Gebirgsschützen rücken an Heiligabend in Waakirchen aus: Söder kommt nicht, Aiwanger schon
An Heiligabend rücken Gebirgsschützen aller 47 bayerischer Kompanien traditionell nach Waakirchen aus, um an die Sendlinger Mordweihnacht von 1705 zu gedenken. Ministerpräsident Markus Söder schickt erneut einen Vertreter.
Waakirchen – Wenn jedes Jahr an Heiligabend rund 600 Gebirgsschützen aller 47 bayerischen Kompanien zwischen dem Chiemgau und dem Werdenfelser Land in Waakirchen aufmarschieren, dann geht es um das ehrliche Hochhalten von Tradition und Brauchtum. Um ein Gedenken, das seinen Ursprung hat in der blutigen Weihnachtsnacht von 1705 – der Sendlinger Mordweihnacht, einem traurigen Kapitel der Spanischen Erbfolgekriege, als zwischen 1701 und 1714 um das Mächtegleichgewicht in Europa gerungen wurde. Rund 2000 Männer, meist Bauern, starben damals vor den Toren Münchens.
Das Oberländerdenkmal mitten in Waakirchen mit dem Löwen obenauf, ist Mahnmal für den wehrhaften Einsatz und die Freiheit. Nicht nur Gebirgsschützen trommelt Organisator Martin Beilhack jedes Jahr zusammen. Der 67-jährige Hauptmann der Waakirchner Kompanie und zugleich Gau-Hauptmann wird zugleich Fahnenabordnungen des Waakirchner Trachtenvereins sowie des örtlichen Veteranen- und Reservistenvereins willkommen heißen. Sie sind eng mit der Tradition verbunden, hielten noch vor der 1955 wiedergegründeten Waakirchner Gebirgsschützenkompanie das Vermächtnis eines einstigen Denkmalvereins in Ehren. Dieser wurde 1904 gegründet mit dem Zweck, ein Denkmal in Waakirchen für Schmid Balthes und die 1705 gefallenen Oberlandler zu errichten. Bald nach der Einweihung des Denkmals 1905 löste sich der Verein auf, und damals 20 000 Goldmark bekam die Gemeinde mit der Auflage, alljährlich ein Totenamt für die Gefallenen zu lesen. „Trachtler und Veteranen übernahmen dann das Versprechen, seit 1955 sind wir Gebirgsschützen dafür zuständig“, sagt Beilhack.
Am Fuße des Denkmals wird also auch heuer der Sendlinger Mordweihnacht gedacht. „Wir rechnen wieder mit rund 600 Gebirgsschützen, die kommen“, so der Hauptmann im Vorfeld.
Gedenkfeier der Gebirgsschützen: Markus Söder schickt Florian Herrmann
Traditionell nehmen zahlreiche Ehrengäste und hochrangige Politiker teil. Eingeladen ist stets der Bayerische Ministerpräsident, doch Markus Söder hat wie in den Vorjahren abgesagt und schriftlich mitgeteilt, dass sich erneut Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) die Ehre geben wird. Er darf als entsandter Vertreter seine Grußworte an die Anwesenden richten. Zugesagt hat auch heuer wieder Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Er wäre als stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister eigentlich der ranghöhere Politiker, doch das Protokoll der Veranstaltung lässt Herrmann den Vortritt für das Grußwort.
Waakirchens Bürgermeister Norbert Kerkel sowie Hauptmann Martin Beilhack sind ebenfalls für Grußworte vorgesehen. Es ist damit zu rechnen, dass Beilhack nicht nur zum eigentlichen Anlass Stellung beziehen wird. Vermutlich wird er auch politische Spitzen einfließen lassen und aktuelle Geschehnisse streifen. „Schon damals sind die Oberlandler aufgestanden“, sagt Beilhack, der glaubt: „Weit sind wir heute nicht mehr weg davon.“
Einreihen in die Gedenkfeier werden sich weitere Politiker, von Oberbayerns Bezirktagspräsident Thomas Schwarzenberger (CSU) über Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), der regelmäßig aus seinem Heimatort Wolfratshausen kommt, sowie Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), „ohne die wir uns die Feier gar nicht vorstellen können“, wie Beilhack anmerkt. Mit Landrat Olaf von Löwis (CSU), heuer erstmals selbst aktiver Gebirgsschütze bei der Gmunder Kompanie, rechnet Beilhack ebenfalls.
Gedenkfeier an Sendlinger Mordweihnacht: Am Oberländerdenkmal gibt‘s Ansprachen
Waakirchens Hauptmann würde sich freuen, wenn wieder viele Zuschauer die Straßen säumen und die Gedenkveranstaltung verfolgen würden. Die beginnt um 8.30 Uhr mit der Aufstellung rund um den Christlwirt. Um 9 Uhr erfolgt der Abmarsch zur katholischen Pfarrkirche, wo Pfarrer Stephan Fischbacher die Messe zelebriert. Für die musikalische Umrahmung sorgen die Waakirchner Sänger unter der Regie von Hausl Brandhofer.
Meine news
Anschließend marschieren die Kompanien zum Löwendenkmal, wo ein Kranz niedergelegt, die Reden gehalten, Salut geschossen und das Musikstück „Der gute Kamerad“ intoniert wird, ehe alle gemeinsam im Chor die Bayernhymne anstimmen werden.
Bei einem Frühschoppen lassen die einzelnen Kompanien dann die Gedenkfeier ausklingen. Auch das ist der Brauch an Heiligabend in Waakirchen. (gr)
Mehr News finden Sie in unserer brandneuen Merkur.de-App, jetzt im verbesserten Design mit mehr Personalisierungs-Funktionen. Mehr Informationen gibt es hier.