„Da leidet die Qualität für Urlauber“ - Bilanz der Tourismus-Saison in Peiting

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Eingespieltes Team: Sabine Hickisch (li.) und Andrea Deibler kümmern sich in der Peitinger Tourist Info um die Anliegen der Urlauber. © Gemeinde Peiting

Die großen Ferien sind vorbei, der Sommer neigt sich dem Ende entgegen. Zeit für eine Bilanz, wie die Urlaubssaison in Peiting gelaufen ist.

Ein Gespräch mit Andrea Deibler von der Tourist Info über Übernachtungszahlen, Urlaub daheim und warum sie die sinkende Zahl an Gastronomiebetrieben in der Gemeinde mit Sorge sieht.

Frau Deibler, die große Reisezeit des Jahres ist vorbei, wie ist es in Sachen Tourismus heuer gelaufen für die Marktgemeinde?

Rein für den Sommer gesprochen positiv. Die Privatvermieter, für die mir die aktuellen Zahlen schon vorliegen, waren tatsächlich sehr gut gebucht.

Im vergangenen Jahr hatte man in Peiting mit 38605 Übernachtungen einen neuen Rekord verzeichnet und die Zahlen vor der Corona-Pandemie übertroffen. Hält dieser Trend heuer an?

Leider sieht es nicht danach aus. Bis Ende Juli haben wir – Gewerbebetriebe und Privatanbieter zusammengerechnet – rund 7 Prozent weniger Übernachtungen gehabt als im gleichen Zeitraum 2023.

Wie erklären Sie sich diesen Rückgang?

Gerade in der Zeit von Januar bis Ostern entfallen viele Übernachtungen der Erfahrung nach auf geschäftliche Buchungen. Hier war die Nachfrage heuer deutlich geringer, was meiner Meinung nach mit der schwächelnden Wirtschaft zusammenhängen dürfte. Es fehlen die Bautätigkeiten, weshalb Firmen weniger Bautrupps schicken, die untergebracht werden müssen.

In der Corona-Zeit haben viele Deutsche Urlaub daheim gemacht. Hat sich das mittlerweile wieder geändert?

Für unsere Gemeinde ist das schwer zu sagen, wo die Touristen herkommen. Wie Schongau oder auch Peißenberg haben wir kein offizielles Meldewesen, heißt, es gibt keine Meldezettel, wo draufsteht, der Gast stammt aus XY. Das ist also ein bisschen der Blick in die Glaskugel. Was ich sagen kann, ist, dass viele, die den Wohnmobilstellplatz nutzen, aus der näheren Umgebung kommen. Die fahren auch mal über das Wochenende aus Augsburg oder München her, um bei uns zu wandern und zu radeln. Internationale Gäste führt dagegen oft die Lage an der Romantischen Straße zu uns, aber auch die Tatsache, dass es bei uns günstiger ist als in den Hochburgen wie Garmisch und man trotzdem viele Ausflugsziele gut erreichen kann.

Sie sprechen damit schon eine Sache an, mit der die Marktgemeinde Peiting bei den Touristen offenbar punkten kann.

Viele suchen mittlerweile auch gezielt nach einer Urlaubsregion, die noch nicht so überlaufen ist, wo alles noch etwas entschleunigt und nicht auf die Masse ausgelegt ist.

Doch wo Licht ist, da ist es normalerweise auch Schatten. Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial in Sachen Tourismus in Peiting?

Vor 20 Jahren lag die Bettenkapazität im Ort bei 422, jetzt sind es noch 335. Dass es immer weniger gewerbliche Vermieter gibt, ist nicht nur wegen der Bettenzahl ein Problem. Wenn Gastwirte aufhören, sinkt gleichzeitig auch das gastronomische Angebot. Darunter leidet am Ende die Qualität für den Urlauber, das spüren wir gerade hier in Peiting. Als Ort kann man da leider kaum gegensteuern.

Vieles spielt sich heutzutage online ab. Wie macht sich das in Ihrer Arbeit bemerkbar?

Die Leute, die bei uns zur Tür hereinkommen, werden weniger. Gleichzeitig erreichen uns immer mehr Anfragen übers Internet. Dort suchen die Leute auch nach Informationen, die Pflege der entsprechenden Webseiten ist daher eine wichtige Aufgabe für uns im Tagesgeschäft. Auch für die Gastgeber geht es heutzutage kaum mehr ohne die großen Buchungsportale im Netz. Wer nicht einen treuen Gästestamm hat, kommt da nicht drumherum. Das sagen wir auch jeden, der neu als Vermieter anfangen will.

Wer online bucht, kann sich heutzutage anhand von Bewertungen schnell ein Bild des angebotenen Urlaubsdomizils machen. Erhöht das den Druck auf die Anbieter?

Ein Stück weit auf jeden Fall. Für den Gast ist alles viel transparenter geworden. Früher ist man in den Urlaub gefahren und hat vorher nur ein kleines Bild der Unterkunft im Katalog gesehen. Heute sieht man 45 Bilder, weiß genau, was einen erwartet und hat auch schon überlegt, was man machen möchte. Wo früher der DTV die einzelnen Angebote bewertete, macht das der Gast heute selbst. Mit der Folge, wenn etwas anders als erwartet war, sei es die früh läutenden Kirchenglocken oder das zu weiche Bett, weiß es anschließend jeder.

Zurück zu Ihrer Arbeit in der Tourist Info. Mit welchen Anliegen kommen die Menschen heutzutage denn noch persönlich zu Ihnen?

Vor allem Radler und Wanderer holen sich gerne vor Ort noch eine Karte auf Papier. Bei schlechtem Wetter sind es die Familien, die fragen, was man machen kann. Wo ist das nächste Museum, wie kommt man am besten nach München, wo kann man regional einkaufen, sind häufige Fragen. Aber auch, wo man essen gehen kann, und da sind wir wieder beim Thema, wo es mittlerweile schwierig geworden ist mit einer Antwort.

Kommen auch Touristen zu Ihnen, um ihren Unmut loszuwerden?

Ja, die gibt es natürlich. Es ist mir auch lieber, wenn die Gäste bei Problemen gleich reagieren. Oft helfen eine Erklärung bzw. ein Gespräch weiter. Aber eigentlich haben wir den angenehmen Part in der Verwaltung. Denn zu uns kommen zum großen Teil die Leute, die gerne da sind und einfach einen schönen Tag haben wollen.

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