Nach einem Erdbeben der Stärke 8 vor der russischen Halbinsel Kamtschatka haben US-Behörden am Dienstag (Ortszeit) eine Tsunamiwarnung herausgegeben. Das Beben ereignete sich am Mittwoch um 01.25 Uhr MESZ vor der Küste in einer Tiefe von 19,3 Kilometern, wie die US-Erdbebenwarte (USGS) mitteilte. Den Angaben zufolge war es rund 136 Kilometer von der Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski, der Hauptstadt der Region Kamtschatka, entfernt.
Erdbeben erschüttert Kamtschatka - Tsunami trifft Küste
Der Tsunami könnte "binnen der nächsten drei Stunden" die Küsten Russlands und Japans erreichen, schrieb das US-Tsunami-Zentrum. Es warnte auch vor einer Gefahr für bestimmte Gebiete an der Küste Alaskas. Für Hawaii warnte die USGS vor Wellen von bis zu drei Metern Höhe.
Laut dem russischen Minister für Notfallsituationen der Region, Sergej Lebedew, wurde im Bezirk Elizovo in der Region Kamtschatka eine 3–4 Meter hohe Tsunami-Welle registriert. Nach Angaben des Gouverneurs der Region Kamtschatka, Wladimir Solodow, war das Erdbeben das stärkste der letzten Jahrzehnte. „Das heutige Erdbeben war eine schwere Prüfung für uns alle“, sagte er in einem Video, das auf dem Telegram-Kanal veröffentlicht wurde. Nach vorläufigen Informationen habe es in Russland keine Verletzten gegeben, aber ein Kindergarten wurde beschädigt.
Autos schwankten auf der Straße
Ein Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur TASS berichtete von insgesamt vier Beben. Laut Augenzeugen waren Menschen panisch ohne Schuhe und teilweise ohne Oberbekleidung auf die Straße gelaufen. In Wohnungen fielen Gegenstände um, Spiegel seien zerbrochen, Autos schwankten auf der Straße und Balkone an Gebäuden wackelten spürbar. Außerdem gab es Stromausfälle und Ausfälle der Mobilfunkdienste.
Fast so stark wie Japan-Erdbeben 2011
Auch Japans Wetterbehörde gab nach dem Erdbeben am Mittwoch eine Tsunamiwarnung heraus. Die Behörde rechnete demnach mit bis zu drei Meter hohen Wellen an Japans Pazifikküste. Es werde zu mehreren Tsunamis kommen, warnte die Behörde bei X und rief die Bevölkerung auf, sich von der Küste fernzuhalten, bis die Warnung aufgehoben ist.
Am 20. Juli hatte sich in derselben Region ein Erdbeben der Stärke 7,4 ereignet. Dabei kam es zu keinen größeren Schäden. Das nun gemessene Beben ist jedoch wesentlich stärker. Zum Vergleich: Das Tohuku-Beben 2011, welches den massiven Tsunami in Japan und dadurch die Atomkatastrophe von Fukushima ausgelöst hatte, brachte es auf eine Stärke von 9,1 auf der Richterskala.
Bei der Halbinsel Kamtschatka treffen die pazifische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, was die Region zu einer der weltweit erdbebenreichsten Zonen macht.