Mit mehr Geld in Rente: Was wichtig ist, um im Alter ein gutes Leben führen zu können

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

KommentareDrucken

Viele Rentnerinnen und Rentner können im Alter ihren Lebensstandard nicht mehr halten. Dabei kann man mit verschiedenen Möglichkeiten mit mehr Geld in Rente gehen. (Symbolbild) © Zoonar/Imago

Viele Rentnerinnen und Rentner können im Alter ihren Lebensstandard nicht mehr halten. Dabei kann man mit verschiedenen Möglichkeiten mit mehr Geld in Rente gehen. Ein Überblick.

München – Das Geld aus der gesetzlichen Rente wird vielen Deutschen nicht im Alter für ein gutes Leben reichen – auch wenn sie viele Jahre gearbeitet haben. Doch wie lässt sich vorsorgen, um im Ruhestand seinen Lebensstandard halten zu können? Die Möglichkeiten sind vielfältig – und je nach individuellem Fall eignen sich manche Vorsorgeoptionen besser als andere. Ein Überblick.

Mehr Geld in der Rente: Was vorher beachtet werden sollte

Wer darüber nachdenkt, wie sich am besten für das Alter vorsorgen lässt, sollte sich als Erstes informieren, wie viel Geld man im Alter benötigt. Laut einer Faustregel der Stiftung Warentest sollte sich das benötigte monatliche Einkommen als Rentnerin oder Rentner auf etwa 80 Prozent des vorherigen Nettolohns während der Berufstätigkeit belaufen.

Doch ist das genug? Immerhin möchten sich viele im Alter noch Reisen oder ein bequemes Auto leisten können. Außerdem sind zusätzliche Finanzpolster wichtig, falls mal größere Investitionen anstehen, wenn beispielsweise Waschmaschine oder Kühlschrank den Geist aufgeben. Zudem sollten Sparer bedenken, dass die Inflation im Laufe der Jahre alles teurer machen wird – wie in den letzten Jahren drastisch geschehen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die durchschnittliche Inflationsrate der vergangenen 20 Jahre bei 1,8 Prozent. Mit anderen Worten: Das Geld, das man jetzt hat, kann in zwanzig oder dreißig Jahren viel weniger wert sein als jetzt.

Vor der Rente: Wie viel Geld kann ich erwarten?

Als Zweites ist es wichtig, einen Blick auf die eigenen Finanzen zu werfen: Wie viel Geld kann man aus der gesetzlichen Rentenversicherung (DRV) im Alter erwarten? Dazu schickt die DRV allen Beitragszahlern, die mindestens fünf Jahre eingezahlt haben, ab dem 27. Geburtstag Jahr für Jahr eine individuelle Renteninformation. Darin ist auch eine Hochrechnung über den Betrag Ihrer voraussichtlichen Altersrente enthalten. Meist erkennt man dabei sofort: Das wird wohl nicht reichen.

Dann folgt der dritte Schritt: Für wie lange muss das Geld angespart werden? Wollen Sie früher in Rente gehen? Dann müssen Sie eventuell Abschläge einkalkuliere. Dazu kommt die höhere Lebenserwartung – Männer werden im Schnitt 78 Jahre alt, Frauen 83 Jahre. Hofft man beispielsweise, den 90. Geburtstag zu erleben, muss man vor dem Ruhestand für 23 Jahre Geld zurücklegen.

Beispiel: Eine 1980 geborene Frau bezieht ein Nettoeinkommen von 2000 Euro, mit dem sie gut auskommt. Sie wird voraussichtlich ungefähr eine gesetzliche Rente von 1220 Euro netto beziehen, sobald sie mit 67 Jahre in Rente geht. Wenn sie ihren Lebensstandard mit einem Einkommen von 2000 Euro halten möchte, gehen ihr also 780 Euro im Monat ab. Zudem geht sie sicherheitshalber davon aus, dass sie 90 Jahre alt werden könnte – weshalb sie für 23 Jahre Geld zurücklegen sollte. Damit kommt sie insgesamt auf einen Betrag von 215.280 Euro, den sie mindestens ansparen muss.

