Wegen Finanzlage gestreckt: Kanalbau in Innenstadt dauert jetzt drei statt zwei Jahre

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Der neue Zeitplan für den Kanalbau in der Innenstadt: Er erstreckt sich nun über drei statt zwei Jahre. Auf den rot markierten Abschnitten (Karlstraße, größter Teil der Sigmundstraße) sollen die Arbeiten 2025 erfolgen, auf den gelben Abschnitten (kleiner Teil der Sigmundstraße mit Querung der Bahnhofstraße, Philippstraße mit Querung der Karlstraße) 2026 und auf dem blauen Abschnitt (Gustavstraße) erst 2027. © Stadtwerke Penzberg

Der Kanalbau in der Penzberger Innenstadt mit seinen „wandernden Vollsperrungen“ soll nun drei statt zwei Jahre dauern. Das kündigten Stadt und Stadtwerke an. Der Grund ist, dass die Stadt ihren Millionen-Beitrag wegen der schlechten Finanzlage über einen längeren Zeitraum strecken will.

Die Penzberger Stadtwerke haben auf Bitten der Stadt den Zeitplan für den Kanalbau an der Sigmundstraße, der nördlichen Philippstraße und der Gustavstraße umgestellt. Die Arbeiten, die zu Vollsperrungen von Straßenabschnitten und Kreuzungen führen, werden nun drei statt zwei Jahre dauern. Zu tun hat dies mit der Finanzlage der Stadt und deren Kostenbeteiligung. Sie zahlen für die Straßenentwässerung und die Umgestaltung der Sigmundstraße nach dem Kanalbau.

„Auf zwei Jahre eine sehr hohe Summe“

Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erklärte in der jüngsten Bauausschusssitzung, dass der städtische Beitrag „auf zwei Jahre eine sehr hohe Summe“ sei. Bei einem Gespräch mit Stadtwerken und Baufirma habe man es geschafft, das Projekt auf drei Jahre zu strecken. Somit könne man einen Millionenbetrag um ein Jahr verschieben. Eine genaue Summe nannte er nicht.

Gesamtkosten bei circa 11,5 Millionen Euro

Die Stadtwerke bestätigten bei einer Infoveranstaltung für die Anwohner, dass der Bauablauf wegen der angespannten Haushaltssituation der Stadt auf drei Jahre gestreckt werde. Zugleich teilten sie mit, dass nun zwei statt drei Bautrupps parallel arbeiten werden. Die Gesamtkosten schätzen sie auf circa 11,5 Millionen Euro.

Eine große Veränderung im Bauablauf ist, dass die Arbeiten an der Gustavstraße und am Regenrückhaltebecken ans Ende gesetzt werden und nicht, wie ursprünglich geplant, diesen Februar beginnen. Wie beim alten Bauablauf wird es „wandernde Baustellen“ gebe, wodurch jeweils ein circa 35 Meter langer Straßenabschnitt vollständig gesperrt ist.

Durchgangsverkehr nicht möglich

Martin Spicker vom Ingenieurbüro „Dr. Blasy – Dr. Overland“ erklärte bei der Veranstaltung, dass dann kein Durchgangsverkehr möglich ist, Anwohner aber in die Straße einfahren dürften. Zu Fuß seien die Grundstücke immer erreichbar, da der Gehweg offen bleibt. Wie lange an einzelnen Abschnitten gearbeitet wird, hänge vom Untergrund ab. Die Zeit, in der sich das Baufeld direkt vor der Haustür befindet, wurde mit wenigen Tagen bis wenigen Wochen angegeben.

