Höllenlärm bei Sanierungsarbeiten: Bahn zahlt Anwohnern Hotelzimmer

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Gigantische Maschine: Hier wird nachts der Schotter vom Gleisbett ausgetauscht oder auch recycelt. Das ist allerdings so laut, dass den Anwohnern eine Ersatzunterkunft spendiert wird. Die Kosten trägt die Deutsche Bahn. © Privat

Die Bahn baut. Für Anwohner ist das kein Zuckerschlecken. Die Lärmbelästigung ist massiv. Jetzt gibt es erste Konsequenzen.

Gröbenzell/Lochhausen - Die Bahn saniert derzeit die viel befahrene Strecke zwischen Olching und Lochhausen - der dabei entstehende Lärm klingt in etwa so, als würde ein riesengroßer Glascontainer ausgeleert werden. Immer wieder scheppert es derzeit nachts in Gröbenzell in massiver Lautstärke. Das Geräusch ist teilweise noch kilometerweit zu hören. Wer direkt in der Nähe der Lärmquelle wohnt, dürfte wohl kaum ein Auge zu kriegen. Die Arbeiten am Gröbenzeller Gleisbett treiben die Anwohner aus ihren Betten.

Der Grund: Die Bahn baut zwischen Lochhausen und Olching, einer der meist befahrenen Streckenabschnitte Deutschlands. Deshalb schrillt tagsüber, manchmal im Minutentakt, ein Warnsignal durch die Luft, was schon für ziemlichen Ärger sorgte (wie berichtet). Laut Bahn gibt es aber keine Alternative: Die Bauarbeiter werden so vor anfahrenden Zügen gewarnt, und zwar an verschiedenen Stellen, für Fahrten auf den S-Bahngleisen müssen die Arbeiten nicht unterbrochen werden. Nachts verstummt die Hupe, also eigentlich zwischen 22 und 5 Uhr, was aber auch nicht so ganz klappt, unter anderem wegen Verspätungen.

Viel lauter als gedacht

Um genau die Zeiten, in denen eigentlich keine Züge fahren, optimal zu nutzen, wird auch gearbeitet, wenn alle anderen schlafen. Und da offenbarte sich nun wiederum ein neues Problem: Der gigantische Zug, mit dem das Schotterbett erneuert wird, sorgt für deutlich mehr Lärm in unmittelbarer Nähe zu bewohntem Gebiet, als zunächst gedacht. Die Bahn hat jetzt erste Konsequenzen gezogen.

Am Freitag wurden Briefe an die „besonders betroffenen Haushalte“ verteilt, wie ein Bahnsprecher gegenüber dem Tagblatt bestätigt. Das Schreiben kursierte schnell im sozialen Netzwerk Facebook. Offenbar haben es insbesondere Gröbenzeller erhalten, die in erster, teils auch zweiter Häuserreihe direkt an den Gleisen wohnen. Sie können sich über eine Telefonnummer, die die Bahn ihnen mitgeteilt hat, eine Ersatzunterkunft suchen, etwa in einem Hotel. Die Kosten werden übernommen.

„Dieses Angebot erfolgt aus Rücksicht auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Anwohner und soll sicherstellen, dass der notwendige Schlaf trotz der Baumaßnahmen gewährleistet bleibt“, erklärt der Bahnsprecher. Wie viele Betroffene genau es bereits angenommen haben, kann er allerdings nicht sagen.

Gelbes Monster auf dem Gleisbett

Dafür gibt es einen Zeitrahmen: Bis 30. August soll die Baustelle noch andauern. Der gigantische Zug, der derzeit nachts über die Gleise rollt, dürfte einige vielleicht an den sogenannten „Starken Heinrich“ erinnern, der vor Jahren etwa auf der S4 im Einsatz war. Es handelt sich dabei um eine Bettungsreinigungsmaschine, wie der Bahnsprecher erklärt.

Der gelbe Riese wurde im österreichischen Linz gefertigt und kann mit 15 Mann Besatzung 150 Meter Schotterbett pro Stunde erneuern und dabei gleichzeitig den alten Schotter recyceln.

Dafür hebt die Maschine das Gleis samt Schwellen an, entnimmt den Inhalt des Gleisbettes und transportiert ihn daraufhin innerhalb des Zuges zu mehreren Sieben. Dort wird wiederverwendbares von unbrauchbarem Material getrennt. Anschließend wird der frisch gereinigte Schotter wieder unter dem Gleis eingebracht und gegebenenfalls mit neuen Steinen ergänzt. Außerdem wird Schotter durchgerüttelt, um ihn wieder stabiler zu machen.

Für alle, die das wenig begeistert, weil sie einfach wieder ihre Ruhe haben wollen, gibt es zumindest eine gute Nachricht, wie der Bahnsprecher mitteilt. „Die Arbeiten liegen im Zeitplan.“ Jedenfalls Stand jetzt. (gar/sus)

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