TV-Star Leo Reisinger schlägt neues Kapitel auf
Leo Reisinger hat schon oft neue Wege eingeschlagen. Nun wagt der Schauspieler aus Warngau wieder einen: Er legt seinen ersten Roman „Bavarese“ vor, der in München zwischen schillernder Schickeria und rauem Großmarktalltag spielt. Eine Welt, die der 46-Jährige von beiden Seiten kennt.
Warngau – Wenn Leo Reisinger unterwegs ist, kommt es schon mal vor, dass er angesprochen wird. Seit er als „Toni, männlich, Hebamme“ fünf Jahre lang in der ARD-Reihe in Spielfilmlänge über die deutschen Fernsehbildschirme flimmerte, kennt man sein Gesicht. Nun schlägt der 46-Jährige, der in Otterfing aufwuchs und mit seiner Frau und den drei Kindern (14, 10, 7) in Warngau wohnt, mal wieder einen neuen Weg in seinem Leben ein. Am Mittwoch, 11. September, erscheint sein erster Roman „Bavarese“ im Heyne-Verlag.
Sein Faible fürs Schauspielern (und die Liebe zu seiner Frau) hat der gelernte Schreiner als Animateur beim Club Robinson entdeckt, wo er vor bald 25 Jahren als Mountainbike- und Skilehrer angeheuert hatte. Als Schauspielschüler hielt er sich mit Jobs als Kellner in der Münchner Gastronomie und auf dem Oktoberfest sowie als Mitarbeiter beim Früchte-Lieferanten Feldbrach über Wasser. Und dort – zwischen Schickeria und Großmarkthalle – spielt auch sein erstes Buch.
Das Buchprojekt war kein Schnellschuss. Schon 2013 hatte er die Idee für „Bavarese“, erzählt Reisinger. In einem Umfeld aus Gewalt und Korruption bahnt sich eine Liebesgeschichte zwischen der alleinerziehenden Lene und Sepko, Handlanger eines Gemüselieferanten, an, mit fatalen Konsequenzen. Es ist keine heile, weiß-blaue Welt mit einer beliebigen Romanze, die Reisinger hier malt. „Für mich hat ,Bavarese‘ Tiefgang“, sagt er. Der Kontrast zwischen der vorgeblich so schillernden Schickimicki-Welt und der rauen Welt des Großmarkts tritt selten so plakativ zutage wie in der bayerischen Landeshauptstadt. Eine Welt, in die Reisinger als Mitarbeiter und Schauspieler von beiden Seiten Einblick gewann. „Der Raubtierkapitalismus tarnt sich hier mit Dirndl, Lederhose und weiß-blauem Himmel“, schildert Reisinger, „bei uns ist alles so zünftig und nett.“ Eine Fassade, hinter der es oft nur darum gehe, aufzusteigen. „Wenn man Kinder hat, fängt man an, das zu hinterfragen“, sagt der dreifache Vater.
2022, als beim Dreh für „Toni, männlich, Hebamme“ die letzte Klappe schon gefallen war, fing er an, das ursprünglich als Drehbuch gedachte „Bavarese“ als Roman zu schreiben. Auch wenn Reisinger als Autor noch keine Erfahrung hatte, vertraute er auf sein Gespür für Geschichten und Pointen. Im Heyne-Verlag fand er für sein Projekt gleich Unterstützung, berichtet Reisinger. „Ein Achter im Lotto.“
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Dass er als Autor neue Pfade beschreitet, bedeutet bei Reisinger nicht, dass er andere Türen zuschlägt. Auch nach der Einstellung von „Toni, männlich, Hebamme“ – die letzte Episode wurde Mitte August erstausgestrahlt – bleibt er als Schauspieler aktiv. Das eine schließt das andere ja nicht aus: „Als ich Schauspieler geworden bin, hat mich auch keiner gefragt, ob ich das Musikmachen bleiben lasse“, sagt er und lacht. Seit 25 Jahren tritt er mit Leo‘s Live Band an Piano, Gitarre und Mikrofon auf. „Wir Künstler machen eh alles.“ Autor wird nicht das letzte sein, an dem sich Reisinger versucht hat: „Mein Ziel ist noch Regisseur. Und Yogalehrer.“ Auch ein zweiter Roman ist bereits in Planung, ebenso eine filmische Umsetzung des Stoffs von „Bavarese“.
Am Mittwoch kommt aber nun erst mal das Buch in den Handel (352 Seiten, 17,99 Euro). Nach der ausverkauften Premiere am 17. September im Rio-Filmpalast in München sind unter anderem auch drei Lesungen im Landkreis Miesbach geplant, die erste davon in der Holzkirchner Bücherecke (24. September 2024, 19.30 Uhr).
Der Warngauer ist bereits in ganz Deutschland unterwegs, um die Veröffentlichung des Buchs zu promoten: Auftritt bei „Wir in Bayern“ im Bayerischen Fernsehen, einige Interviews, eins davon sogar für den Playboy. Oder für Superillu, um seine „Gesichtsbekanntheit“ auch im Osten zu verbessern, wie ihm von der Redaktion dort angepriesen wurde, berichtet Reisinger schmunzelnd.
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Apropos „Gesichtsbekanntheit“: Neulich im Urlaub in Italien staunten seine Spezl, dass der Schauspieler selbst dort angesprochen wurde. Reisinger empfindet das nicht als Zumutung: „Das gehört eben zum Beruf Schauspieler dazu. Und es ist eine Auszeichnung.“