Stadt stellt Masterplan für Zoo Frankfurt vor: Das muss ein Tierpark der Zukunft bieten

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Flanieren im gläsernen Tunnel unter Flusspferden, Fischen und Meeresschildkröten. © Zoo Frankfurt

Der Masterplan „Zookunft 2030+“ ist da. Er setzt auf einen stark veränderten Frankfurter Zoo, der Emotionen weckt, um der Natur zu helfen.

Frankfurt – Es ist längst nicht mehr so wie vor 50 Jahren, als Affen und Großkatzen sich quasi in gekachelten Badezimmern dem Publikum entgegenlangweilten. Da hat sich viel getan, aber: „Sie sehen, im Ist-Zustand ist noch viel rot“, sagt Zoodirektorin Christina Geiger, als sie am Donnerstag den lang erwarteten „Masterplan Zookunft 2030+“ vorstellt. Rot markiert bedeutet: schlecht für die Tierhaltung, das Gebäude, und schlecht für die Nachhaltigkeit. An die 20 rote Kreuze zeigt die Übersichtskarte. „Teile unseres 1858 eröffneten Zoos sind alt und in schlechtem Zustand“, sagt auch Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Nashorn- und Affenhaus, Vogelhallen: „Mehr als die Hälfte des Zoos muss neu gestaltet werden.“

So viel zu Vergangenheit und Gegenwart. Jetzt zur „Zookunft“: „Ich bin total überzeugt und begeistert“, sagt Geiger zu den Plänen. „Sie haben Wunderbares geschafft“, sagt Hartwig. „Grandios“, sagt Christof Schenck, der Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF). Schenck kann sich auch deshalb freuen, weil der neue Zoo Mini-Ausgaben dreier Gebiete beinhalten wird, in denen die weltweit aktive ZGF Naturschutzprojekte führt: Serengeti, Lomami, Manú. Nationalparks in Ost- und Zentralafrika sowie Südamerika.

Stadt Frankfurt will mit Masterplan „Zookunft 2030+“ Tierpark komplett umgestalten

Nun liegt also der Masterplan für den Tierpark auf dem Tisch. Gemäß dem Zoo-Motto „Tiere erleben – Natur bewahren“ soll er „die Faszination Wildtier erlebbar machen“, durch positive Erlebnisse ein Verständnis für die Natur und die Vielfalt der Arten zu schaffen, sagt die Zoodirektorin. Die Tierhaltung muss „hervorragend und vorbildlich sein“, das sollen die Menschen sehen und spüren. Sie werden den Tieren näher sein, das soll die Architektur ermöglichen. Hinzu kommt ein Konzept, das den Zoo klimaneutral betreibt – sobald das geht. Der Fernwärmeanschluss steht unmittelbar bevor. Solaranlagen und Grün sollen auf die Dächer.

Die Tierarten bleiben weitgehend die gleichen, verspricht Geiger. „Vielleicht wechseln wir von einer Schweineart zur anderen.“ Und dann: eintauchen in die afrikanische Steppe der Serengeti. Für die Tiere der Lomami-Abteilung hat Frankfurt „zufällig eine lange Tradition“, etwa für Okapis, die anderswo ausgesprochen selten sind. Und Manú wird als neue Zoobewohner Jaguar und Riesenotter begrüßen, prägende Tiere für die zentralafrikanische Fauna.

BLICK IN DIE „ZOOKUNFT“

Anlehnungen an drei Nationalparks, Serengeti (Tansania), Lomami (Demokratische Republik Kongo) und Manu (Peru), jene „Kronjuwelen des internationalen Biodiversitäts- und Klimaschutzes“ (Masterplan), gliedern den Zoo der Zukunft. Die Anlagen sollen variabel nutzbar sein, sich bei Bedarf zusammenlegen oder abtrennen lassen. Die Tiere sollen nahezu immer die freie Wahl zwischen Innen- und Außenanlagen haben. Wo es geht, sind Netze über dem Gelände, das sich Vögel und Landtiere teilen. Futterautomaten simulieren die natürliche Futteraufnahme nach Bedarf. Für große Säugetiere soll es Behandlungs- und Trainingsstände geben, damit das Publikum auch dies miterleben kann.

Vor dem Zooeingang und dem Gesellschaftshaus stehen Skulpturen von Schlüsseltierarten (Nashorn, Giraffe, Flusspferd) aus rostbraunem Cortenstahl in einer angedeuteten Savannenlandschaft.

