Faschingskostüme: Ein alter Hut? – Im Landkreis gibt es immer weniger Anbieter
Faschingskostüme sind in vielen Geschäften kaum noch zu finden. Einige wenige halten jedoch an der Tradition fest.
In vielen Geschäften gibt es sie gar nicht mehr: die kunterbunten Regale mit den Faschingsartikeln. Noch vor einigen Jahren lösten im Januar funkelnde Krönchen, Perücken mit wallender Lockenmähne oder glitzernde Einhornkostüme die Weihnachtsdeko ab. Wo einst das Feen-Kostüm neben dem Piraten-Outfit hing, ist heute von Verkleidung kaum noch eine Spur.
Im Isarkaufhaus in Geretsried ist das allerdings ein vorübergehendes Phänomen. Dort werde in diesem Jahr wegen des großen Umbaus keine Verkleidung angeboten, erklärt Geschäftsführer Frederik Holthaus. „Aber nächstes Jahr für den Fasching 2026 schon wieder.“
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Der Platz für eine große Kostümauswahl fehlt
Einer der wenigen in der Region, der noch Faschingskostüme anbietet, ist der Spielwarenladen Tausend in Wolfratshausen. „Wir wollen unseren Kunden das bieten, was sie suchen“, erklärt Angela Frey, die das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann führt. Die Faschingssaison sei zwar „sicher sehr aufwändig“, erklärt sie, dennoch hängen auch in diesem Jahr wieder Vampirkostüme neben denen für Feuerwehrleute, Tiger und Zebras: „Wir haben ein tolles Team“, sagt Frey. So lasse sich die Saison stemmen.
Spielwaren Krömer bietet in seinen beiden Filialen in Geretsried und Bad Tölz keine Verkleidung mehr an. „Vor ein paar Jahren hatten wir noch Faschingsartikel“, erklärt Sylva Niemann, Filialleiterin in Bad Tölz. Es sei inzwischen schlichtweg der Platz, der fehlen würde, sagt sie. „Man bräuchte eine große Auswahl, und jedes Kostüm müsste zudem in mehreren Größen vorrätig sein“, erläutert Niemann. Das lohne sich nicht.
Sind Indianer-Kostüme noch gefragt?
Und wie sieht es inzwischen mit umstrittenen Kostümen wie Indianer-Federschmuck aus? Oder Cowboyhüten? Sie gehörten früher zu Fasching wie Konfetti. Heutzutage werden immer mehr Stimmen laut, die hinterfragen, ob es okay ist, sich an Fasching als jemand zu verkleiden, der einer anderen Kultur angehört, ohne deren historischen Hintergrund zu kennen. Ist das Ende für diese Kostümklassiker gekommen?
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Nein, bei Spielwaren Tausend zumindest nicht, erklärt Frey. Sie hat mitbekommen, dass zum Beispiel in manchen Kindergärten darüber gesprochen wird, ob es in Ordnung ist, sich als Cowboy oder Indianer zu verkleiden. „Das geht schon ein paar Jahre so, deshalb sind manche zurückhaltender bei der Kostümauswahl und manches ist auch nicht mehr so nachgefragt“, sagt sie. Indianerschmuck und -zubehör verkaufe sie zum Beispiel nicht mehr so viel wie vor einigen Jahren. Aber im Sortiment hat Spielwaren Tausend diese Dinge trotzdem noch.
Man hat die Qual der Wahl zwischen unzähligen Kostümen
„Wir bieten solche Kostüme von uns aus schon an. Und wir sind auch sehr tolerant und richten uns nach den Wünschen der Kunden“, erklärt Frey. „Wir haben unzählige Kostüme“, sagt die Wolfratshauserin. „Die Vielfalt ist sehr groß, viel größer als früher.“ Was in dieser Faschingssaison an den Kleiderstangen in dem Geschäft am Untermarkt hängen soll, muss schon eine ganze Weile im Voraus wohlüberlegt sein. Im Sommer bestellen Frey und ihr Team immer die Artikel für die kommende närrische Zeit.
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Bislang habe sie es noch nie erlebt, dass sich jemand beschwert hat, weil er sich durch ein Kostüm persönlich angegriffen gefühlt hat. „Die Leute wollen einfach Spaß haben. Und wer sich gewagt anziehen mag, darf das“, meint Frey. Auch die Käppis mit den Strasssteinen und dem Aufdruck „Bitch“ verkaufen sich. „Nachfrage ist überall da“, sagt die Expertin.
Händlerin will Unbeschwertheit und Toleranz vermitteln
Doch sie sieht auch bei sich als Händlerin die Verantwortung. „Unser Ziel ist es, Unbeschwertheit, Freude und Toleranz zu vermitteln. Wir wollen, dass alle eine schöne Zeit haben.“