Eigentlich soll es abgerissen werden - doch Amt will Gebäude zum Denkmal erheben

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Das Gebäude an der Friedenstraße. © mm

Überraschung in Germering: Ein für den Abriss freigegebenes Gebäude soll unter Denkmalschutz gestellt werden. In der Stadt wundert man sich.

Ein altes Verwaltungsgebäude in Germering ist längst veräußert und soll einem Neubau weichen. Das war eigentlich schon seit drei Jahren beschlossene Sache. Doch nun flatterte bei der Stadt Post vom Landesamt für Denkmalpflege ins Haus. Das Gebäude soll unter Denkmalschutz gestellt werden.

Eigentlich sollte das ehemalige Verwaltungsgebäude des Reißverschlussherstellers Ries abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Das sah ein Beschluss des Germeringer Planungs- und Bauausschusses vom Juni 2021 vor. Das Grundstück ist bereits veräußert worden. Der neue Eigentümer hatte vor, einen Bauantrag einzureichen.

Das Gebäude liegt an der Friedenstraße, etwa auf halber Höhe zwischen Planegger- und Otto-Wagner-Straße. Es wurde im Jahr 1962 nach einem Entwurf des Architekten Walter Ehm errichtet. Große Überraschung: Nun soll es in die Denkmalliste aufgenommen werden. Denn das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat sich zu Wort gemeldet.

Kopfschütteln beim Stadtbaumeister

Bei Stadtbaumeister Jürgen Thum löst das Kopfschütteln aus. Er verwies ausdrücklich auf den Vorbescheid von vor drei Jahren, um dann anzumerken: „Nun hat das Landesamt seine Liebe für das Gebäude entdeckt.“ Mangels bau- oder kunsthistorischen Kompetenzen in der Stadtverwaltung könne man zu den Ausführungen der Denkmalpfleger keine fachlichen Anmerkungenmachen, so Thum.

Nichtsdestotrotz fragte sich der Stadtbaumeister, wie ein Erhalt der Fassadensubstanz mit den aktuellen energetischen Anforderungen vereinbar sein soll. „Dabei sind außerdem ein wirtschaftlich angemessener Aufwand und neue Nutzungsstrukturen zu berücksichtigen“, führte Thum aus. Die zuständige Sachbearbeiterin Astrid Ernst von der Bauaufsichts- und Denkmalschutzabteilung der Stadt wunderte sich, dass das Amt für Denkmalpflege erst lange nach dem Vorbescheid auf die Stadt zugekommen sei.

Baukünstlerische Bedeutung

Das Amt für Denkmalpflege hatte der Stadt eine gut sechs Seiten langen Stellungnahme geschickt. Bei dem Verwaltungsbau sei ein guter sogenannter Überlieferungszustand zu erkennen, heißt es darin. Dadurch habe er eine hohe baukünstlerische Bedeutung. Einwendungen seien in einem denkmalrechtlichen Erlaubnisverfahren zu würdigen.

Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) sprach daher von einem Konflikt zwischen dem beschlossenen Vorbescheid der Stadt und den Belangen des Denkmalschutzes. Daniel Liebetruth (SPD) erklärte, dass das keine Werbung dafür sei, was man Bürokratie nenne. „Behörden und Verwaltungen werden hier unnötig beschäftigt“, sagte der Sozialdemokrat.

Frist bis November

Ein Beschluss wurde in der aktuellen Sitzung nicht gefasst. Der Tagesordnungspunkt lag dem Planungs- und Bauausschuss lediglich zur Kenntnisnahme vor. Das Amt für Denkmalpflege hat eine Frist bis zum 4. November gesetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt muss sich die Stadt Germering äußern.

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