Wenn Russland angreift, droht Europa der Verkehrsinfarkt

Apostolos Tzitzikostas, der für Verkehr zuständige EU-Kommissar, hat in einem Interview mit der britischen „Financial Times“ erklärt, dass die europäische Transportinfrastruktur im Krisenfall schwerwiegende Mängel aufweist. Laut Tzitzikostas sind die bestehenden Straßen, Brücken und Bahnstrecken nicht geeignet für den schnellen und sicheren Transport von militärischer Ausrüstung. „Wir haben alte Brücken, die aufgerüstet und schmale Brücken, die verbreitert werden müssen“, machte er gegenüber der „Financial Times“ deutlich.

EU-Kommissar äußert Sicherheitsbedenken bei Konflikt mit Russland

Im Fall einer Aggression Russlands an der Ostgrenze der EU könnten Nato-Truppen aufgrund von instabilen Brücken, unzureichenden Tunneln und veralteten Zollvorschriften mobilitätsmäßig gehandicapt sein. Tzitzikostas betonte: „Die Realität heute ist, dass, wenn wir militärisches Equipment und Soldaten von Westeuropa nach Osteuropa verlegen wollen, es Wochen und teilweise Monate dauert.“ Dies stellt ein ernsthaftes Hindernis für schnelle militärische Einsätze dar.

Apostolos Tzitzikostas
EU-Verkehrschef Apostolos Tzitzikostas sieht die europäische Infrastruktur im Falle eines Angriffs an der Nato-Ostflanke nicht ausreichend gerüstet IMAGO / Martin Bertrand

Um die Transportwege effizienter zu gestalten, plant die EU ein 17 Milliarden Euro schweres Programm, das die Revitalisierung und den Ausbau von Schlüsselprojekten vorsieht. Damit sollen insgesamt 500 Straßen, Brücken und Schienen an vier militärischen Hauptkorridoren in Kooperation mit der Nato modernisiert werden. Die Details dieser Projekte sind aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich zugänglich.

Russisches Großmanöver könnte zur Bedrohung werden

Russland plant unterdessen für den September 2025 das Großmanöver „Sapad“ („Westen“) in Belarus, das Sicherheitsexperten alarmiert. Der Militärhistoriker Sönke Neitzel etwa warnt davor, dass dies der „letzte Friedenssommer“ für Deutschland sein könnte. Russische Großmanöver, die jährlich zwischen verschiedenen Regionen rotieren, dienten in der Vergangenheit oft zur Vorbereitung echter Angriffe, wie etwa in Georgien 2008 und der Ukraine 2022.

Trotz offizieller russischer Beteuerungen, das Manöver nur defensiv zu gestalten, bezweifeln Experten wie Markus Reisner diese Darstellung und warnen, dass Russland den Westen bewusst im Unklaren lasse. Die Bundeswehr, insbesondere die Panzerbrigade 45 nahe Vilnius, ist in Alarmbereitschaft und beobachtet die Lage in Belarus genau.