Kulturangebot der Stadt Schongau ist besser als sein Ruf

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Schongau

KommentareDrucken

„Natur und Kultur per Rad erleben“ , auch das könnte Leute von außerhalb nach Schongau locken. Wie es um die Kultur in der Lechstadt bestellt ist, wird derzeit untersucht. © Heiko Mandl

Schon die Auswertung der bisherigen Umfragen für den Kulturentwicklungsplan ist wenig überraschend: In Schongau wird der gesamte Kulturbetrieb von Ehrenamtlichen gestemmt und das Angebot ist besser als seine Wahrnehmung. Fazit der Expertin: „Schongau braucht eine Charme-Offensive.“

Schongau – Martina Taubenberger, die von der Stadt mit der Ausarbeitung eines Kulturentwicklungsplans beauftragt ist, fand in ihrem Zwischenbericht im Stadtrat teils emotionale Worte. Sie erinnerte an Zeiten, in denen die Stadt sich noch Angestellte für Musikschule, Museum oder Bücherei leistete. „Die Menschen im Ehrenamt retten eine ganze Stadt, aber was passiert, wenn diese Menschen nicht mehr können?“ Man könne nicht zehn Stellen schaffen von heute auf morgen, aber man müsse etwas tun, so ihr Appell.

„Menschen im Ehrenamt retten eine ganze Stadt“

Zu diesem Schluss kommt die Kulturmanagerin nicht nur aufgrund eigener Erfahrungen – sie in Schongau aufgewachsen. Die Auswertung zweier Umfragen ergibt ein klares Bild. Der größte Teil der Kulturarbeit passiere bis auf ein paar Hauptamtliche bei der Musikschule in der Struktur von Vereinen oder privat – die Stadt Schongau dagegen spiele so gut wie keine Rolle. Dabei stünden für Veranstaltungen und Projekte nur außergewöhnlich geringe Mittel zur Verfügung, ein Viertel der Veranstalter hat gar kein Budget, 37 Prozent maximal 2500 Euro, niemand mehr als 20 000 Euro.

Als drängendste Themen hat die Kulturberaterin folgende drei Punkte ausgemacht, die auch schon beim Auftaktabend für den Kulturentwicklungsplan zur Sprache kamen: Vernetzung der Kulturschaffenden, Veranstaltungsräume und finanzielle Förderung. „Für besorgniserregend halte ich, dass die gesellschaftliche Teilhabe ein untergeordnetes Thema spielt“, so Taubenberger. Für außergewöhnlich hält die Beraterin hingegen, dass die Städtepartnerschaften stark gepflegt würden, „das fällt positiv auf“. Insgesamt wünschen sich die Kulturschaffenden mehr Unterstützung von Seiten der Stadtverwaltung, die Zusammenarbeit mit der Stadt sei „eher nicht so gut“, sagen immerhin 48 Prozent der 81 Teilnehmer.

Guter Rücklauf bei der Bürgerbefragung

Der Befragungszeitraum der Bürger war verlängert worden, dafür gab es 252 auswertbare Rückmeldungen – „das ist ein ganz gutes Ergebnis“. Für Jugendliche unter 18 Jahren habe es eine eigene Befragung gegeben. Auffällig: Bürger mit Migrationshintergrund seien unterrepräsentiert – „da müssen noch mehr Personen erreicht werden“, findet Taubenberger. Wenig Rückmeldung gab es auch aus der Gruppe der 65-jährigen. Dafür nahmen mehr als ein Drittel an Auswärtigen teil, was bedeute, dass Schongau auch fürs Umland als Kulturstandort wichtig sei.

„Die Imagewerte der Stadt Schongau sind außergewöhnlich schlecht“, stellte Taubenberger fest. Lediglich zwölf Prozent der Befragten findet, dass das Image gut oder sogar sehr gut ist. „Ich muss fast sagen: Die Stadt redet sich selbst schlecht, Sie brauchen eine Charme-Offensive, eine Kommunikations-Kampagne“, so Taubenberger, die Stadt sei eigentlich besser als man sie wahrnehme.

Qualität der Veranstaltungen erfüllt nicht die Erwartungshaltung

Wodurch zeichnet sich Schongau aus für die Bürger? Die Befragten sehen an oberster Stelle die schöne Naturlandschaft, ein attraktives Vereinsleben und die Familienfreundlichkeit. Bedeutung und Qualität des Kunst- und Kulturangebots bewerten sie hingegen mit einer 3 minus, meistens erfülle die Qualität laut Umfrage nicht die Erwartungshaltung. „Das ist traurig, ich hoffe, dass wir durch den Kulturentwicklungsplan den Stellenwert von Kultur in Schongau verbessern“, so die Beraterin. Bei Brauchtum und Fasching sei dies anders, bei beidem würden sich Wunsch und Wirklichkeit treffen.

Workshops für den Kulturentwicklungsplan, der bis Ostern vorliegen soll, sind geplant

Was die Umfrage auch offenbart: Alles mit historischem Bezug kommt gut an, aber den Schongauen fehlt auch das Zeitgenössische. „Und der Weihnachtsmarkt ist ein sehr beliebtes Angebot, den kennt jeder und jeder geht hin.“ Viele Vereine müssten jedoch an ihrem Bekanntheitsgrad arbeiten, darunter LiccAmbra. Vor allem die Theatervereine sind vielen unbekannt, am besten schneidet Treibhaus ab. Die Stadtbücherei kennen die Befragten zwar, gehen aber nicht hin. Außerdem vermissen die Bürger Veranstaltungen mit „mehr Anspruch“, fasst Taubenberger zusammen, andere Stilrichtungen bei der Musik, ein größeres Kino-Programm. Und es gebe großen Nachholbedarf im Bereich der Jugendkultur, es fehle sowohl an Formaten als auch an Orten.

Unser Schongau-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region.

Alle News und Geschichten sind auch auf der Facebook-Seite der Schongauer Nachrichten zu finden.

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

Auch interessant

Kommentare