Kanalbauarbeiten soll im März starten

Laut Stadtwerken sollen die Arbeiten im März starten. Zuvor werden an der Sigmundstraße zwei Bäume gefällt und die anderen Bäume zurückgeschnitten. Für heuer ist der Kanalbau im größten Teil der Sigmundstraße geplant, außerdem gibt es Restarbeiten an der Karlstraße (dort wurde der Kanal im vergangenen Jahr erneuert). 2026 folgen der Rest der Sigmundstraße und die nördliche Philippstraße. 2026 müssen auch die Kreuzungen von Bahnhofstraße und Sigmundstraße sowie von Karlstraße und Philippstraße komplett gesperrt werden. Bei der Karlstraße rechnet Martin Spicker mit mehreren Wochen. 2027 sind die Gustavstraße und das Regenrückhaltebecken beim Säubach an der Reihe. Die Arbeiten im öffentlichen Raum sollen Ende 2027 fertig sein. In den Jahren 2028 und 2029 müssen sich die Grundstückseigentümer dann in Abstimmung mit den Stadtwerken um ihre Entwässerungsanlagen kümmern.

Modernisierung des Kanalnetzes

Zum Hintergrund erklärte Florian Stauder, technischer Leiter bei den Stadtwerken, dass viele Kanäle in Penzberg relativ alt und zu klein seien, oft Fremdwasser eintritt und Wurzeln hineinwachsen. Zudem seien manche Anschlüsse technisch nicht einwandfrei. Der sanierungsbedürftige Mischwasserkanal wird demnach erneuert. Zusätzlich entsteht ein Regenwasserkanal, um ein Trennsystem zu schaffen. Dazu gehört auch das Regenrückhaltebecken. So soll das Risiko von „Rückstau-, Überstau- und Überflutungsereignissen“ im dortigen Kanalnetz vermindert werden.

Neugestaltung der Sigmundstraße

Stadtbaumeister Justus Klement berichtete zudem von den Plänen für die Sigmundstraße nach dem Kanalbau. Im östlichen Abschnitt gebe es auf der Nordseite zusätzlich zu den bestehenden Bäumen (zwei werden gefällt) Neupflanzungen, auf der südlichen Seite werde es keine Bäume mehr geben. Im Bereich der Sigmundstraße vor der Kirche würden sechs Bäume zusätzlich gepflanzt. An der Philippstraße blieben die bestehenden Bäume erhalten, dazu würden vier neue gepflanzt. In der östlichen Sigmundstraße sieht der Plan 18 statt elf Parkplätze, in der westlichen Sigmundstraße 18 statt 29 Parkplätze vor. In der Veranstaltung hieß, dass die Straßen nach dem Kanalbau wiederhergestellt werden. Wann die eigentliche Neugestaltung folgt, ist aber offen.

Tiefgarage blockiert: Wohin mit den Autos?

Die größte Sorge bei den Anwohnern betrifft die Parksituation während der Kanalbaumaßnahmen an Sigmund-, Philipp- und Gustavstraße. Das zeigte sich bei einer Infoveranstaltung der Stadtwerke in der vergangenen Woche. Anwohner erklärten, wenn eine der Tiefgaragen mit rund 40 Plätzen durch die wandernde Baustelle blockiert ist, gebe es in der Umgebung nicht genug öffentliche Ausweichparkplätze. Wie es seitens der Baufirma hieß, kann der Zeitraum, in der eine Tiefgarage nicht erreichbar ist, drei bis vier Wochen betragen. Anwohner fragten deshalb, ob sie in dieser Zeit kostenlos in der Innenstadt parken könnten oder ob für die Sigmundstraße Parkberechtigungsscheine nur für Anwohner ausgegeben werden könnten. Eine Lösung gab es bei dem Treffen allerdings nicht. Aus der Anwohner-Runde kam andererseits der Vorschlag für ein Parkplatz-Teilen: Sind in einer Tiefgarage Plätze frei, weil jemand im Urlaub ist, könnten sie Anwohnern angeboten werden, deren Tiefgarage gerade blockiert ist.

Eine andere Sorge war, dass ältere oder gehbehinderte Menschen mit ihren Autos nicht beim Haus vorfahren können, um zum Beispiel Einkaufstaschen auszuladen. Seitens der Baufirma hieß es, dass man im Einzelfall eine Lösung finden werde, sei es zum Beispiel, beim Tragen zu helfen. Dies boten bei dem Treffen auch andere Anwohner an.

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