200.000 Euro in 30 Jahren: So sichern Sie sich eine gute Zusatz-Rente im Alter

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Immer mehr Menschen sollen die private Altersvorsorge nutzen, um sich eine bessere Rente zu verschaffen. Bei der Auszahlung des angesparten Vermögens raten Experten zu verschiedene Strategien.

München – Die gesetzliche Rente halten viele Menschen nicht für gesichert. Deswegen nehmen Bundesbürger die Altersvorsorge gern auch selbst in die Hand. Eine kapitalgedeckte, zusätzliche Rente durch Aktien, Anleihen oder ETF-Sparpläne kann dem demografischen Wandel trotzen und die Lebensqualität im Alter sichern. 

Doch noch immer haben viele Bürger Angst vor Aktien – besonders Frauen sehen bei Anlagen in den Kapitalmarkt ein großes Verlustrisiko. Aber gerade Frauen gehen im Alter das Risiko ein, stärker von Altersarmut betroffen zu sein. Sie haben im Schnitt 42,6 Prozent weniger Rente als Männer, wie Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen. Dabei kann eine privat angelegte Aktienrente auch mit geringerem Risiko verbunden sein. 

Mehr Geld für Rentner: Mit ETF-Sparplänen den sicheren Weg in die Rente gehen 

Die Erträge bei Investitionen in Aktien sind meist deutlich höher als bei sicheren Zinspapieren (Bundesanleihen, Sparbriefe, Festgelder, klassische Lebens- und Rentenversicherungen), jedoch unterliegen Aktien Schwankungen und bergen ein höheres Verlustrisiko. Eine Streuung auf mehrere Aktientitel zur Risikominimierung bieten beispielsweise Finanzprodukte wie Aktien-ETFs. Hierbei werden Aktiengesellschaften in einem Investmentfonds gebündelt. Die Renditen sind eine Summe aus laufenden Erträgen (Dividendenzahlungen) und Kursveränderungen. Die jährlichen Dividendenschwankungen sind nicht so stark wie bei Aktienkursen..

Bei der Auswahl der richtigen ETFs bietet sich an, ein Angebot mit möglichst breiter Diversifizierung auszusuchen. Der deutsche Aktienindex DAX enthält 40 Aktiengesellschaften. Ein wesentlich geringeres Risiko stellt beispielsweise der MSCI All Country World mit einer weltweiten Streuung von 3.000 Aktien. Zudem sollten Anlegerinnen und Anleger darauf achten, thesaurierende statt ausschüttende ETFs zu wählen, da laufende Dividenden gleich wieder reinvestiert werden. Dadurch erzielen Investoren auch im Rentenalter Renditen und schützen ihr Geld vor Inflation.

Laut einer Befragung von Extra ETF gibt es in Deutschland bereits 4,3 Millionen ETF-Sparpläne. Bei einer durchschnittlichen Einzahlung von 172 Euro monatlich in Sparpläne auf kostengünstige Aktien-Indexfonds innerhalb von 30 Jahren lassen sich zusätzlich zur gesetzlichen Rente rund 200.000 Euro zusätzlich ansparen. Für den Auszahlplan können dann regelmäßig Fondsanteile für einen bestimmten Betrag verkauft werden. Wie viel und wie lange die Rente ausgezahlt wird, hängt dabei von den Entwicklungen an der Börse ab.

Höhere Rentenzahlung: Wie funktionieren Auszahl- und Entnahmepläne?

Experten gehen davon aus, dass die Zahl der privaten Rentenanleger in den kommenden Jahren erheblich steigen wird. Doch wie können Sparerinnen und Sparer sich die angelegte Summe lukrativ auszahlen lassen?

Eine Möglichkeit sind Auszahl- oder Entnahmepläne, die wie Sparpläne funktionieren – nur Visa Vers. Wird ein Entnahmeplan bei einem Finanzinstitut abgeschlossen, so können Anlegerinnen und Anleger einmalig eine größere Summe einzahlen. Darauf wird dann ein fester Zinssatz und eine feste Laufzeit vereinbart. Die Zinsen werden vom Finanzdienstleister gutgeschrieben, zudem wird ein fester monatlicher Betrag ausgezahlt.

