„Es geht auch ohne Knallerei“: Kreuth will Jahreswechsel mit Ballonglühen feiern
Keine Knallerei zu Silvester: Gebetsmühlenartig wiederholen Tal-Gemeinden, Touristiker und Naturschützer ihren Appell, zum Jahreswechsel auf Feuerwerke zu verzichten. So auch heuer. In Kreuth gibt‘s diesmal als Alternative zwar keine Lasershow mehr, dafür aber ein Ballonglühen.
Kreuth/Tegernseer Tal - Um den Einheimischen und Gästen ein Alternativprogramm zum krachenden Feuerwerk zu bieten und damit die Böllerei einzudämmen, hat das Bergsteigerdorf Kreuth zum Jahreswechsel 2018/2019 erstmals eine zentrale Feier mit Lasershow ausgerichtet. Die Idee kam gut an. Insgesamt viermal haben die Kreuther auf diese Weise das neue Jahr begrüßt. Auch die Knallerei, so zumindest der Eindruck von Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU), sei merklich zurückgegangen. Trotzdem ist nun Schluss mit der Lasershow.
Lasershow wurde der Gemeinde Kreuth zu teuer
Schuld seien in erster Linie die gestiegenen Kosten, erklärt Bierschneider auf Nachfrage. Einen Betrag im fünfstelligen Bereich habe die Gemeinde zuletzt für die Lasershow hinlegen müssen. „Wir haben daher im Gemeinderat über andere Möglichkeiten diskutiert“, berichtet der Rathauschef. Von FWG-Gemeinderat Michael Unger, Teil des Ballooning-Tegernsee-Teams, kam schließlich der Vorschlag, die gemeinsame Silvesterfeier an die Hirschberglifte zu verlegen und dort das Gelände mit einem Ballonglühen zum Leuchten zu bringen. „So etwas darf man nicht sterben lassen“, sagt Unger über die gemeinsame Silvesterfeier. Und er ist überzeugt: „Es geht auch ohne Knallerei.“
Programm für Silvesterfeier am Hirschberg steht
Inzwischen steht das Programm. Ab 22.30 Uhr in der Silvesternacht sorgen die Wirtsleute des Hirschberg-Liftstüberls für Verpflegung im Freien. Das Unternehmen Ballooning Tegernsee organisiert ein Ballonglühen, ein DJ sorgt für Musik, und sofern die Schneeverhältnisse und das Wetter mitspielen. wird sich auch die am Hirschberg ansässige Skischule Tegernsee „mit einer Überraschung“ an dem Programm beteiligen. „Und das alles kostet so gut wie nix“, freut sich Ideengeber Michael Unger. Weil auch die Silvesterfeier im neuen Format eine reine Außenveranstaltung ist, werde sie allerdings nur bei gutem Wetter stattfinden, kündigt Bürgermeister Bierschneider an. Am 27. Dezember soll dazu eine endgültige Entscheidung fallen.
Bürgermeister hofft, dass neues Format gut ankommt
Bierschneider ist froh, dass sich eine würdige Alternative zur Lasershow im Warmfreibad gefunden hat und lobt den Einsatz der Initiatoren und Partner. „Ich finde es ganz toll.“ Er hoffe nun, dass das neue Format ähnlich gut von den Einheimischen und Gästen angenommen werde wie die bisherige Feier mit Laser-Spektakel.
Voll des Lobes ist schon jetzt Johanna Ecker-Schotte, Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal und unermüdliche Kämpferin gegen die Feuerwerke im Tegernseer Tal: „Wir begrüßen das von Herzen“, sagt sie über das Bemühen der Gemeinde Kreuth, Alternativmöglichkeiten zu den herkömmlichen Silvesterfeuerwerken zu schaffen. „Alles ist besser als die Knallerei.“ Neben den Haustieren seien es vor allem die wild lebenden Tiere am Tegernsee, die der Böllerei hilflos ausgesetzt seien. Die Kracher würden die Tiere auseinander treiben, sie seien noch Tage danach völlig verschreckt.
Tierschützerin beklagt hemmungslose Böllerei am Tegernsee
In ihren „Weihnachtsgrüßen aus dem Tierheim“ bittet die Vorsitzende die Talbürger und -gäste daher erneut um den Verzicht auf die Silvester-Kracherei. Feuerwerke, wie sie seit einigen Jahren im Tal stattfänden, hätten nichts mehr mit Tradition zu tun. „Unmengen an Böllern und Raketen werden in die Luft geschossen ohne Rücksicht auf Mensch, Tier und Natur“, schreibt die Tierschützerin in ihren Weihnachtsgrüßen.
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Ohrenbetäubender Lärm, Umweltbelastung durch Feinstaub und Müll, der Stress für die Tiere: Auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) appelliert seit Jahren unermüdlich, den Feuerwerken ein Ende zu setzen. Heuer hat sie sogar ihren vor Jahren herausgebrachten Flyer „Feiern ohne Feuern!“ neu aufgelegt und möchte diesen großräumig verteilen. „Wir haben den Kampf nicht aufgegeben“, sagt die SGT-Vorsitzende Angela Brogsitter-Finck. Auch wenn man von einem Durchbruch noch weit entfernt sei und in den vergangenen Jahren am Tegernsee hemmungslos geböllert wurde, hoffe sie immer noch, „dass sich die Vernunft irgendwann durchsetzt“.
Auch die Tourismus GmbH bittet um Verzicht auf Feuerwerke
Ähnlich sieht es Christian Kausch, Geschäftsführer der TTT. Auch die Tourismus GmbH werde im Namen der Tegernseer-Tal-Gemeinden Mitte Dezember erneut eine Rundmail an die Gastgeber und Leistungspartner verschicken, in der sie darum bittet, der Umwelt zuliebe auf Feuerwerke zu verzichten. Der Erfolg dieses jährlichen Rundschreibens sei bislang überschaubar gewesen, räumt Kausch ein. Aufzugeben und den Appell nicht zu erneuern, sei aber das falsche Signal, findet er.
gab