„Bloß nicht wild um sich schlagen“: Wespen haben Hochsaison – Wasserwacht beobachtet bedenklichen Trend

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Quarktaschen als Objekt der Begierde: Die Wespen in den Auslagen von Bäckereien machen viele Menschen nervös. © Arndt Pröhl

Im Tölzer Land scheinen Wespen heuer noch geballter aufzutreten als sonst. Das merkt man auch bei der Wasserwacht Walchensee, die immer häufiger Menschen mit allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock versorgt.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Sommerzeit ist Wespenzeit. Ob in der Eisdiele, am Grill oder beim Bäcker: Überall scheinen die gefräßigen gelb-schwarz gestreiften Insekten ein Stück unseres Essens abhaben zu wollen. In diesem Jahr scheinen die Wespen im Landkreis offenbar noch geballter aufzutreten als sonst.

Wespen stürzen sich auf Quark- und Apfeltaschen

„Heuer ist es besonders schlimm“, berichtet Andrea Niedermaier von der Bäckerei Wiedemann in Bad Tölz. Zahlreiche Wespen schwirren in der Auslage umher oder haben sich auf den Backwaren niedergelassen. Besonders süße Gebäckteile mit Glasur, wie Quark- und Apfeltaschen, haben es ihnen angetan. „Seit etwa drei Wochen sind sie da“, so die Geschäftsführerin. Auch ein spezielles Wespenlicht schaffe keine Abhilfe. Angst, in die Auslage zu greifen, hat Andrea Niedermaier jedoch nicht. „Man muss nur genau schauen, wo man hingreift“, sagt sie. „Ich wurde bisher noch kein einziges Mal gestochen.“

Wie gefährlich ein Wespenstich sein kann, erlebt die Wasserwacht Walchensee nahezu täglich. Regelmäßig müssen Kinder und Erwachsene wegen allergischer Reaktionen behandelt und ins Krankenhaus gebracht werden. Zuletzt waren etwa Kinder in den Hals gestochen worden. „Das kann schnell lebensbedrohlich werden“, warnt Lisa Grünwald von der Wasserwacht. Typische Symptome bei einer allergischen Reaktion seien Schwindel, Übelkeit, Schwellungen und Quaddelbildung an verschiedenen Körperstellen sowie Atemnot. Eine ärztliche Behandlung mit Medikamenten sei dann dringend erforderlich.

Wespen: Fressfeind Hornisse fehlt

Was die Situation zusätzlich verschärft: In den meisten Fällen wissen die Betroffenen gar nicht, dass sie eine Wespenallergie haben. „Es gab niemanden, der ein entsprechendes Notfallset dabei hatte“, so Grünwald. Sie beobachtet, dass die Einsätze wegen Wespenstichen zunehmen. „Vielleicht sind mehr Menschen allergisch.“

Dass heuer besonders viele Wespen unterwegs sind, kann Helmut Lutz von der Kreisgruppe des Bund Naturschutz hingegen nicht bestätigen. „Wir haben eine ganz normale Population“, sagt er. Der Unterschied zu den Vorjahren bestehe lediglich darin, dass es von ihren Fressfeinden, den Hornissen, auffallend wenige gebe. Als Allesfresser haben es die Wespen auf eine Vielzahl süßer und deftiger Speisen von Kuchen und Obst bis zu Wurst und Grillfleisch abgesehen.

Spitzwegerich hilft bei Wespenstichen

Vom Kaffeetisch vertreiben lassen sie sich kaum. „Das Schlechteste, was man machen kann, ist wild um sich schlagen“, warnt der Experte. Das mache die Tiere aggressiv. Die sicherste Option sei es, das Essen nach drinnen zu verlagern oder zumindest die Speisen abzudecken. Und wird man trotz aller Vorsicht doch gestochen, weiß Lutz ein perfektes Hausmittel: „Einfach ein wenig Spritzwegerich verreiben und auf den Stich legen.“ Das helfe gegen Juckreiz und Schwellungen.

Auch wenn die Wespe kein gern gesehener Gast auf dem Esstisch ist, erfüllt sie doch eine wichtige Rolle im Ökosystem. Nicht nur, weil sie Aas und Schädlinge frisst, sondern auch, weil sie eine fleißige Pflanzenbestäuberin ist. Für alle Wespengeplagten hat Lutz einen Lichtblick. „Ende September sterben die meisten Völker ab, dann sind keine Wespen mehr unterwegs.“

Wespennester zu entfernen, ist verboten

Bislang von den stechenden Insekten verschont geblieben sind die Biergartenbesucher des Restaurants Jägerwirt in Bad Tölz. „Wir haben von unseren Gästen keinerlei Beschwerden erhalten“, berichtet Wirt Sepp Jäger. Auch von etwaigen Stichen ist ihm nichts bekannt.

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Weniger Glück haben dagegen diejenigen, bei denen sich die Wespen am Haus oder im Garten niedergelassen haben. Beliebte Stellen für den Nestbau sind unter anderem Rollladenkästen, Dachböden, Mauerspalten und dichtes Gebüsch in Bodennähe, erklärt die Pressestelle des Landratsamts. Die Nester dürfen allerdings nur aus triftigen Gründen entfernt werden. Beispielsweise, wenn Menschen aufgrund von Allergien gefährdet sind oder es sich in der Nähe von Kindergärten oder Krankenhäusern befindet. Das Nest eigenständig zu entfernen, ist aus Naturschutzgründen strengstens verboten. (fs)

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