Der Kreuther Gemeinderat stimmte einstimmig für den Umbau und die Nutzungsänderung von Wildbad Kreuth in ein Health Retreat. Der historische Charme des Ensembles soll erhalten bleiben.
Kreuth – Die Sanierung des historischen und denkmalgeschützten Wildbads in Kreuth und sein Umbau in ein Health Retreat ist ein Riesenprojekt: anspruchsvoll, langwierig und hochkomplex. Bei der jüngsten Sitzung ging die Bauvoranfrage von Hotelier Korbinian Kohler indes glatt durch den Gemeinderat – dank Kreisbaumeister Christian Boiger.
Planung dür Wildbad Kreuth eng mit Denkmalschutz abgestimmt
Der Tagesordnungspunkt „Vorbescheid Wildbad Kreuth“ war von allen Beteiligten extrem gut vorbereitet. Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) begrüßte Kohlers Architekten Ralph Gierlinger, Thomas Kösters von der Bachmair Weissach Group sowie Kreisbaumeister Christian Boiger und fasste Historie und Planung kurz zusammen. Das historische Bad sei per Erbpachtvertrag von Korbinian Kohler erworben worden, der dort ein Mental Retreat schaffen wolle, wofür gewisse Erweiterungsflächen geschaffen werden müssten. Dem Gemeinderat habe Kohler vor Ort auf dem Hochplateau seine Vorüberlegungen dargelegt. Seither sei er eng vom Denkmalschutz begleitet worden, was zu vorliegender Planung und Bauvoranfrage geführt habe.
„Das ist eng abgestimmt“, erklärte Boiger. „Ziel ist es, das historische Gemäuer wiederzubeleben, das Wildbad zu erhalten und fortzuschreiben und vergangene Bausünden zu beheben.“ Es sei eine sehr harmlose Planung, die an der Silhouette nichts ändere. „Alles, was sich ändert, passiert hinter dem Haus“, erklärte er und erinnerte, dass man es mit einem denkmalrechtlichen Ensemble zu tun habe. Der Denkmalschutz für den Gutshof ist aber erst seit zwei Jahren eingebracht: „Alles sind Einzeldenkmäler und dann liegt der Ensembleschutz noch obendrauf“, machte Boiger später nochmal deutlich.
Fassade nach historischem Vorbild
Wie Bürgermeister Bierschneider ausführte, ist geplant, an der Fassade des Hauptgebäudes zwei in den 1960er-Jahren errichtete Anbauten zurückzubauen und die Fassade wieder nach dem historischen Vorbild herzustellen. Das bestehende Hallenbad soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Ein gläserner Durchgang soll über eine Wasserfläche vom Hauptgebäude aus dorthin führen (siehe Rendering). Sowohl der Gutshof, als auch die Schmiede werden ertüchtigt. In beiden Gebäuden sollen Zimmer entstehen. So auch in den zwei Neubauten, die anstelle der beiden Schuppen entstehen. Der längs stehende, nicht denkmalgeschützte, wird dafür abgebrochen, der quer stehende wird komplett in Richtung Norden versetzt. Insgesamt sollen zwei Pools und die Wasserfläche entstehen, was laut Boiger für ein Wildbad nicht nur angebracht, sondern in der Fortschreibung auch richtig sei.
Auf Rückfrage von Martin Walch (SPD) definierte Boiger die beiden Anbauten an der Fassade, das Schwimmbad und die „Standard-Plastik-Bäderzellen“ als die Bausünden, die es zu entfernen gelte. Hinsichtlich der Kreuther Gestaltungssatzung war man sich einig, dass diese bei einem historischen Gebäude-Ensemble in den Abstandsflächen der Neubauten, aber nicht bei den Details anzulegen ist. Fassadengestaltung, Dachneigung und Abstände sind laut Bierschneider im Bauantragsverfahren, nicht in der Voranfrage zu behandeln. Und Boiger stellte klar: „Details wie Fenstermaße, die Art der Verglasung, Farbe, Materialien, Oberflächen und Bodenbeläge bis ins letzte Zimmer müssen mit uns abgestimmt werden.“
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Areal auch weiterhin für Wanderer zugänglich
Damit die Gebäude in ähnlicher, wenngleich zeitgenössischer Art wieder hergerichtet werden, gäbe es ein Baubuch bis ins letzte Zimmer. Auf die Hinweise von Martin Walch (SPD) und Leonhard Rohnbogner (CSU), bei aller Freiheit von der Ortsgestaltungssatzung sehr vorsichtig mit dem historischen Bestand umzugehen, versprach der Kreisbaumeister des Landkreises, auch bei Wildbad Kreuth so behutsam zu sein wie bei Siebenhütten: „Da ist es gut geworden.“ Bei einem Ensemble seien auch Zwischen- und Freiräume unter Schutz, sagte er mit Blick auf die Tiefgarage, die Zufahrt und das Rondell sowie die Sorge von Ulrike Rohnbogner (CSU), dass das Areal auch weiter öffentlich für Wanderer zugänglich sein sollte. „Da stand früher kein drei Meter hoher Bretterzaun, und den wird es auch jetzt nicht geben“, versicherte Boiger, „vielleicht versenkbare Boller wie vor dem Bräustüberl. Aber es wird alles abgesprochen.“
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Bierschneider betonte nicht nur, wie wichtig es ist, Wildbad Kreuth wieder Leben einzuhauchen und einer guten Nutzung zuzuführen. Leerstand sei schließlich nie gut für ein Gebäude. Der Bürgermeister zollte dem Bauherrn seinen Respekt: „Das ist ein Riesenprojekt mit einem immensen Investitionsaufwand. Wenn es erfolgreich umgesetzt wird, ist es ein Gewinn für Kreuth.“
Gemeinderat stimmt einstimmig für Projekt
Daraufhin stimmten die Gemeinderäte bei allen fünf Beschlüssen einmütig ab: Einstimmig sprachen sie sich für die Bauvorhaben inklusive des Glasgangs sowie der Pools und Wasserflächen, für den Abbruch des einen Stadels und der Versetzung des anderen, für die Ersatzbauten inklusive Tiefgarage, die Neustrukturierung des Ensembles und die Nutzungsänderung aus.
Ebenso den dazugehörigen Abstandsflächen und dem Vorgehen, die Überprüfung und Beurteilung aller Denkmalschutzfragen bei den Details den Denkmalschutz-Experten am Landratsamt zu überlassen. Für die pauschal im Vorfeld zu erteilenden Abweichungen, sprich Ausnahmeregelungen, gab es daher ein klares, einstimmiges Nein. Die Zufahrtsstraße wurde einstimmig als öffentlich zugänglich gewidmet.