Blicke jenseits des Offensichtlichen: Verena Wolf stellt Biografie über Hans-Günther Kaufmann vor

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Beeindruckende Bilder zeigte Hans-Günther Kaufmann nach der Buchvorstellung. So erscheint dieser heimische Apfelbaum in einem ganz besonderen Licht. © sh

Augenzeuge – unter diesem Titel widmet sich Verena Wolfs Biografie dem außergewöhnlichen und bewegten Leben von Hans-Günther Kaufmann. Zur Präsentation im feierlichen Rahmen hatte das Miesbacher Verlagshaus nun in den Waitzinger Keller eingeladen.

Miesbach – Allein die große Zahl der Gäste zeugte von der Wertschätzung für einen Mann, der mit seiner Kamera seit Jahrzehnten zum Chronisten seiner Zeit wird. Egal ob er das Jet-Set-Leben seiner frühen Jahre festhält oder heute einfühlsame Blicke jenseits des Offensichtlichen.     

Als Verena Wolf im Zuge ihrer Präsentation der Mund merklich trocken wird, ist es Hans-Günther Kaufmann, der sich in der ersten Reihe darum kümmert, dass ihr Wasser gebracht wird. Keine Fotografen-Aufgabe per se, aber es zeigt, wie aufmerksam er seine Umgebung betrachtet und Dinge sieht, über die die meisten hinwegschauen, weil anderes im Vordergrund steht. So wie er am Festabend den Anstoß liefert, dass die Autorin einen Schluck trinken kann, lenkt er mit seinen Bildern den Blick auf das Wesentliche.

Bürgermeister Gerhard Braunmiller zitierte den Buchtitel „Mit den Augen der Seele“ von Kaufmann und Abt Odilo Lechner, als er das Wesen des Fotografen beschrieb und betonte, wie stolz die Stadt sowohl auf ihn als auch auf das Miesbacher Verlagshaus sei, die sich mit viel Gespür den Themen der Region näherten.

Im richtigen Moment vor Ort: Kaufmann lässt sich von den Motiven rufen

Verleger Hartmut Wolf, der zum Auftakt seiner Laudatio eröffnete, dass der Rotary Club Schliersee Kaufmann zum Ehrenmitglied ernannt hat, spannte einen Bogen vom ersten, beeindruckenden Kaufmann-Bild, das er sah, bis zu den aktuellen Aufnahmen, „die wahrhaftig atemberaubend sind und ergriffen machen“. Umso mehr, wenn man die Motive in Kinoleinwand-Größe vor sich sieht und ihr Urheber von seinen Gedanken dazu erzählt.

So wie es Kaufmann tat, nachdem Hartmut Wolf einen groben Umriss eines „hochinteressanten Lebens über 81 Jahre, aber quasi nur eine Zwischenbilanz“ gezeichnet hatte. Von der ersten Profikamera, die die Mutter dem heranwachsenden Hans-Günther schenkte, über die Zeit, als er „mit den schönsten Models an den faszinierendsten Orten der Welt“ gewesen sei und den richtungweisenden Begegnungen mit Franz-Josef Strauß und Abt Odilo Lechner.

v.l. Hans-Günther Kaufmann, Verena und Hartmut Wolf.
Gemeinsames Buchprojekt: Hans-Günther Kaufmann (l.) mit Verena und Hartmut Wolf. © Stefan Schweihofer

Hatte Hartmut Wolf die Frage aufgeworfen, wie man genau in dem Augenblick da sein könne, um magische Momente einzufangen, erklärte Kaufmann seine Herangehensweise ans Fotografieren. Grundsätzlich sei er alles andere als geduldig, aber bereit für den rechten Augenblick. Eine entscheidende Wendung habe sein Arbeiten durch das Gespräch genommen, das er mit einem Mönch und Ikonenmaler auf dem Berg Athos in Griechenland über die Annäherung an Motive führte. Seitdem gehe er nicht mehr auf die Jagd nach Motiven, sondern lasse sich von diesen rufen. So wie er es in Griechenland erlebt hatte.

Verena Wolf, die ein gemeinsamer Wochenmarkt-Besuch für die Miesbacher Stadtgeschichten im Frühjahr 2018 mit Kaufmann zusammengeführt hatte, erzählte von den glücklichen Zufällen, die sie zur Biografin des Starfotografen werden ließen und wie die beiden ab Mai 2021 in drei Jahren acht Jahrzehnte eines bewegten Lebens in Buchform brachten.

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Unterlegt mit Bildern unterschiedlichster Genres, erzählte und las sie in Auszügen von der Kindheit bis in die Gegenwart, bei der Kaufmann selbst wieder übernahm. Bildlich an einem regnerischen Tag am Irschenberg, den die Autobahn prägt und wo es doch nur wenige Meter von der immerwährenden Blechlawine Orte voller Stille und Magie gibt. Mit seinen Talenten wolle er zeigen, wie viel Göttliches in der Natur steckt, in der kleinsten Blüte, in Lichtreflexionen, den neugierigen Blicken der Tiere.

„Das Gute kommt leise, und was Lärm macht, bringt nichts Gutes“, zitierte der Deutsch-Franzose ein französisches Sprichwort und verabschiedete sich mit einem Bild der kleinen Enkeltochter Carla. Um Heimat zu finden, reiche kein Trachtenanzug, man müsse über Generationen Wurzeln schlagen. hsi

Das Buch

Anstelle einer klassischen Biografie erzählt Verena Wolf das Leben von Hans-Günther Kaufmann auf unterschiedliche Weise. Neben Passagen, die sich wie ein Roman lesen, gibt es Interviews und Reflexionen. Kaufmanns Frau Sylvia, die das Buch illustrierte und gestaltete, öffnete das Privatarchiv und fügte mehrere lange Bildstrecken ein. Mit einem integrierten QR-Code ist auch der Film „Wir sind Schöpfung“ abrufbar, den Kaufmann im vergangenen Jahr im Auftrag des Abramic Accords Institute Berlin drehte.                          

Das Buch ist im lokalen Buchhandel oder über den Verlag erhältlich: info@miesbacher-verlagshaus.de

Verena Wolf: Hans-Günther Kaufmann – Augenzeuge mit einem Geleitwort von Armin Laschet, 336 Seiten, ISBN 978-3-9823730-3-4, 32 Euro.

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