„Ein dickes Packerl“: Demenzzentrum in Wolfratshausen nimmt die nächste Hürde – Entwurf gebilligt
Der Fachausschuss in Wolfratshausen stimmt dem Bebauungsplanentwurf zu. In Weidach soll ein dreistöckiges Gebäude für 90 Bewohner entstehen.
Wolfratshausen – „Wie wichtig diese Einrichtung für Wolfratshausen ist, weiß jeder“: Das hat Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) immer wieder betont. Wie berichtet entspricht das Demenzzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) am Paradiesweg nicht mehr dem Wohn- und Pflegequalitätsgesetz. Im Herbst vergangenen Jahres stellten die Stadträte die ersten Weichen für einen Neubau.
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In Weidach soll ein neues Demenzzentrum entstehen – Öffentlichkeit soll beteiligt werden
Im Stadtteil Weidach, nördlich des Gipsenwegs zwischen Loisach und S-Bahn-Gleis, soll auf knapp 7100 Quadratmetern Fläche – aktuell eine grüne Wiese – ein dreistöckiger Gebäudekomplex entstehen. In der jüngsten Sitzung billigte der Bauausschuss des Stadtrats den Entwurf für einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan mit dem Namen Demenzzentrum – und beschloss die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit.
Bauherr ist der Bezirksverband der AWO Oberbayern, das Konzept entwickelte der Architekt Peter Flickinger (Architekturbüro Höss, Amberg und Partner in München). Das Demenzzentrum soll 90 Bewohnern Platz bieten, „vorwiegend Einzelzimmer“ werde es geben, so Flickinger bei der Präsentation des Projekts im September.
Trotz der Größe ist das Wohnheim für 90 Personen „ein begrüßenswertes Vorhaben“
Der Bebauungsplanentwurf mit seinen 14 Anlagen, darunter ein Entwässerungskonzept sowie ein „schallimmissionsschutztechnisches Gutachten“ sei „ein dickes Packerl“, stellte Rathauschef Heilinglechner in der Bauausschusssitzung fest. Aufgrund vorangegangener interner Besprechungen verzichteten die Mandatsträger darauf, dass der Rathauschef das Ganze in der Sitzung vorlas.
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„Das ist ein begrüßenswertes Vorhaben“, bilanzierte Josef Praller (BVW), die Stellungnahmen der Fachbehörden seien „schlüssig“. Er freue sich, dass die Fachbehörden „grünes Licht“ für das Vorhaben gegeben hätten. Derselben Meinung war Ingrid Schnaller (SPD), die allerdings bezweifelte, dass die Parkplätze für die Mitarbeiter und die Besucher der Einrichtung ausreichend seien. Die Anzahl entspreche der Stellplatz-Satzung der Kommune, entgegnete Sebastian Sens, Mitarbeiter im Rathaus-Referat Planen und Umwelt. Trotzdem bat Dr. Hans Schmidt (Grüne) darum, die AWO um entsprechende Belege zu bitten, „dass die Stellplätze wirklich ausreichen“.
Photovoltaik und Schallschutz
Der Bebauungsplanentwurf enthält Festsetzungen zu den Baugrenzen. So soll zwischen dem Gebäudekomplex und den S-Bahngleisen ein Mindestabstand von 9,70 Metern eingehalten werden. Die maximal zulässige Grundfläche beträgt 2900 Quadratmeter. Die darf bis zu einer Gesamtgrundfläche von 4300 Quadratmetern durch Nebenanlagen, Garagen und Stellplätzen plus Zufahrten überschritten werden. Aus Klimaschutzgründen müssen mindestens 40 Prozent der „ausschließlich zulässigen Flachdächer“ begrünt werden. Ebenfalls festgeschrieben. Auf mindestens der Hälfte der „nutzbaren Dachfläche“ muss der Bauherr Photovoltaikmodule installieren. Laut Schallschutzgutachten ist der Lieferverkehr auf die Zeit zwischen 6 und 20 Uhr beschränkt. „Schutzbedürftige Aufenthaltsräume“, vor allem Schlafräume, dürfen nur mit schallgedämmten Belüftungsanlagen ausgestattet werden.
„Trotz der Größe des Bauvorhabens“ werde er dem Bebauungsplanentwurf zustimmen, sagte Hans-Georg-Anders (Grüne). Er erinnerte an seinen Vorschlag, den vorhandenen Geh- und Radweg entlang der Loisach auf 3,50 Meter zu verbreitern sowie eine entsprechende Verbindung vom Gipsenweg bis zur Weidacher Brücke im Norden zu schaffen. Ein Wunsch, den der Bauausschuss im März mit einem einstimmigen Votum bekräftigte.
CSU-Rätin Renate Tilke sorgt sich wegen möglicher Überschwemmung bei einem Jahrtausendereignis
CSU-Rätin Renate Tilke äußerte ihre Sorgen hinsichtlich einer Überschwemmungsgefahr „bei einem Jahrtausendereignis“. Eine solche Extremwetterlage, mit der wie der Name sagt statistisch betrachtet alle 1000 Jahre gerechnet werden muss, sei von den Experten nicht berücksichtigt worden – „und muss es auch nicht“, sagte Sens. Für Fachbehörden wie das Wasserwirtschaftsamt Weilheim sei dies „kein Thema“ gewesen, ergänzte Bürgermeister Heilinglechner. Sollte sich tatsächlich eine Jahrtausend-Superzelle über der Flößerstadt entladen, „dann steht hier eh alles unter Wasser“, so Sens pragmatisch.
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Mit 10:0 Stimmen billigte das Fachgremium den Bebauungsplanentwurf. Ebenfalls einstimmig fiel der Beschluss, die Öffentlichkeit frühzeitig in das Projekt mit einzubeziehen. Dazu gehört unter anderem das Einholen von Stellungnahmen sogenannter Träger öffentlicher Belange – und die Nachbargemeinden werden zu ihrer Meinung zum Vorhaben befragt.