Als Sunna Arnarsdottir mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach vier Jahren im Ausland nach Reykjavik zurückkehrt, erlebt sie laut "The I Paper" einen Schock. Ihre Töchter – damals sechs und zehn Jahre alt – dürfen in Island plötzlich allein mit dem Bus zu Thermalbädern fahren oder mit dem Fahrrad zur Schule. „Das war ein riesiger Vertrauenssprung – in die Gesellschaft und in unser Kind“, erzählt die 41-Jährige.
Mutter zieht mit ihren Kindern zurück nach Island und muss erstmal "loslassen" lernen
In Island gehört diese Selbstständigkeit selbstverständlich zum Aufwachsen. Das Land gilt als eines der sichersten der Welt, und Kinder genießen dort ein Maß an Freiheit, das vielen Eltern aus anderen Ländern unvorstellbar erscheint. Für Sunna bedeutete das Umdenken: weniger Kontrolle, mehr Vertrauen. „Unsere Tochter kam gut damit klar – wir Eltern mussten erst lernen, loszulassen.“
Weil beide Eltern arbeiten, organisieren sich viele Kinder selbst, weshalb sie auf Handys angewiesen sind. Sunna erlaubt ihren Töchtern zwar keine sozialen Netzwerke, aber sie dürfen über Messenger kommunizieren, wenn sie sich nach der Schule treffen oder zum Sport gehen. "Sie ruft uns kurz an, sagt, wo sie ist, und kommt dann allein nach Hause", erklärt sie.

Island fördert Geschlechtergerechtigkeit mit speziellem Schulsystem
Island gilt zudem laut "The I Paper" als das Land mit der größten Geschlechtergerechtigkeit der Welt – und das spiegelt sich auch in der Kindererziehung wider. In Schulen wie dem Hjalli-Netzwerk lernen Mädchen und Jungen zeitweise getrennt.
So sollen sie ihre Stärken entfalten - unabhängig von Rollenbildern. „Das macht Mädchen mutiger und Jungen sensibler“, erklärt Sunna, deren Kinder selbst dort unterrichtet werden.
Expertin verrät 6 Strategien, wie Eltern selbstbewusste Kinder erziehen
In Island wachsen Kinder mit viel Vertrauen und Selbstständigkeit auf – ein Ansatz, der auch anderswo funktioniert, wenn Eltern ihn bewusst fördern. Eine Expertin erklärt, wie Mütter und Väter ihren Kindern helfen können, selbstbewusst, empathisch und sozial stark zu werden.
- Ehrliche Gespräche: Eltern sollten offen über Gefühle und schwierige Themen sprechen, statt sie zu vermeiden. So lernen Kinder, ihre Emotionen auszudrücken und zu verstehen.
- Gefühle benennen: Kinder brauchen Unterstützung, um starke Emotionen zu erkennen und zu verarbeiten, statt sie zu verdrängen.
- Empathie fördern: Wer andere Perspektiven einnimmt, entwickelt Mitgefühl – Eltern können das gezielt im Alltag üben.
- Probleme selbst lösen: Kinder sollten ermutigt werden, eigene Lösungen und Grenzen zu finden, statt dass Erwachsene immer eingreifen.
- Neue Situationen vorbereiten: Gespräche und kleine Rollenspiele helfen, Unsicherheiten abzubauen.
- Lernen durch Spiel: Spielen stärkt Kommunikation, Kooperation und Einfühlungsvermögen auf natürliche Weise.