Serengeti: Die Savanne im südwestlichen Zooabschnitt soll zuerst verwirklicht werden. Dort können Giraffe, Zebra, Antilope, Gazelle und Warzenschwein vergesellschaftet werden, sich also ein Gelände teilen. Auch andere Kombinationen sind möglich. Erdmännchen und Stachelschwein, Flamingo und weitere Vogelarten. Die Zone wird gut 24 000 Quadratmeter groß, beherbergt mindestens 21 Tierarten, Gastronomie, Toiletten, Veranstaltungsflächen. Sie soll auf Funktion und Bedrohungslage der Savanne hinweisen und modernen Naturschutz erklären. Sie enthält ein Flussbett und eine Halle an der Südgrenze des Zoos. Durch diese Halle soll die Landschaft „förmlich fließen“ und die Gäste intuitiv leiten. Energieerzeugung: ausschließlich regenerativ durch Geothermie, Abwasserwärme, Fernwärme, Ökostrom. Das Untergeschoss bietet „Serengeti bei Nacht“ – und Begegnungen mit Flusspferden unter Wasser.

Lomami: An der Grenze zur Rhönstraße entsteht der Tropische Regenwald, angelehnt an den Nationalpark Lomami in der Mitte des afrikanischen Kontinents. Dort könnten sich Okapi, Bongo, Gelbrückenducker, Eulenkopfmeerkatze, Baumschliefer und diverse Vögel das Gelände teilen. Die gut 11 000 Quadratmeter enthalten ebenfalls Toiletten und mobile Gastronomie. Eine Halle mit Holzfassade zeigt typische Bäume, Wasseradern – und Okapis.

Manú: Überflutungswald heißt das Konzept für diesen Teil im Nordosten des Zoos auf knapp 16 000 Quadratmetern. Er erinnert an die südamerikanische Flora und Fauna und vereint etwa Flachlandtapir, Großen Ameisenbär, Capybara, Klammeraffe, Ara; in anderen Konstellationen auch beispielsweise Faultier, Tamandua und Gürteltier oder Jaguar und Riesenotter in variablen sogenannten Switchgehegen. Auch hier Toiletten und mobile Gastronomie, auch hier der große inhaltliche Schwerpunkt auf den Erhalt der Natur, die das Vorbild liefert für diesen Abschnitt: wissenschaftliche Forschung verdeutlichen, Einfluss des Menschen zeigen, Tierarten als Botschafter. Die zugehörige Manú-Kuppelhalle soll an Felswände erinnern.

Das Zoo-Planungsteam vom Büro Dan Pearlman hat bei seiner Arbeit „einen Zusammenhalt zwischen Zoo und Stadt erlebt wie sonst nirgends auf der Welt“. Der Frankfurter Zoo sei eben von Bürgerinnen und Bürgern gegründet worden, sagt Christina Geiger: „Wir erleben hier, wie fest er in der Gesellschaft verankert ist.“

Zoo Frankfurt soll internationales Artenschutzzentrum bekommen

Eine Ecke hält der künftige Zoo für das geplante Frankfurt Conservation Center (FCC) frei, ein internationales Artenschutzzentrum, an dem sich viele Organisationen unter Federführung der ZGF beteiligen. „Das wird unglaublich, dort aus dem Fenster auf den Manú zu schauen“, sagt Christof Schenck. Er nutzt die Gelegenheit, an die Ernsthaftigkeit des Anliegens Artenschutz zu erinnern. „Es driftet auf der Welt alles auseinander“, sagt er. „Die Politik tut nicht, was nötig ist, um die biologische Vielfalt zu erhalten. In Frankfurt zeigen wir, was möglich ist.“ Es gelte, eine Basis zu schaffen, „in einer Zeit, in der wir die meisten Informationen haben und am wenigsten verstanden wird“. Der neue Zoo soll helfen.

Serengeti soll leben – gerade in Frankfurt.
Serengeti soll leben – gerade in Frankfurt. © Zoo Frankfurt

Dezernentin Hartwig erwartet, dass die Stadtverordnetenversammlung bald den Grundsatzbeschluss für den Umbau trifft. Und der Preis? „Es wird Geld kosten“, sagt die Stadträtin. Wie viel? Das muss die Bau- und Finanzierungsvorlage zeigen. Zur Orientierung nennt sie jene 7,2 Millionen Euro für die 2019 eröffnete Pinguinanlage und 2,2 Millionen für den neuen Löwen-Außenbereich. Serengeti, Lomami und Manú werden sechs neue Anlagen bekommen – jeweils.

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