Schnell, günstig, effektiv: Wie Wohnungen für Flüchtlinge dauerhaft bezahlbaren Wohnraum schaffen können
Das Prinzip ist recht einfach. Statt teures Geld für vorübergehende Containerstandorte auszugeben, kann man es auch in den sozialen Wohnungsbau investieren und so langfristig Wohnraum schaffen.
In der Gemeinde Waakirchen hat man diese Idee im Ortsteil Schaftlach bereits 2016 umgesetzt. Jetzt könnte es im gesamten Landkreis bei der Unterbringung von Flüchtlingen helfen.
Das „Solidarische Schaftlacher Wohnraum-Modell“ soll dem Landratsamt Miesbach bei der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum für Einheimische und der Unterbringung von Geflüchteten helfen. Wie Luitpold Grabmeyer, Vorstand des Kommunalunternehmens Wohnbaugesellschaft Waakirchen (WBW-KU), erklärt, sieht das Modell die Errichtung von menschenwürdigem Wohnraum auf Grundstücken vor, die von der Gemeinde oder gemeinnützigen Organisationen zur Verfügung gestellt werden.
Kostengünstige Modulbauweise
„Die Errichtung des Wohnraums erfolgt in kostengünstiger Modulbauweise“, beschreibt Grabmeyer das wesentliche Merkmal. „Die Erfahrung zeigt, dass Gebäude so in sechs bis acht Monaten Bauzeit realisierbar sind. Die Größe ist skalierbar.“ Das WBW-KU arbeite mit sechs, acht oder zehn Wohnungen – „je nachdem, was auf das Grundstück passt“.
Die Module bestehen aus vorgefertigten Betonteilen. Schnell zu bauen, aber das sei nicht alles. Unter Mitarbeit des Fraunhofer Instituts sei ein Baustoff entstanden, „der wenig Zement braucht und gute CO2-Werte aufweist. Außerdem ist das Material zu 98 Prozent recycelbar“.
Zum Bauen braucht es zwei wesentliche Säulen: Platz und Geld. Während der Baugrund von Kommunen gestellt werden kann, erfolgt die Finanzierung über das WBW-KU, das die Einheiten über 15 Jahre an die Regierung von Oberbayern vermietet. Die kann die Immobilie in dieser Zeit für ihre Zwecke bei der Unterbringung von Flüchtlingen nutzen. So wird der Wohnraum über diese Mieteinnahmen abbezahlt.
Vielfältige Nachnutzung
Anschließend gehen die Gebäude in den Besitz der jeweiligen Gemeinde über. Welche Nutzung nach der Bindung erfolgt, liegt in deren Ermessen, sagt Grabmeyer: „Der Wohnraum kann für altersgerechtes Wohnen genutzt werden oder weiterhin als Unterkunft für Geflüchtete. Theoretisch ist auch ein Rückbau der Gebäude möglich.“ Sozialer Wohnraum sei auch eine Option. Die Mieten orientieren sich dabei an den im Landkreis derzeit üblichen Margen für Neubauten und müssen entsprechend genehmigt werden. Die Refinanzierung erfolgt mit 15 Jahren über einen entsprechend langen Zeitraum.
Gemeinden, die so einen Beitrag leisten wollen, Flüchtlinge unterzubringen, um nach 15 Jahren ohne großen Kostenaufwand bezahlbaren Wohnraum bieten zu können, müssen das betreffende Grundstück bereitstellen. „Das verbleibt über den gesamten Projektzeitraum im Besitz der Gemeinde“, so Grabmeyer.
Lieber in Häuser als Container investieren
Entstanden ist das Schaftlacher Modell 2015. Die Gemeinde Waakirchen wollte nicht nur das Problem der fehlenden Unterkünfte für Geflüchtete lösen, sondern gleichzeitig einen Mehrwert für die Gemeinde schaffen. „Dank der damals noch günstigeren Baukosten sind die vom Kommunalunternehmen gemäß des Solidarischen-Schaftlacher-Wohnraum-Modells errichteten Gebäude bereits nach zehn Jahren refinanziert“, sagt Grabmeyer. „Insgesamt wurden sehr gute Erfahrungen bei Umsetzung und Betrieb der Unterkünfte gemacht.“
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Im Landratsamt ist man von diesem Lösungsansatz sehr angetan, wie die Pressestelle auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. „Es handelt sich dabei um ein äußerst nachhaltiges Konzept, das bereits in anderen Landkreisen Anwendung gefunden hat. Die Gebäude können nach ihrer Erstnutzung für Geflüchtete als sozialer Wohnraum für Bürger genutzt werden. Dies ist besonders bedeutsam in einem Landkreis wie unserem, der von einer ohnehin angespannten Wohnsituation geprägt ist.“ Zudem ermögliche es das Schaftlacher Modell, in mehreren Kommunen Geflüchteten einen qualitativ hochwertigen Lebensraum zu bieten. Auch könnten sogenannte Fehlbeleger nach ihrer Anerkennung in die neuen Wohneinheiten umziehen, was wiederum Platz in den Notunterkünften schaffen würde.