Deutschlands Wirtschaft im Rückstand: Wohlstand sinkt auf das Niveau von zweitrangigem US-Bundesstaat

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Deutschlands Wirtschaft hinkt den USA hinterher. Zahlen verdeutlichen, wo Verbesserungspotenzial besteht und zeigen, wo auch die USA von Deutschland noch lernen könnten.

Washington - Die USA hängen Deutschland wirtschaftlich ab. In Bezug auf Bruttoinlandsprodukt, Arbeitslohn und Wirtschaftsleistung liegen die Amerikaner seit Langem vor den Deutschen. Doch es kommt nicht nur auf wirtschaftliche Kennzahlen an. Während Deutschland in puncto Innovation und Effizienz noch aufholen könnte, mangelt es den Amerikanern an Zufriedenheit und guter Lebensqualität. Ein Vergleich der beiden Länder zeigt deutliche Unterschiede.

Vergleich der Wirtschaft: US-amerikanische Unternehmen lassen den DAX um Längen hinter sich

Microsoft, Apple, Nvidia, Google und Amazondie fünf führenden Unternehmen weltweit – sind alle US-amerikanische Konzerne. Allein das Softwareunternehmen Microsoft ist mit 3,39 Billionen Dollar nahezu doppelt so viel wert wie alle 40 DAX-Unternehmen zusammen. Auch die Zahl der ausländischen Investitionen in Deutschland sind gesunken, die in die USA dabei weiter gestiegen.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner beträgt etwa 69.231 Billionen US-Dollar in den USA, während Deutschland im Vergleich nur auf 50.795 Billionen US-Dollar kommt. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2021.

Eine Analyse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zeigt weiterhin, dass der BIP der USA nach der Finanzkrise zwar stark gesunken ist (um neun Prozent), jedoch im Vergleich zum Vor-Covid-Trend sich vollständig erholt habe. Deutschlands Wirtschaft habe sich dabei von der Corona-Pandemie noch nicht erholt, und ist etwa sechs Prozent niedriger als vor der Pandemie.

Die USA lassen Deutschland, sowie Europa, wirtschaftlich weit hinter sich.
Die USA hängen Deutschland im Wirtschaftsvergleich ab. © IMAGO/xdiy_13x

Arbeitsstunden und Produktivität in den USA höher als in Deutschland

Zudem zeigt die Analyse der FAZ, dass sich US-amerikanische Angestellte von ihrem Gehalt etwa ein Drittel mehr leisten können als deutsche Angestellte. Im Jahr 2022 verdiente der Durchschnittsamerikaner etwa 77.000 Dollar, während es bei den Deutschen nur etwa 59.000 Dollar waren. Dass in den USA im Schnitt höhere Lebenshaltungskosten als in Deutschland herrschen, wurde ebenfalls berücksichtigt.

Auch die geleisteten Arbeitsstunden pro Angestellten gingen in Deutschland seit 1990 zurück, während sie in den USA nur leicht gesunken sind. Laut Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) arbeiteten die Deutschen im Jahr 2022 etwa 1341 Stunden pro Beschäftigten. Im Jahr 1990 waren es noch 1600 Stunden. Die USA kommen für 2022 auf eine Stundenanzahl von 1811 Stunden, während es 1990 noch 1878 Stunden waren.

Als Grund für die steigenden Löhne in den USA nennt das Handelsblatt den hohen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften. Der hohe Bedarf könnte die USA auf Dauer ausbremsen, heißt es weiter in dem Bericht. Jedoch gibt es auch in Deutschland und Europa einen Fachkräftemangel. Der unsichere Konjunkturausblick komme dabei laut Bericht noch dazu.

Nun ist nicht nur die geleistete Arbeitszeit entscheidend, sondern auch die Produktivität der beiden Länder. Allerdings ist auch die Produktivität in Deutschland zurückgegangen. Laut der Datenbank zur Langzeitproduktivität beträgt die Produktivität pro Stunde in Deutschland etwa 117 Indexpunkte. Im Jahr 1997 hatten die USA und Deutschland beide eine Produktivität von 100 Indexpunkten. In den USA liegt die Produktivität inzwischen bei 129 Indexpunkten.

Wie Europa im wirtschaftlichen Vergleich zu USA dasteht

Auch Europa fällt gesamtheitlich im wirtschaftlichen Vergleich zu den USA zurück. „Wären die europäischen Länder Staaten der Vereinigten Staaten, würden viele von ihnen zur Gruppe der ärmsten Länder gehören“, heißt es in einem Report des Europäisches Zentrum für Internationale Politische Ökonomie (ECIPE).

Rund 31 Prozent größer sei die US-Wirtschaft im Vergleich zu Europa, zeigt der Report weiterhin. Im Jahr 2008 waren es nur etwa 15 Prozent. Das deutsche Pro-Kopf-BIP sei dabei 2021 auf den Wohlstand des 38. US-Bundesstaates, Oklahoma, gesunken.

„Wenn der Trend anhält, wird das Wohlstandsgefälle zwischen dem Durchschnittseuropäer und dem Durchschnittsamerikaner im Jahr 2035 genauso groß sein wie zwischen dem Durchschnittseuropäer und dem Durchschnittsindianer heute“, warnt die ECIPE in ihrem Report.

US-Wirtschaft ist stärker – Wo Deutschland noch punkten kann

Wirtschaftlich mag die USA besser dastehen als Deutschland, aber es kommt nicht immer nur auf wirtschaftliche Kennzahlen an. Im „Better Life Index“ der OECD schneiden die USA mit einer Gesamtbewertung von 7 von 10 Punkten ab, während Deutschland 7,3 Punkte erreicht.

Auch laut Analysen von US News steht Deutschland in Bezug auf Lebensqualität und soziale Aspekte besser da als die USA. Deutschland belegt weltweit den 9. Platz im Ranking zur Lebensqualität, während die USA nur den 23. Platz erreichen. In Bereichen wie Geschlechtergleichheit, Religionsfreiheit und Anti-Diskriminierung, zusammengefasst unter dem Aspekt sozialer Zweck, liegt Deutschland auf Platz 13, die USA hingegen auf Platz 19. Vielleicht kann daher auch die USA noch etwas von Deutschland lernen.

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