Russland-Experte warnt: „Trump hat die Geduld verloren“ – das könnte für Putin böse enden

Donald Trump hat die Frist für einen Waffenstillstand in der Ukraine von ursprünglich 50 auf nur noch zehn bis zwölf Tage drastisch verkürzt. Vor dem Hintergrund anhaltender russischer Angriffe und gescheiterter Friedensgespräche liefert der Russland-Experte Samuel Ramani im britischen „Telegraph“ eine tiefgehende Analyse der Folgen dieses Ultimatums für die Kriegsstrategie Moskaus.

Russland-Experte: „Putins gesamte Ukraine-Strategie steht vor dem Aus“

Ramani, Associate Fellow am Royal United Services Institute (RUSI) und Politik-Tutor an der renommierten Universität Oxford, betont: „Putins gesamte Ukraine-Strategie steht mit Trumps neuem, eng getaktetem Ultimatum vor dem Aus.“ Er erklärt, dass Putin bislang darauf gesetzt habe, Trump werde die westliche Unterstützung für die Ukraine schnell zurückfahren und Russland so einen Freibrief für weitere Aggressionen geben. 

„Diese Annahme hat sich jedoch als fundamental falsch erwiesen“, so Ramani weiter. „Trump hat Russland als den alleinigen Verantwortlichen für das Scheitern des Friedensprozesses identifiziert und plant jetzt eine deutlich härtere Abschreckungspolitik.“

Neue US-Sanktionen: „Dann droht russischer Wirtschaft massiver Schock“ 

Der Russland-Experte weist darauf hin, dass Trump – anders als vielfach erwartet – weiterhin die militärische Unterstützung der Ukraine befürwortet, wobei die Finanzierung der Waffenlieferungen zunehmend auf europäische Nato-Partner übergeht. 

Ramani erwähnt dabei explizit auch Deutschland und seine durch das Aufweichen der Schuldenbremse ermöglichten Milliardeninvestitionen in Rüstung. Für ihn ist klar: „Trumps Politik fördert die europäische Aufrüstung und stärkt die Nato – ein völlig anderes Bild als die frühere Annahme, er wolle die Allianz schwächen.“

In Bezug auf die wirtschaftlichen Konsequenzen der drohenden neuen US-Sanktionen gegen Russland erklärt Ramani: „Sollte Washington tatsächlich weitreichende sekundäre Sanktionen verhängen und Schlupflöcher schließen, droht der russischen Wirtschaft ein massiver Schock.“ 

Er verweist auf Warnungen russischer Wirtschaftsvertreter, die von einer nahenden Rezession sprechen, trotz niedriger offizieller Arbeitslosigkeit und gesenkter Leitzinsen. „Diese Sanktionen könnten die innere Stabilität und die Kriegsfähigkeit Russlands ernsthaft gefährden.“

„Trump hat die Geduld mit Russlands Hinhaltetaktik verloren“

Ramani warnt eindringlich: „Trump hat die Geduld mit Russlands Hinhaltetaktik und Blockadehaltung verloren. Die Folgen dieses Kurswechsels könnten dafür sorgen, dass Putin sein Spiel mit Trump bitter bereut.“

Trump will die Frist für Putin verkürzen.
Donald Trump und Briten-Premier am Montag in Schottland. Der US-Präsident will die Frist für Putin verkürzen. dpa

Kurz nach Trumps verkürztem Ultimatum an Moskau meldete sich am Montag auch Russlands Außenminister Sergej Lawrow mit einer bizarren Erklärung zu Wort: Russland kämpfe „zum ersten Mal in der Geschichte allein gegen den gesamten Westen“, sagte er auf einem Jugendforum. Eine Behauptung, die nicht nur historisch falsch ist – sondern laut dem US-Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) gezielte Propaganda darstellt. 

Lawrow ignoriert Fakten, Russen-Touristen zurück in Westeuropa

Lawrow ignoriere dabei bewusst die aktive Unterstützung durch Nordkorea, Iran und China. Das ISW sieht in seiner Rhetorik den Versuch, besonders unter jungen Russen eine ideologische Erzählung von russischer Isolation und westlicher Bedrohung zu verankern – als Rechtfertigung für den Krieg und zur Mobilisierung der Gesellschaft. 

Während sich die diplomatischen Spannungen zwischen den USA und Russland zuspitzen, wächst in Europa die Sorge über einen anderen, kaum beachteten Effekt des Krieges: Die Rückkehr russischer Urlauber. Trotz geschlossener Lufträume und EU-Sanktionen reisen russische Touristen wieder in großer Zahl nach Westeuropa – ein Umstand, der zunehmend zum politischen Reizthema wird. Denn während Brüssel über neue Sanktionen diskutiert, rollen Länder wie Frankreich, Italien oder Spanien russischen Besuchern faktisch den roten Teppich aus.