Vor US-Wahl: Video mit angeblichem Wahlbetrug als russische Fälschung enttarnt
Die USA werfen Russland Einmischung in die US-Wahl vor – bereits seit 2016. Erneut kursiert ein Video, dass Misstrauen in die Legitimität des Wahlergebnisses sähen soll.
Moskau/Washington D.C. – Im Vorfeld der US-Wahl am 5. November hat der republikanische Kandidat Donald Trump unterschiedliche Botschaften verbreitet, wenn es um das Thema Briefwahl ging. Einmal ruft Trump potenzielle Wählerinnen und Wähler dazu auf, früh ihre Stimme abzugeben, ein anderes Mal spricht er von Wahlbetrug. Dass Trump seine Betrugsbehauptungen unter anderem auf die Briefwahl stützt, wirkt vor dem Hintergrund, dass Trump die Briefwahl selbst nutzt, eher unglaubwürdig.
Russische Einmischung vor US-Wahl? – Desinformation und Behauptungen über Wahl-Manipulation
Doch die Strategie scheint zu verfangen. Immer mehr Menschen in den USA haben kein Vertrauen mehr in die Legitimität des Wahlergebnisses. Das hatte im September eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup ergeben – besonders unter den Republikanern soll demnach das Misstrauen wachsen. Auf Social-Media-Plattformen kursieren immer wieder Behauptungen über Manipulation der US-Wahl – zuletzt ein Video, auf dem zu sehen sein soll, wie ein per Briefwahl abgegebener Stimmzettel für Trump zerrissen wird. US-Geheimdienste gehen nun von einem russischen Fake aus.
Vor US-Wahl: Geheimdienst macht Russland für Video mit angeblichem Wahlbetrug verantwortlich
In einer gemeinsamen Erklärung des Nationalen Geheimdienstes, des Federal Bureau of Investigation und der Cybersecurity and Infrastructure Security Agency heißt es: „Die Intelligence Community geht davon aus, dass russische Akteure ein aktuelles Video hergestellt und verbreitet haben, das fälschlicherweise eine Person zeigt, die in Pennsylvania Stimmzettel zerreißt.“ Demnach sei das Video Teil russischer Bemühungen, kurz vor der US-Wahl am 5. November, „unbegründete Fragen über die Integrität der US-Wahlen aufzuwerfen und Spaltungen unter den Amerikanern zu schüren“.
Das Video war am Donnerstag auf der Plattform X erschienen und bereits vielfach geteilt worden. Einige User nutzen das Video als angeblichen Beweis für vermeintlichen Wahlbetrug. In dem Video sind die Hände einer Person zu sehen, die Umschläge aufreißt und die darin enthaltenen Stimmzettel inspiziert. Die für Trump abgegebenen Stimmen werden dann zerrissen und der Ex-Präsident beschimpft.
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Gefälschtes Video über angebliche Wahlmanipulation in Swing State Pennsylvania vor US-Wahl
Das Video war angeblich im Bucks County im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania aufgenommen worden – doch die örtliche Wahlbehörde hatte umgehend darauf hingewiesen, dass sowohl die Umschläge als auch die Stimmzettel nicht den tatsächlich verwendeten entsprechen.
Pennsylvania gehört zu den Bundesstaaten, die den Ausgang der Wahl entscheiden könnten. Für den Einzug ins Weiße Haus werden 270 Stimmen von Wahlleuten aus verschiedenen Bundesstaaten benötigt. In Pennsylvania geht es um 19 Wahlleute. Die demokratische Kandidatin Kamala Harris und der Republikaner Trump liefern sich in Umfragen vor der Wahl am 5. November ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Putin soll sich in US-Wahl einmischen: Kremlnahe Gruppe versucht Harris zu diskreditieren
Gegenüber CNN erklärte ein Experte für russische Desinformationskampagnen an der Clemson University, Darren Linvill, dass das Video „im Stil und in der Art und Weise vieler früherer“ Videos einer russischen Desinformationskampagne erstellt worden sei. Dabei handle es sich um eine Gruppe mit dem Namen Storm-1516. „Noch wichtiger ist, dass es zum ersten Mal von einem Konto aus erschien, das frühere Storm-Erzählungen hervorgebracht hat und regelmäßig Kampagneninhalte teilt“, führte Linvill weiter an.
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Die russische Gruppierung Storm-1516 hatte auch Microsoft in einem „Microsoft Threat Intelligence Report“ im September identifiziert. Der US-Konzern teilte damals mit, dass die mit dem Kreml verbundene Gruppierung seit Ende August zwei gefälschte Videos produziert haben soll, um Harris und ihren Running Mate im Wahlkampf zu diskreditieren. (pav mit dpa)