Geheime Welt unter Litauens Wäldern: Ehemalige Atomraketenbasis zieht Neugierige an
Die Plokštinė Raketenbasis in Litauen war die erste unterirdische Nuklearraketenbasis der Sowjetunion. Zwischen September 1960 und Dezember 1962 von etwa 10.000 Soldaten erbaut, beherbergte sie vier R-12-Dvina-Mittelstreckenraketen, die Nato-Länder wie die Türkei erreichen konnten. Die Basis, betrieben vom 79. Raketenregiment, war ein streng gehütetes Geheimnis, das erst 1978 durch US-Aufklärung enthüllt wurde. Zu dem Zeitpunkt war die Anlage bereits stillgelegt.
Die frühere Plokštinė Raketenbasis ist heute ein Museum
Gut versteckt zwischen Wäldern und Seen im Žemaitija-Nationalpark ist der unterirdische Komplex heute Teil eines Museums. Im Jahr 2024 besuchten rund 35.000 Menschen aus aller Welt dieses faszinierende historische Bauwerk. Interessierte können die unterirdischen Räume, Gänge und einen 30 Meter tiefen Raketenschacht erkunden. Ein CNN-Reporter hat sich ebenfalls vor Ort umgeschaut.

Die Anlage bestand aus vier 27 bis 34 Meter tiefen Silos, die mit verschiebbaren Betondomen gesichert waren, sowie einem Netz aus Tunneln und einem unterirdischen Kommandocenter. Ausgestattet mit einer eigenen Stromversorgung und einem Kühlsystem, das Wasser vom nahegelegenen Plateliai-See nutzte, konnte die Basis 15 Tage autonom oder drei Stunden hermetisch abgeriegelt operieren. Ein Elektrozaun, im Alarmfall auf 1700 Volt hochschaltbar, schützte das Gelände.
Nur wenige wussten, dass hier Atomwaffen gelagert wurden
Aufgrund der strategischen Lage Litauens in der Nähe der Nato-Länder war die Region während des Kalten Kriegs stark militarisiert. Laut CNN wurde die Basis vollständig geheim gehalten. Nicht einmal die Menschen vor Ort ahnten etwas. „Wir wussten, dass dort etwas war, aber nicht, welche Waffen gelagert wurden“, erzählt Museumsführerin Aušra Brazdeikytė, die in einem nahegelegenen Dorf aufwuchs. Soldaten waren Teil des Alltags, doch Fragen zu militärischen Themen waren gefährlich.
Nach der Unabhängigkeit Litauens 1990 und dem Ende des Kalten Krieges wurde die Basis sich selbst überlassen. Dank europäischer Finanzmittel konnte das Museum 2012 eröffnet werden.

Besucher können dem Bericht zufolge durch ein Netz von Korridoren schleichen, den elektrischen Generator besichtigen und mehr über die Rolle der Anlage im nuklearen Wettrüsten erfahren. Außerdem können sie beim Blick in den ehemaligen Raketenschacht ein Gefühl von Schwindel erleben. Die Hintergrundgeschichte der Basis wird durch Original-Sowjet-Relikte und Soldaten-Attrappen zum Leben erweckt.
Museumsführerin Aušra Brazdeikytė berichtet CNN auch von Unfällen während der Betriebszeit der Basis. Ein Soldat stürzte etwa in einen Schacht, während zwei weitere bei einem Säureunfall ums Leben kamen.