„Ochsenblut“: Restaurant-Eröffnung in der Schongauer Altstadt geplant
„Roter Erker dauerhaft geschlossen“ heißt es, wenn man online nach dem kleinen Bistro in Schongau sucht. Die charmanten Räumlichkeiten in der Altstadt sollen nun wiederbelebt werden.
Schongau - Heuer wird das wohl nichts mehr mit der beantragten Freischankfläche (siehe Kasten), die Zeit ist zu knapp. Aber das Konzept von Ben Henger steht, der das Lokal mit Adresse Dominikus-Zimmermann-Straße 10 gemeinsam mit seinem Bruder Flo gepachtet hat, mit dem er seit 2023 die Create-Kitchen-Performance GmbH mit Sitz in Altenstadt betreibt. Ziel sei es, Ende Oktober/Anfang November in Schongau zu starten, so der 42-Jährige, gebürtig in einem kleinen Ort nahe Leipzig.
Im Alter von sieben Jahren ist er nach Schongau gezogen. „Ich habe in der wichtigsten Phase meines Lebens, in meiner Jugend, in Schongau gelebt und wollte unbedingt hierher zurück“, so Ben Henger. Und er sei überrascht, wie viel Unterstützung er sofort von allen Seiten her erfahren habe, ob nun seitens der Vermieter, der Stadt oder von ehemaligen Bekannten – das Netzwerk sei schon jetzt hervorragend. „Die Türe draußen offen stehenzulassen, ist schon fast gefährlich, sofort steht wieder jemand herin und will wissen, wann es endlich losgeht“, lacht Ben Henger.

Offene Küche ist geplant
Der markante rote Erker wird ab sofort nur noch indirekt namengebend sein, denn das neue Restaurant soll Ochsenblut heißen. So nennt sich der rot-braune Farbton, der zum Schutz historischer Holzvorbauten wie eben diesem Erker am Eckgebäude zur Christophstraße verwendet wird. Die Verbindung zur Kunst und dem Handwerk allein ist es nicht, warum es der Name Ochsenblut sein soll, wie Ben Henger verrät: „Man arbeitet wie ein Ochs, und das Blut steht für Leidenschaft und Liebe.“ Und der Ochs werde sich natürlich auch in der Küche wiederfinden. So soll die Ochsenroulade der Klassiker werden, und zwar „auf ganz hohem Niveau“, wie Ben Henger es beschreibt. „Gerichte etwa aus der französischen Küche, die man heute nur noch ganz selten macht, möchte ich neu interpretieren, und dabei auch die internationale Küche mit einfließen lassen.“
Ben Henger ist gelernter Veranstaltungskaufmann und gelernter Koch. Vor 25 Jahren startete er seine Kochausbildung in Oberammergau im Sonnenhof und hat verschiedene Stationen hinter sich, in der Region etwa bei Günter Schultz oder im Gasthof Keppeler, in Frankfurt und Berlin ebenso wie international. „Viele Jahre habe ich die Winter in Mexiko verbracht, da bin ich eingetaucht in den Konzert- und Eventbereich“, so der 42-Jährige. Sein bisheriges Unternehmen bezeichnet er als hybrid, „wir sind immer dort, wo die Events stattfinden, und zwar mit einer mobilen Logistik“. Ob als Unterstützung für den Sternekoch oder als Caterer für die Sicherheitscrew eines großen Festivals, an Flexibilität mangelt es offenbar nicht. Da wird schon mal für 10 000 Leute auf einem Rollfeld am Erfurter Flughafen gekocht ohne feste Küche, im Zelt, nur mit Notstromaggregat.
In Schongau wird nun alles etwas kleiner, nur für rund 50 Personen ist Platz im Gewölbe. Der Umbau startet jetzt, die Küche, die Ben Henger zunächst einmal alleine machen will, ist bestellt. Aber egal wo, bei Ben Henger sollen sich alle wohlfühlen. „Ich bin so eine Art Mutti für alle, für die Mitarbeiter, für die Gäste, für die Kunden.“ Und die Küche soll offen sein – die Türe wurde schon ausgebaut.
Alle sollen sich wohlfühlen
Wohlfühlen soll man sich nicht nur im Lokal, das zunächst einmal nur tageweise offen haben wird: am Donnerstag mit Mittagstisch, freitags mit Afterwork-Party, und am Freitag- wie Samstagabend mit kleiner wechselnder Karte. Wie das genau laufen soll, müsse man erst einmal ausloten, aber auch außerhalb dieser Zeit könne man gebucht werden – für Firmenevents oder eine Geburtstagsfeier.
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Ben Henger liegt Schongau sehr am Herzen. Er weist auf den riesigen Leerstand in der Altstadt hin. „Dabei feiern wir 2026 doch 800 Jahre Stadtmauer, bis dahin haben wir Zeit, dass der Laden hier wieder einigermaßen läuft“, sagt er. Dass die Stadt wieder Aufschwung bekommt, daran hat Henger keine Zweifel, aber alle müssten mithelfen, alle etwas tun. „Da sind gerade viele freshe Leute am Start, da passiert viel.“
Bauausschuss genehmigt Freischankfläche
Der Bauausschuss befasste sich jüngst mit dem Roten Erker. Beantragt wurde von den neuen Pächtern Ben und Flo Henger, den städtischen Bereich am Schlossplatz beim Brunnen als Freischankfläche nutzen zu dürfen. Auch Standortförderer Jürgen Erhard unterstütze dieses Vorhaben, informierte Stadtbaumeister Sebastian Dietrich das Gremium in der Sitzung. Schon die vorherigen Pächter Sabrina Signore und Efstathios Paschalidis hatten eine Außenbewirtung genutzt, aber nur entlang des Gehwegs und auf zwei Stellplätzen direkt auf der Höhe des Bistros. Analog zu den anderen Ausschankflächen an den Straßen der Altstadt und am Marienplatz solle die Sondernutzungserlaubnis vom 1. April bis 31. Oktober ausgestellt werden. Eine mögliche Lärmbelastung sah der Stadtbaumeister nicht bzw. nicht anders als bei anderen Lokalen.
Und auch die neue Werbeanlage, die den bisherigen Briefkasten und den Schaukasten ersetzen soll, werde der Werbesatzung „gerade noch“ gerecht. Geplant ist ein künstlerisch gestaltetes Metallschild. „Damit können wir leben, wir sind froh, dass da eine neue Nutzung reinkommt. Ich sehe keine ganz große Thematik“, lautete die Empfehlung des Stadtbaumeisters ans Gremium, das beiden Anträgen zustimmte.