„Was haben wir davon?“ Stadtrat lehnt Baumkartierung ab
Im Bebauungsplan-Verfahren für das Wohnviertel „Gartenstraße/Moosstraße“ sollten wichtige Bäume kartiert und geschützt werden – dafür hatte sich Weilheims Bauausschuss vor zwei Wochen ausgesprochen. Doch der Stadtrat entschied jetzt anders.
Weilheim – Seine erste Runde hat das Bebauungsplan-Verfahren für das schon lange bestehende Wohngebiet zwischen Sommerstraße, Gartenstraße, Frühlingstraße und Moosstraße im Weilheimer Westen genommen. Im Zuge der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung waren zahlreiche Stellungnahmen dazu eingegangen, die der Bauausschuss des Stadtrates vor zwei Wochen ausführlich beraten hat (wir berichteten).
BfW-Stadtrat: Kartierung in Privatgärten wäre „übergriffig“
Bei der Beschlussfassung im Stadtrat wurden davon nun nurmehr zwei größere Fragen erörtert – und in einer davon entschied das Ratsgremium komplett anders als zuvor der Ausschuss. Der Bauausschuss hatte sich noch mit acht zu eins Stimmen dafür ausgesprochen, den Baumbestand im Plangebiet zu kartieren – so, wie es das Landratsamt in einer Stellungnahme nahegelegt hat. Doch der Stadtrat rückte davon fast einstimmig ab. Weil praktisch jedes Grundstück betreten werden müsse, würde die Erfassung der Bäume „Minimum 10.000 bis 15.000 Euro“ kosten, sagte Manfred Stork, der Leiter der städtischen Bauverwaltung. Das sei im Haushalt nicht eingeplant, und überhaupt habe die Stadt dafür „aktuell kein Geld“. Bürgermeister Markus Loth (BfW) bezweifelte zudem denn Sinn der Kartierung: „Was haben wir davon?“
Zwei BfW-Kollegen stießen ins selbe Horn: Die Baumkartierung würde den Bebauungsplan „überfrachten“ und das nötige Vorgehen in Privatgärten wäre „übergriffig“, befand Florian Lechner. Rupert Pentenrieder betonte als Grünreferent des Stadtrats, dass die prächtigen städtischen Bäume an der Moosstraße ohnehin „allesamt kartiert und festgesetzt“ seien. Und in den Gärten des Quartiers befänden sich nicht so viele stattliche Bäume, dass sich der große Aufwand lohnen würde.
Quartier Gartenstraße / Moosstraße: Bebauungsplan bleibt „einfach“
Das Argument, dass die städtischen Bäume ohnehin erfasst seien, überzeugte unter anderem Grünen-Vertreter Alfred Honisch. Er erklärte damit, dass er nun, anders noch als im Bauausschuss, nicht auf die Kartierung bestehe.
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Zweites wichtiges Thema in dieser Sache war die Frage, ob die Stadt für dieses Gebiet statt eines „einfachen“ besser einen „qualifizierten Bebauungsplan“ aufstellen sollte. Auch das hatte das Landratsamt im Rahmen seiner Einwendungen empfohlen. Doch der Stadtrat entschied sich dagegen, so wie es schon der Bauausschuss bei der Vorberatung getan hatte.
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Für einen „qualifizierten Bebauungsplan“ müsste die Stadt auf eigene Kosten eine Reihe zusätzlicher Gutachten erstellen lassen, warnte Stork; das sei bei dieser Bauleitplanung nicht nötig. In nur einer Abstimmung entschied der Stadtrat letztlich zur Gänze gemäß dem Abwägungsvorschlag des Stadtbauamtes.