nicht abgeschlossen

Die bestehenden Unterbringungsmöglichkeiten sollen bis Mai 2024 ausreichen, wenn keine weiteren dazukommen würden. Doch das ist nicht der Fall. „Wir haben aufgrund der Thermohallen ein Überschusskontingent von derzeit 423 Unterkunftsplätzen, stehen im Prozess weiterer Anmietungen und planen die Errichtung von mobilen Modulbauten – unter anderem in Hohenpeißenberg, Burggen und Böbing, um nur um einige zu nennen“, so das Landratsamt.

Heuer soll sich für die Geflüchteten einiges ändern. Bislang erhalten die meisten von ihnen Geld auf die Hand, um sich zu versorgen. Ausnahme sind laut Landratsamt nur Personen, die einer Anspruchseinschränkung unterliegen. In Zukunft sollen Asylbewerber allerdings mit Bezahlkarten ausgestattet werden, die nur noch zum Einkauf in bestimmten Geschäften berechtigen (wir berichteten).

Die Vorbereitungen auf Bundes- und Landesebene dafür laufen noch, das Gesetzgebungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Bis das alles geklärt ist, ist die Umstellung für das Landratsamt kein Thema, da keine „Vorarbeiten“ möglich sind, bevor klar ist, wie die gesetzlichen Vorschriften sind.

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