Es ist durchaus möglich, stolze fünf- bis sechsstellige Beträge für den Ruhestand anzusparen. Optionen gibt es viele – unter anderem teilweise durch den Kauf einer Immobilie oder das Sparen mit Rentenversicherungen – all das hat Vor- und Nachteile. Hier ein paar Beispiele:

Betriebsrente: Eine wichtige Säule der Altersvorsorge

Die Betriebsrente gilt als eine der wichtigsten Säulen der Altersvorsorge in Deutschland. Wer sie nutzt, kann durch die staatliche Förderung Steuern und Sozialabgaben sparen. Der Wermutstropfen: Bei der Auszahlung im Alter fallen dafür aber Steuern ab, zudem ist die Betriebsrente krankenversicherungspflichtig. Trotzdem kann sich eine Betriebsrente lohnen, je nachdem, wie viel Ihr Arbeitgeber bereit ist, dazuzuzahlen. Das kann die oft schwächere Rendite ausgleichen, zudem ist die Betriebsrente risikoarm.

Übrigens: Die durchschnittliche Höhe der Netto-Betriebsrenten lag im Jahr 2019 bundesweit bei 620 Euro bei Männern bzw. 238 Euro bei Frauen. Wenn wir nun die Frau aus dem obigen Beispiel nehmen, könnte diese mit einer eher niedrig angesetzten Netto-Betriebsrente von 300 Euro ihre Rentenlücke weiter auffüllen – dann muss sie aber immer noch 480 Euro monatlich im Ruhestand aus anderen Quellen berappen.

Tipps für Rente – hohe Rendite, aber mit Risiko: Sparen am Kapitalmarkt

Wer eine hohe Rendite will, für den bietet der Kapitalmarkt eine Möglichkeit, beispielsweise über die Investition in einen ETF-Sparplan. Hier besteht natürlich neben der Chance auf eine höhere Rendite auch das Risiko, dass man viel Geld verlieren kann. Deshalb lohnt es sich, sich vorher gut zu informieren und beispielsweise auch für den Ruhestand einen Plan auszuarbeiten, wenn man dann regelmäßig Geld daraus beziehen möchte.

So gibt es neben dem Sparplan, der nur auf Aktien setzt, auch den Entnahmeplan, der zusätzlich auf festverzinsliche Wertpapiere oder klassische Bankprodukte wie Festgeld oder Tagesgeld setzt. Das soll helfen, über einen längeren Zeitraum den gleichen Betrag auszuzahlen, was über Aktien alleine schlecht funktionieren würde, da diese zu großen Schwankungen unterliegen.

Ruhestandsexperte Michael Huber vom VZ VermögensZentrum empfiehlt im Handelsblatt eine Quote von 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Anleihen. „Wenn das Vermögen besonders lange erhalten bleiben soll oder auch noch etwas für Erben übrig bleiben soll, kann das Portfolio auch zu zwei Dritteln aus Aktien und zu einem Drittel aus Festverzinslichen bestehen“, sagt der Experte dem Magazin.

Mit einem ETF-Sparplan könnte die Frau aus dem Beispiel die restliche Rentenlücke füllen. Sie muss noch 480 Euro im Monat bzw. insgesamt 132.480 Euro ansparen. Das könnte ihr gelingen, indem sie monatlich 300 Euro anlegt, bei einer Marktrendite von 4,5 Prozent abzüglich der Gebühren für die Sparrate von 1,5 Prozent und Fondskosten von 0,12 Prozent. Danach sollte sie nach 23 Jahren (also bis 67 Jahre) auf knapp 141.000 Euro kommen.

Rentenversicherung: Mehr Geld in der Rente mit freiwilligen Zahlungen

Wem der Aktienmarkt zu unsicher ist, kann stärker auf die deutsche Rentenversicherung setzen und dort mit freiwilligen Einzahlungen die gesetzliche Rente weiter aufstocken – das lohnt sich vor allem, wenn man vorhat, früher in Rente zu gehen und Abschläge ausgleichen möchte. Das sagt Marcel Reyers, zertifizierter Finanzplaner (CFP) und einer der Vorstände der Finanzplaner-Vereinigung FPSB, dem Handelsblatt: „Die gesetzliche Rente ist vom Kapitalmarkt unabhängig und sie steigt mit der Lohnentwicklung, was in der Regel bedeutet, dass sie die Inflation ausgleicht“, sagt Reyers.

Ob und in welchem Umfang es sich lohnt, weiterhin einzuzahlen, lasse sich über die Beratungsstellen der Rentenversicherung Bund herausfinden, so das Magazin. Einzahlungen sind allerdings für Arbeitnehmer erst ab einem gewissen Alter möglich und können in vielen Fällen die individuelle Rentenlücke nicht vollständig stopfen.

Auch interessant

Kommentare