Lastwagenweise Schnee aus Grainau: Das Hornschlittenrennen steht - „Wahnsinn“, wie alle helfen

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Einen riesigen Schneeberg haben die Grainauer am Schwimmbad deponiert. Den bekommt jetzt der Hornschlittenverein für sein Rennen. © sehr

Der große Tag der Hornschlittenfahrer kann kommen. Der Schnee für das Rennen am 6. Januar liegt bereit. Die erste Party startet bereits Donnerstagabend. Bis dahin können sich die Teilnehmer noch anmelden.

Garmisch-Partenkirchen – Etwa 200 Gäste werden’s sein. Bis aus Thüringen, Sachsen, aus dem Schwarzwald und aus Coburg reisen sie an. Zu Peter Strodls Geburtstag am 4. Januar. Er lacht. „Freilich, das gibt jedes Jahr ein Mordsfest.“ Genau genommen ist’s wirklich er, der alle einlädt und die Feier veranstaltet. Doch feiert er nicht sich selbst. Das Hornschlittenrennen steht im Zentrum. Immer an diesem Tag endet die Anmeldefrist, im Zielraum des Rennens gibt’s heuer – nicht wie sonst in einer Wirtschaft – am Abend eine Party mit DJ, die Startnummern werden ausgelost. Als Geschenk wünscht sich Strodl: viele Teilnehmer, keine Unfälle. Ein weiteres bekam der Vorsitzende des Hornschlittenvereins bereits vor einer Woche. In einer Krisensitzung bei frühlingshaften Temperaturen hat der Vorstand beschlossen: Das Rennen findet statt. Schneedepot und eine Riesenunterstützung sei Dank.

Hornschlittenverein: Noch nie fiel ein Rennen wegen Schneemangel aus

Am Dienstagmorgen um 7 Uhr starteten die ersten Lastwagen. Stundenlang karrten sie zwischen Grainau und dem Ortsteil Partenkirchen hin und her. Schnee aufladen und abladen, den ganzen Tag. Heimische Fuhr- und Tiefbauunternehmer helfen unentgeltlich, stellen Fahrer und Fahrzeuge sowie Bagger zur Verfügung. „Wahnsinn“, sagt Strodl mehrmals. „Ohne sie – ich weiß nicht, wie das funktionieren würde.“ Gleiches gilt für die Gemeinde. Bürgermeister Stephan Märkl sagte sofort seine Hilfe zu, als klar war: Der Hornschlittenverein braucht dringend Grainauer Schnee für das traditionsreiche Rennen.

Seit 1970 findet es statt. Noch nie ist es wegen irgendwelcher Wetterkapriolen ausgefallen. Nur gegen Corona hatten die Organisatoren keine Chance, zweimal mussten sie ihr Spektakel absagen. „Ansonsten haben wir es immer geschafft“, sagt Strodl. So auch 2024.

80 Lastwagen voll Schnee für die Hornschlittenstrecke

Etwa 80-mal wurden die Lastwagen mit dem Schnee beladen, das die Grainauer nach dem massiven Wintereinbruch Anfang Dezember von den Straßen weggeräumt und seitdem am Schwimmbad gelagert haben. Um die 1600 Kubik kommen so zusammen, schätzt Strodl. „Wahnsinn“, sagt er erneut.

Noch steht er auf einer grünen Wiese im Zieleinlauf in der Wildenau in Garmisch-Partenkirchen nahe der Partnachklamm. „Ein bisschen trostlos schaut das schon aus.“ Immerhin ist der Boden gefroren, und die Meteorologen prognostizieren neben Schneefall – „für die Kulisse wär’ das freilich perfekt“ – kalte Temperaturen. Ideal für Zuschauer und Veranstalter. „Damit es kein so Batz wird wie im vergangenen Jahr.“ Als sich die Schneelage noch prekärer zeigte als heuer und die etwa 5000 Zuschauer im Dreck standen.

Verkürzte Strecke beim Hornschlittenrennen: Macht nicht, „jetzt kann wirklich jeder teilnehmen“

Ursprünglich hatte der Vereinsvorsitzende gehofft, Schnee aus dem Skistadion zu bekommen, den Abrieb, der beim Eismachen entsteht und den die Eishockey-Verantwortlichen nicht gebrauchen können. Den aber benötigte der SC Partenkirchen. „Freilich, das Neujahrsspringen geht vor“, meint Strodl. Auch jetzt kann der Skiclub keinen Schnee abgeben, denn am Wochenende findet ein Kontinentalspringen im Olympiastadion statt. Also machten sich die Helfer auf die Suche nach einem weiteren Depot. Ihr Glück: Der Grainauer Schnee dürfte reichen. Allerdings nicht, um die gesamte Strecke herzurichten. Wie im Vorjahr fällt der Startschuss kurz unterhalb des Eristichs. 800 Meter statt 1,1 Kilometer rasen die Schlitten ins Tal. Strodl ärgert das keineswegs. Im Gegenteil. „Ich bin sogar ein bisschen froh.“ Gerade vor dem Hintergrund, dass wegen des Schneemangels und der Streckenpräparierung am Freitag, 5. Januar, kein Training stattfindet (Programm siehe Kasten unten). „Nicht so schlimm“ für die Starter. Denn mit der verkürzten Variante fällt die steilste und schnellste Passage weg, damit die gefährlichste. „Am Eristich sind immer am meisten Unfälle passiert.“ Jetzt könne wirklich jeder teilnehmen. Und Strodl appelliert gerade noch einmal an die Frauen, sich anzumelden. Vier Teams haben sich bei derzeit 33 schon getraut.

Knapp 80 Schlitten gingen 2023 an den Start. Strodl hofft auf genauso viele in diesem Jahr. „Damit der ganze Einsatz unserer Helfer belohnt wird.“ Das wäre für den Garmisch-Partenkirchner das größte Geschenk. Seinen 70. Geburtstag feiert er morgen. Da könnte es schon noch etwas Besonderes sein, also setzt Strodl auf seine bescheidene Wunschliste noch etwas drauf: viele einheimische Teilnehmer am Dreikönigstag, im Idealfall einer auf dem Siegerpodest. „So ein Lokalmatador, das wäre perfekt.“

Das Hornschlittenrennen: Programm und Anmeldung

Anmeldung bis Donnerstag, 4. Januar, 16 Uhr, in der Hornschlittenhütte, Telefon 0 88 21/46 64.
Donnerstag, 4. Januar: 20 Uhr: Auslosungsparty mit Getränken, Grillfleisch und DJ für alle Interessierten, Fans und Teilnehmer an der Hornschlittenhütte; sie ist tagsüber durchgehend geöffnet.
Freitag, 5. Januar: Strecke wird präpariert. Ein Training ist daher nicht möglich.
Samstag, 6. Januar: 9 bis 11 Uhr: Startnummernausgabe und Schlittenabnahme am Olympia-Skistadion (Mitteleingang) gegen Bezahlung des Startgeldes von 50 Euro pro Team
12.30 Uhr: Start des 53. Hornschlittenrennens; in den Pausen Zipfelbob-Rennen für Jung und Alt, Anmeldung vor Ort
Gegen 15 Uhr: Siegerehrung für die drei schnellsten Hornschlittenteams.
19 Uhr: Preisverleihung und Hornschlittenball in der Bayernhalle mit der Liveband Gamskult
Anreise: Sowohl für die Auslosungsparty als auch für das Rennen bitten die Veranstalter, mit dem Shuttlebus oder öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Direkt im Rennbereich gibt es keine Parkmöglichkeiten.

Alle Informationen gibt es unter www.hornschlitten.de.

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