„Anker“ der Stabilität: Bayerns Gebirgsschützen haben ihr eigenes Doku-Zentrum
Die Gebirgsschützen in Bayern haben in Benediktbeuern ihr eigenes Doku-Zentrum. Es ist etwas Besonderes. Die Infostätte im Kloster wurde mit einem Polit-Promi eingeweiht.
Benediktbeuern - Das Zentrum Gebirgsschützen Bayern im westlichen Gebäudeteil des Maierhofes im Kloster Benediktbeuern ist eingeweiht. Mit Salutschüssen, Söder und Segnung wurde die Dokumentationsstätte am vergangenen Samstag (30. August) eröffnet. Hier wird die Geschichte der Gebirgsschützen in Bayern für die Gegenwart gezeigt und für die Nachwelt bewahrt.
Am Samstag wurde das Zentrum der Gebirgsschützen Bayern im Kloster Benediktbeuern eingeweiht - mit dabei war Ministerpräsident Markus Söder
Es waren viele, sehr viele. Und gerne hätte Martin Haberfellner alle persönlich begrüßt. Aber das hätte den Rahmen gesprengt. Abgesehen davon: Es seien „Persönlichkeiten eingeladen, die sich nicht nur alle gegenseitig kennen, sondern überwiegend auch politisch, gesellschaftlich, kameradschaftlich und sogar freundlich miteinander verbunden sind“, erklärte der Landeshauptmann des Bunds der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien zu Beginn des Festakts.

Ehrenkompanie im Maierhof
Vom Rednerpult aus blickte er da gerade auf zahlreiche Gebirgsschützen, eine Große Ehrenkompanie in Reih und Glied im Innenhof des Maierhofs stehend. „Wir Gebirgsschützen freuen uns, dass alle mit uns diesen denkwürdigen Tag begehen.“ Schon seit Jahrhunderten seien die Gebirgsschützen – eine „robuste Gemeinschaft“ und ein „Anker der gesellschaftlichen Stabilität in Bayern“ – in die staatliche Ordnung des Landes eingebunden: in Zeiten des Krieges „zur Verteidigung der Heimat“, und im Frieden „gegen alle möglichen Versuche, unserer jahrhundertalten Tradition als nicht mehr zeitgemäß das Lebenslicht auszublasen“.

Wichtiges Gedächtnis
Dem Menschen sei es ein Bedürfnis, ein Bild von seiner Herkunft zu haben, „um seinen Standpunkt heute und seinen Kurs für die Zukunft bestimmen zu können“, betonte Haberfellner. Das Gedächtnis der Menschen seien Überlieferungen, Bibliotheken, Archive. Ein solches Gedächtnis brauchen auch die Gebirgsschützen. Haberfellner sprach daher seinen großen Dank aus für all die Unterstützung, die die Gebirgsschützen beim Aufbau dieses Gedächtnisses, des Zentrums, erhalten haben – etwa vom Bayerischen Landtag, von der Staatskanzlei, vom Ministerpräsidenten.
Söder würdigt das „Besondere“
Für Ministerpräsident und Schirmherr Markus Söder (CSU) war die Eröffnung „ein Tag des Dankes, der Freude, aber auch der Vergewisserung und der Selbsteinschätzung, wie wichtig Gebirgsschützen für Bayern sind“. Denn: „Wer anderes als die Gebirgsschützen steht für die besondere Eigenart, für das Besondere, was Bayern ausmacht.“ Seit Jahrhunderten werde über die Geschichte der Gebirgsschützen geredet, „vor allem von euch selbst“, nämlich „tradiert und überliefert von einer Kompanie zur anderen“. Der jeweilige Landeshauptmann fasse das Überlieferte zusammen und stehe so für das „gemeinsame kulturelle Gewissen“. Eine „zentrale Einrichtung“, eine „Dokumentationsstätte“, eine „Vergewisserungsstätte“ habe es bisher nicht gegeben. „Eigentlich ein Unding, wenn man ehrlich ist.“ Schließlich gebe es „so viele Museen“, und zwar „für alles Mögliche“.
Mit zuständig für das Bayernbild
In dem Zentrum wird nun die jahrhundertehalte Geschichte vermittelt, werden nun Materialien in einem Archiv aufbewahrt. Circa 1,5 Millionen Euro vom Freistaat seien „gut angelegtes Geld, um hier an der Stelle dieses Dokuzentrum auf den Weg zu bringen“, fand der Ministerpräsident. Bei staatlichen Einrichtungen stünden die Gebirgsschützen „immer wieder da“, sie „begrüßen Staatsgäste aus aller Welt“, und das „mit stoischer Ruhe, großer Standhaftigkeit, aber auch einem Bayernbild, das es nur bei uns gibt“.
Söder erinnerte an einen Besuch von Joe Biden, „der höchste Staatsbesuch, den ich bislang empfangen durfte“. Biden sei aus dem Flugzeug aus- und die Treppe herabgestiegen, mit Blick auf die Gebirgsschützen. Auf die Frage „Oh, what’s this?“ habe er Biden geantwortet: „This is my special Bavarian Army.“ Das könne niemand anderes bieten, „hat kein Bundeskanzler, kein anderer Ministerpräsident“, betonte Söder nun bei seiner Festrede.

Die Gebirgsschützen sind dabei weit mehr als ein Bild. „Ihr seid der letzte noch erhaltene Teil der Bayerischen Armee.“ Sollte sich Bayern irgendwann einmal selbstständig machen, kämen auf die Gebirgsschützen zu den repräsentativen Aufgaben womöglich weitere hinzu, meinte Söder. Auch machte der Ministerpräsident in seiner Rede deutlich, dass es vielen Menschen wichtig sei, „die Werte zu definieren, die unser Land zusammenhalten“. Für Bayern seien das Freiheit, Heimat und Glaube.
Raum für Diskussion
Den Glaubenspart der Eröffnungszeremonie übernahm an diesem Tag Klosterdirektor Pater Heinz Menz. Das Zentrum gebe als Ort der Begegnung Raum für Diskussion, „über das, was das Schöne des Lebens ist, das uns froh macht, das junge Menschen optimistisch in die Zukunft schauen lässt, aber auch auf das blicken lässt, was die Vorfahren durch ihr Tun für uns heute ermöglicht haben und was wir dadurch auch weiter schützen und gestalten dürfen“, sagte er im Rahmen der Segnung des Zentrums.
Weihwassertropfen fielen dabei nicht nur auf den Tannenholzboden, sondern auch auf ein in Oberammergau handgeschnitztes Kruzifix, das wenig später im Zentrum an eine Wand kam. „Es ist ein besonderes Kreuz“, sagte der Pater. Es sei die Kopie eines 240 Zentimeter großen, steinernen Originals aus dem Ende des 15. Jahrhundert in Krakau.

Historische Trommel
Nach der Segnung war das Zentrum zur Besichtigung geöffnet. Das erste Objekt, das Haberfellner dem Ministerpräsidenten zwischen einer Kopie von Franz von Defreggers Gemälde „Die Erstürmung des Roten Turmes“ und den Aquarellen von Paul Ernst Rattelmüller erläuterte, war die Gotzinger Trommel. Der Überlieferung nach soll diese die Sendlinger Mordweihnacht, ein Kapitel des bayerischen Volksaufstandes, überlebt haben. Söder legten seine Hände auf den schützenden Glasdeckel und neigte seinen Kopf, um die Schrift auf dem Fell lesen zu können. Der auf die Unterseite geschriebene Text erinnert an den Kampf in jener Christnacht 1705 und beginnt mit den Worten: „Lieber bairisch sterbn als wie kaiserlich verderbn.“
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