Reichlings Bürgermeister setzt „Jetzt red I“ vor die Tür
Die Gemeinde Reichling sperrt die Sendung „Jetzt red I“ des Bayerischen Rundfunks aus. Bürgermeister Johannes Hintersberger wollte den Bayerischen Rundfunk für die Sendung, in der über die geplanten Erdgasbohrungen diskutiert werden soll, nicht in die Mehrzweckhalle lassen.

Reichlings Bürgermeiter Johannes Hintersberger hat das Bayerische Fernsehen ausgesperrt: Dem Gemeindechef wird der Medienrummel zu viel. Er kritisiert eine „Hysterie“ bezüglich der Gasbohrungen. „Wir geben den Raum nicht her“, sagte Hintersberger auf Anfrage der Heimatzeitung. Der BR hätte in der Halle in Reichling ein Studio für die Sendung einrichten wollen. Doch der Bürgermeister meint, es herrsche schon genug Unruhe im Dorf – der Ort sei regelrecht aufgehetzt. Er wünsche sich, „dass endlich wieder Ruhe einkehrt“, erklärte Hintersberger. Denn er sei davon überzeugt, „dass ein Großteil der Bevölkerung durch den Medienrummel und die Omnipräsenz dieses Themas sehr strapaziert wurde und wird“.
Zudem beschwerte sich der Gemeindechef darüber, dass ihm „das Auftreten des BR missfiel“: „Der BR ging einfach mit einem Bauhofmitarbeiter in die Halle, um diese zu besichtigen, ohne dies vorher mit der Gemeinde abzusprechen“, regte sich der Bürgermeister auf.
Sendung findet jetzt in Dießen statt
Die Sendung soll daher jetzt stattdessen am 2. Oktober in Dießen am Ammersee stattfinden und ab 20.15 Uh im Bayerischen Fernsehen zu sehen sein. Die Bürgerinnen und Bürger können dabei livemit Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Frei Wäler)undLisa Badum (Grüne),Mitglied des Klima-Ausschusses im Bundestag, diskutieren.
Hintersberger wunderte sich diesbezüglich, warum die Gäste der Sendung vorher zu einem ersten Kennenlernen eingeladen worden seien: Er fürchtet, dass gewisse Fragen dabei unterbunden werden könnten oder Gäste vielleicht manipuliert würden.
Die Absage der Gemeinde Reichling an den Bayerischen Rundfunk ist auch erfolgt, weil der Bürgermeister eine „einseitige Berichterstattung“ fürchtet, wie sie „in der Vergangenheit im Kontext der Gasbohrung und der damit verbundenen Debatten zu beobachten war“, so der Gemeindechef.
Fakten müssen respektiert werden
„Ich bin der Überzeugung, dass eine ausgewogene Berichterstattung eben auch die Fakten respektieren muss und nicht allein die letztendlich wenigen lauten und durchaus von Hysterie geprägten Stimmen der Bürgerinitiative und Umweltschutzverbände“, meint Hintersberger. In der Vergangenheit habe sich die Berichterstattung zum Thema Gasbohrung häufig auf „unsachliche und auf Emotionalität ausgerichtete Darstellungen“ konzentriert.
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Dies habe zu einer Sympathie für Klimagruppierungen geführt, „die unter dem Deckmantel des Umweltschutzes Meinungen und Verhaltensweisen aufzeigten, die durchaus als Klimaterrorismus empfunden werden können und teilweise unserer Rechtsstaatlichkeit entgegengesetzt stehen“, glaubt der Bürgermeister.
Kontaminierung von Trinkwasser
„Zu vernachlässigende Argumente, wie beispielsweise eine Lichtverschmutzung über den relativ kurzen Zeitraum des Bohrbetriebs, werden zum Hauptaugenmerk der Diskussionen“, kritisiert der Gemeindechef. „Plakativ wird der ‚Worst Case‘, eine Havarie der Bohrung, und die damit verbundene Kontaminierung unseres Trinkwassers eingesetzt.“ Laut der Studie zur Trinkwasserversorgung bräuchte das verunreinigte Grundwasser drei Jahre, bis es von der Bohrung bei der Reichlinger Trinkwasserquelle ankomme, informiert der Bürgermeister. Dies gebe Spielraum für nötige Handlungsschritte.
Hintersberger ist sich sicher: “Die verschiedensten Horroszenarien haben zu einer weitreichenden Verunsicherung der Bürger unserer Gemeinde geführt. Dies leistet keinen Beitrag zu notwendigen Diskussionen über Versorgungssicherheit, Verantwortung und eine nachhaltige Energiezukunft.“ Der Bürgermeister findet: „Es sollten Lösungen gefunden werden, die sowohl unseren wirtschaftlichen Interessen, als auch den gerechtfertigten Umweltanliegen Rechnung tragen.“ Er würde sich daher wünschen, „dass bei einer Berichterstattung nicht nur die Stimmen der Kritiker, sondern auch die der Befürworter von Gasbohrungen und ihre sorgfältig durchdachten Argumente angemessen präsentiert werden“. ms