Integration von Asylbewerbern: Brücken bauen
Fragen und Antworten zum Thema Asyl und Geflüchtete allgemein und in Markt Schwaben im Speziellen gab es bei einem Infoabend im Pfarrheim.
Markt Schwaben – Wie mit Geflüchteten leben, was benötigen sie, wie kommen sie in Arbeit? Solche und weitere Fragen beschäftigten rund 60 Interessierte, die ins katholische Pfarrheim Markt Schwaben gekommen waren, um von Experten des Landratsamts, der Gemeindeverwaltung, der Caritas und der Flüchtlingshilfe Antworten darauf zu bekommen. Eingeladen zum Diskussionsabend hatten die Kirchen am Ort, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) sowie das Kreisbildungswerk.
Infos zu Unterkünften
Besonders die Frage nach den geplanten Unterkünften in Markt Schwaben beschäftigt viele. „Im Atron-Gebäude werden wir erst einmal maximal 66 Personen unterbringen“, gab Angela Freise aus dem Rathaus bekannt. Nominell seien zwar 60 Personen vorgesehen, „doch wir brauchen einen kleinen Puffer, etwa für weitere Familienmitglieder“, erklärte die Verwaltungsangestellte. Zum zweiten geplanten Standort am Hanslmüllerweg konnte 2. Bürgermeister Markus Steffelbauer nur sagen, dass nach einer „Zerreißprobe im Gemeinderat“ jetzt ein Architekturbüro sich mit einer ganz neuen Unterkunft dort beschäftige. Zwar wäre, wie ebenfalls nachgefragt, eine Verteilung in kleinere Einheiten im Ort besser für die Integration, „aber wir haben derzeit keinen Zugriff darauf“.
Was Ablauf und Bezug einer Unterkunft angeht, konnten die beiden Vertreter der Caritas, Martina Erfmann und Jonas Hacker, Auskunft erteilen: „Wir helfen Flüchtlingen beim Bezug und in den ersten Tagen nach der Ankunft. Wir beraten sie und suchen zusammen mit ihnen nach Arbeit, schauen nach möglichen Sprachkursen, geben manchmal auch etwas psychologischen Beistand.“
In diesem Zusammenhang wurde auch angeregt, einen Helferkreis am Ort zu gründen, der dann ganz individuell bei Problemen einspringen könnte. Von der Flüchtlingshilfe berichteten die beiden Helferinnen Caterina Maurizi und Iryna Zhyznevska, dass es für viele Neuankömmlinge wichtig sei, ihnen eine „Brücke“ zu bauen zu ihrem Heimatland, dem sie emotional noch verbunden seien.
Erfahrungen mit Integration
Flüchtlinge in Arbeit zu bringen, hänge von ihrem jeweiligen Status ab, wie Erfmann und Hacker von der Caritas erklärten. „Wenn sie eine Arbeitserlaubnis haben, dürfen sie arbeiten, Ukrainer sowieso. Sind sie anerkannt, kümmert sich das Jobcenter um sie, bei Menschen im laufenden Asylverfahren kann eine Arbeit über Netzwerke oder Zeitarbeitsfirmen gefunden werden.“ Der Erfolg, Arbeit zu finden, sei allerdings ganz individuell und hänge von vielen persönlichen Umständen ab. Hier könne ein Job-Café helfen, in dem neben Sprachkenntnissen auch Arbeit in einer niedrigschwelligen und vor allem unbeschwerten Situation vermittelt werden könnte.
Auch die Dauer des jeweiligen Aufenthalts sei, so erklärte etwa Marion Wollinski vom Landratsamt Ebersberg, sehr unterschiedlich. Da viele Flüchtlinge selbst nach ihrer Anerkennung im Speckgürtel Münchens oft keine Wohnung finden, würden sie weiterhin in ihren Unterkünften geduldet, als sogenannte Fehlbeleger. Doch dies hänge auch von den jeweiligen Mietbedingungen ab. Generell sei es für ihre Behörde aber einfacher, Menschen in größeren Unterkünften zu betreuen: „Wenn viele auf einmal kommen, und das alle 14 Tage, ist ihre Unterbringung dort besser zu organisieren.“
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Meine news
Auf die Frage von Anja Huber, die im Namen von KLEE (Konflikte lösen im Landkreis Ebersberg) die Expertenrunde moderierte, wer denn im Publikum schon erste Erfahrungen mit Integration von Flüchtlingen gesammelt habe, meldeten sich zwei Personen. Ein Mann aus Forstinning betonte, wie zuvor auch einige Experten, dass das Erlernen der deutschen Sprache ein wichtiger Schlüssel zum dauerhaften Erfolg sei, dort müsse Geflüchteten geholfen werden. Und eine Frau aus Markt Schwaben gab als Motivation an den gesamten Saal einige sehr positive Erlebnisse zum besten, mit der Erklärung, dass „diese Menschen von uns nichts Böses wollen, im Gegenteil: Sie suchen ein würdiges Leben“.