Grüne wollen Igel schützen: Kontroverse Debatte über Nachtfahrverbot für Mähroboter

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Viele Igel werden von Mährobotern nicht als Hindernis erkannt. Die nachtaktiven Tiere laufen nicht weg, sondern rollen sich ein. © (Martina Gehret)

Die Zahl der Igel geht zurück. Für die Wolfratshauser Grünen ein guter Grund, mehr für den Schutz der Stacheltiere zu tun.

Wolfratshausen – Die Wolfratshauser Grünen haben sich den Schutz von im Garten lebenden Igeln auf die Fahnen geschrieben. Doch ein diesbezüglicher Antrag der Grünen-Stadtratsfraktion wurde in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Stadtrats schwer gerupft. Einen Passus des dreiteiligen Antrags, den Einsatz von Mährobotern in den Nachtstunden zu verbieten, zogen die Grünen nach kontroverser Diskussion zurück.

Nach Einschätzung von Dr. Hans Schmidt (Grüne) ist die Zahl der Igel stark rückläufig. Das bestätigt die Deutsche Wildtierstiftung – und nennt Gründe: Den Tieren mangele es in der modernen Agrarlandschaft und in akkurat gestalteten Stadtgärten am geeignetem Lebensraum. Zudem würden viele Igel auf den Straßen von Autos überfahren, durch die Klingen von Mährobotern tödlich verletzt und sie würden wegen des rasanten Insektenrückgangs zu wenig Nahrung finden.

Die Stacheltiere sind wichtig fürs Ökosystem

Fürs ökologische Gleichgewicht sei das Stacheltier jedoch immens wichtig, betonte Schmidt in der Begründung des Antrags. Er forderte, dass die Stadtverwaltung beauftragt werde, „mögliche Maßnahmen zum Schutz für im Garten lebende Igel durch den nächtlichen Einsatz von Mährobotern zusammenzustellen“. Wichtig sei eine Informationskampagne über die Bedeutung von Igeln für das Ökosystem, die Aufklärung über die Gefahren von Mährobotern für Igel, die Erarbeitung von Vorschlägen „für alternative Zeitpunkte zum Einsatz von Mährobotern“ sowie Handlungsempfehlungen „für igelfreundliche Gärten“. Ein weiterer Passus: „Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, inwiefern auch ein Verbot von Mährobotern in den Nachtstunden rechtlich möglich ist.“

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Darüber hinaus plädierte Schmidt für eine Ortsverordnung, in der festgeschrieben werde: Im Zuge von Neubauprojekten „ist bei Zäunen jeder Art eine Bodenfreiheit von mindestens zehn Zentimetern einzuhalten, sodass eine Durchlässigkeit für Kleintiere entsteht. Alternativ kann auch eine Durchschlupfmöglichkeit von mindestens zehn mal zehn Zentimetern mindestens alle zehn Meter geschaffen werden, sodass bestehende Zäune und Mauern leicht angepasst werden können.“

Vize-Bürgermeister hält mehr von Geboten als von Verboten

Grundsätzlich stehe er „voll dahinter“, sagte Günther Eibl (CSU) zum Vorstoß der Grünen. Allerdings bemängelte der Vize-Bürgermeister „Form und Umfang“ des Antrags. Er schlug vor, dass in der Rathaus-Broschüre „Wolfratshausen aktuell“ sowie auf der Homepage der Kommune übers Thema Igel informiert werde. Von einem Nachtfahrverbot für Mähroboter halte er dagegen nichts. Eibls Hauptargument: „Wer kontrolliert das? Das Landratsamt oder unsere Sicherheitswacht?“ Mit Blick auf mögliche Verstöße gegen igelfreundliche Zäune stellte er die Frage in den Raum: „Soll dann der eine Nachbar den anderen anzeigen? Dann viel Spaß...“ Wenn überhaupt, müsste die Zaun-Vorschrift in Bebauungsplänen festgeschrieben werden. Er halte grundsätzlich mehr von Geboten als von Verboten.

SPD-Stadträtin nimmt Umweltreferenten in die Pflicht

„Mal wieder wird die Verwaltung beauftragt“, echauffierte sich Gerlinde Berchtold (SPD). Erneut würden die Grünen mit einem Antrag zur Mehrbelastung der Rathaus-Mitarbeiter beitragen – aber hätten doch zuvor selbst aktiv werden können. Berchtold pflichtete Eibl bei, dass Aufklärung in der Rathaus-Broschüre betrieben werden könne. Sie nahm Schmidt in seiner Funktion als Umweltreferent des Stadtrats in die Pflicht. Zumal könnten die Grünen gemeinsam mit dem Bund Naturschutz eine Igelschutz-Kampagne initiieren, statt diese Arbeit der Verwaltung aufzubürden.

„Ich sehe, Sie sind im Wahlkampfmodus“, entgegnete Schmidt. „Wir haben als Grünen-Ortsverband bereits eine Info-Veranstaltung zum Thema Igel gemacht“, ließ er Berchtold wissen. Schmidt erklärte sich aber bereit, für „Wolfratshausen aktuell“ einen Beitrag zu verfassen.

Unsere Handwerksbücher sind die Bayerische Bauordnung und das Baugesetzbuch. 

Das geforderte Verbot von Mährobotern in den Nachtstunden nahm der Grünen-Vertreter in der Sitzung vom Tisch. Der Grund sei „ein Hinweis“ vom Landratsamt. Das ging Ingrid Schnaller (SPD) etwas zu schnell. Sie befragte flugs mithilfe ihres Smartphones die Künstliche Intelligenz und berichtete, dass es durchaus Kommunen geben würde, die ein solches Verbot ausgesprochen hätten. „Das ist hier aber der falsche Ausschuss“, betonte Sebastian Sens, Mitarbeiter im Rathaus-Referat Planen und Umwelt. „Unsere Handwerksbücher sind die Bayerische Bauordnung und das Baugesetzbuch.“ Das Verbot von selbstfahrenden Rasenschneidern „gibt keins von beiden her“. Wenn gewünscht, so Sens, wäre das ein Thema für den Stadtrat oder den Hauptausschuss des Stadtrats.

Unterm Strich blieb vom Grünen-Antrag nur die Forderung nach besagten Zäunen, die Igeln und anderen Kleintieren die Möglichkeit geben, unter diesen durchzuschlüpfen. Diesem Vorschlag stimmten die Mitglieder des Bauausschusses einhellig zu. Zeitnah in die Tat umgesetzt wird der Wunsch nicht. Zunächst, so Rathauschef Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung), werde das Ansinnen im zuständigen Fachreferat nun geprüft. Denn: „Im Vorfeld darf ein Antrag nicht geprüft werden.“ (cce)

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