Bergamt erteilt Freigabe für Gasbohrung in Reichling

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Reichling

Kommentare

Hier könnte bald gebohrt werden. Eine Überwachungskamera wurde bereits angebracht. © Manuela Schmid

Die Freigabe für die Gas-Probebohrung in Reichling steht wohl unmittelbar bevor. Dies geht aus einem Schreiben des Bergamtes an die Gemeinde hervor.

Reichling – Auf dem Grundstück neben der Straße zwischen Reichling und Rott ist schon die Überwachungskamera für das Bohrplatz-Areal aufgebaut – und womöglich könnte auch bald der Bohrturm stehen. Die Gemeinde Reichling ist vom Bergamt jetzt nämlich informiert worden, dass die Betreiberfirma alle Voraussetzungen für den Beginn der Arbeiten erfüllt habe. Dies teilte Bürgermeister Johannes Hintersberger unserer Zeitung mit.

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

In dem Schreiben heißt es, dass die Firma „Genexco“ alle erforderlichen Nachweise erbracht habe. „Somit liegen die Voraussetzungen für den Beginn der Arbeiten vor. Wir werden dies dem Antragsteller mitteilen“, teilt das Bergamt mit.

Viele besorgte Bürger verfolgten die jüngste Reichlinger  Gemeinderatssitzung, an deren Ende es noch zu einem hitzigen Wortgefecht kam.
Viele besorgte Bürger verfolgten die Reichlinger Ratssitzung, an deren Ende es zu einem hitzigen Wortgefecht kam. © Manuela Schmid

Zum Zeitpunkt der jüngsten Reichlinger Gemeinderatssitzung war diese Nachricht noch gar nicht bekannt. Dennoch kam es dort zu einem hitzigen Wortgefecht. Der Bürgermeister hatte zuvor öffentlich erklärt, warum er den Bayerischen Rundfunk für die Sendung „Jetzt red I“ nicht in die Mehrzweckhalle lassen wollte (wir berichteten). Später bekräftigte er nochmals: „Wir können die Bohrung nicht stoppen, weil es eine sichere Bohrung durch ein ausbetoniertes Stahlrohr ist“.

Dagegen protestierte ein Bürger lautstark: Das sei eine „Sauerei. Sie können sehr wohl was tun“, hielt er dem Bürgermeister vor. „Es geht um unsere Zukunft und die unserer Kinder“, mahnte er. Die Bohrung werde Konsequenzen für alle Bürger haben. Und auch die Grundstückspreise würden fallen, weil niemand in einem Gebiet mit Erdgasbohrungen wohnen wolle.

Was ist mit Gimmenhausen?

Heinrich Quartal stoppte das Wortgefecht schließlich und wies darauf hin: „Wir haben hier eine Gemeinderatssitzung.“ Wegen der vorgerückten Stunde forderte er den Bürger auf, nach Hause zu gehen.

Vor der hitzigen Debatte hatte eine Mitstreiterin der Bürgerinitiative nachgefragt, ob auch noch im Reichlinger Ortsteil Gimmenhausen gebohrt werden solle. Sie hatte einen Börsenbericht des Mutterkonzerns „MCF“ dabei, in dem es heißt, dass im Gebiet „Lech Ost“ bereits Pachtverträge unterzeichnet worden seien. Das Gebiet reiche etwa von Gimmenhausen bis Riederau am Ammersee. Und in Gimmenhausen hätte „Genexco“ schon bei Grundstücksbesitzern nachgefragt.

Hitziges Wortgefecht im Gemeinderat

Der Bürgermeister teilte mit, dass in Gimmenhausen wegen der Trinkwasserversorgung keine Bohrung möglich sei: „Dort haben wir unsere Hand drauf, denn da bohren wir nach Trinkwasser“, versicherte er. „Stand jetzt wird nur in Reichling gebohrt.“

Zum Trinkwassernotfallkonzept, das „Genexco“ für die Probebohrung beim Bergamt vorlegen musste, sagte der Bürgermeister unserer Zeitung: Die Gemeinde habe kein großes Mitsprachrecht gehabt, jedoch eine Liste mit Wünschen erstellen können. Die Anregungen der Gemeinde seien dann vom Bergamt noch ergänzt worden.

Alle News und Geschichten sind auch auf der Facebook-Seite der Schongauer Nachrichten zu finden.

Ein Wasserlieferant für den Notfall sei aber vom Bergamt als nicht notwendig erachtet worden, da es im Schadensfall zwei Jahre dauern würde, bis das Trinkwasser betroffen wäre – und in dieser Zeit nach Einschätzung des Bergamtes noch rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden könnten.

Wichtige Entscheidung im Landtag

Eine Entscheidung, die auch weitreichende Folgen für eine Gasbohrung in Reichling hat, fiel am gestrigen Donnerstag im Landtag: Der Wirtschaftsausschuss stimmte gegen die Wiedereinführung einer Förderabgabe auf Erdgas in Bayern. Bündnis 90/Die Grünen hatten einen entsprechenden Antrag eingereicht, der von der SPD unterstützt wurde. CSU, Freie Wähler und AfD stimmen jedoch dagegen.

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

Der Landesbeauftragte des Bund Naturschutzes, Martin Geilhufe, kommentierte das Votum des Wirtschaftsausschusses so: „Die Staatsregierung will die Gasbohrungen in Bayern unbedingt, das wurde mit der heutigen Abstimmung deutlich. Die Förderabgabe wäre ein Mittel gewesen, die Gasbohrung in Reichling wirtschaftlich unattraktiv zu machen. Stattdessen wird unsere Heimat an einen Gaskonzern verkauft, ohne dass die Region selber davon profitiert. Mehr noch, Gefahren für das Grundwasser werden bewusst in Kauf genommen, das Festhalten an fossiler Energie wird durch solche indirekten Subventionen weiter zementiert. Gasbohrungen im Freistaat sind ein Schritt zurück in Richtung fossile Vergangenheit.“

Rodungen haben begonnen

Derweil hat in Reichling am gestrigen Donnerstag schon die Rodung des Grundstückes am Bohrplatz begonnen.

Auch interessant

Kommentare