Auszahlung in der Rente: Diese Möglichkeiten gibt es

Entnahmepläne können mit Kapitalverzehr oder ohne Kapitalverzehr abgeschlossen werden. Sollten Anlegerinnen und Anleger das angelegte Kapital nicht aufbrauchen wollen, werden nur die Zinsen gutgeschrieben. Kommt es zu einem Todesfall, wird die Anlagesumme dann vererbt. Wird der Auszahlplan mit Kapitalverzehr vereinbart, werden nicht nur Zinsen angerechneten, auch die angelegte Summe wird komplett auszahlt. Die Raten bleiben bis zum Ende der Laufzeit gleich.

Auszahlpläne gehören allerdings noch nicht zum Standardangebot von Finanzdienstleistern. Wie eine Umfrage des Handelsblatts unter 15 großen Banken und Brokern zeigt, bieten knapp die Hälfte der befragten Institute keine Auszahl- oder Entnahmepläne an. Die Preise für einen Auszahlplan werden von den jeweiligen Banken und Brokern je nach dem Depotmodell festgelegt. Bei unverhältnismäßig hohen Kosten, empfehlen Experten eine Rentenauszahlung, die quartalsweise oder sogar nur jährlich vorgenommen wird. Wenn Erträge von einem Tagesgeldkonto ausgezahlt werden, fallen keine Kosten an.

Rentner trinken Sekt am Strand
Entspannt in Rente gehen mit einer guten Altersvorsorge. © imago stock&people

Um die Kaufkraft des ausgezahlten Geldes zu schützen, sollten die ausgezahlten Beträge regelmäßig erhöht werden. Eine jährliche Steigerung von zwei Prozent entspricht der durchschnittlichen Inflationsrate seit 1990. Bei einer langen Lebenserwartung empfiehlt sich außerdem, die Entnahmepläne länger zu strecken, um das Vermögen aufzubrauchen. 

Entnahmeplan selbst gebaut: Welche Entnahmestrategie eignet sich am besten?

Doch Verbraucherinnen und Verbraucher können sich Entnahmepläne auch selbst zusammenbauen. „Die wichtigste Frage, wenn es darum geht, aus einem Vermögen eine Rente zu machen, lautet: ‚Soll etwas übrig bleiben oder verzehre ich alles?‘“, sagt Michael Huber, Chef des VZ Vermögenszentrums in Deutschland. Danach wird entschieden, wie hoch die Rente ist und wie das Geld angelegt wird.

Bei privaten Rentenversicherungen sind Auszahlpläne mit enthalten. Meist zahlen Versicherte über Jahrzehnte einen Betrag ein, der dann später ausgezahlt wird. Bei der Sofortrente wird nach dem Einzahlen einer großen Summer bei Abschluss der Rentenversicherung, die Rente bis zum Lebensende ausbezahlt. Doch Rentenversicherer legen das Geld vorwiegend in Anleihen an, was eine geringe Renditechance mit sich bringt. Darüber hinaus entstehen zusätzlich Kosten, welche den Anlageerfolg schmälern können. Die Renten fallen daher sehr niedrig aus. Rentner müssen zudem sehr alt werden, um mehr herauszubekommen als ursprünglich eingezahlt. Die Beträge lassen sich in diesem Fall nicht vererben.

Experte empfiehlt Etappenstrategie für Rentner

Finanzexperte Huber empfiehlt bei Auszahlplänen mit Kapitalverzehr die sogenannte Etappenstrategie, bei der das Vermögen in zwei Hälften aufgeteilt wird. Die eine Hälfte wird demnach in den ersten Jahren verzehrt. Huber rät diesen Anteil, in Anleihen und Festgeld zu investieren. Die andere Hälfte soll hauptsächlich in Aktien-ETFs oder festverzinslich investiert werden.

Wenn die Rente ausschließlich aus Zinsen und Dividenden des Depots finanziert wird, ist es wegen der kleinen Beiträge auch hier sinnvoll, einen Teil aus festverzinslichen Anlagen zu erschließen. Hier rät Huber zu einem anderen Verhältnis: Der verzehrte Teil aus Anleihen, Festgeldern und Tagesgeld macht beim Auszahlplan ohne Kapitalverzehr nur ein Drittel aus. Die anderen zwei Drittel sollen je nach Risikoeignung zum Großteil aus Aktien-ETFs bestehen, um weiterzuwachsen. So wird das Vermögen erhalten.

„Die Strategie sieht vor, dass nach zehn Jahren wieder das ursprüngliche Vermögen angespart ist. Damit das auch garantiert so kommt, sollten Kursgewinne oder Erträge des Aktienanteils beizeiten festverzinslich angelegt werden“, so VZ Vermögenszentrum-Chef Huber über die entwickelte Strategie.

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