Nächtliches Hupen: Die Bahn baut und raubt Anwohnern den Schlaf

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Aktuell finden Bauarbeiten auf der Bahnstrecke zwischen Olching und Lochhausen statt. Viele Gröbenzeller können deshalb nicht schlafen. © Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben

An Schlaf ist bei zahlreichen Gröbenzellern aktuell nicht zu denken. Sie werden ab 5 Uhr morgens von einem Warnton aus dem Schlaf gerissen. Das Signal stammt von Bauarbeiten an der Bahnstrecke.

Gröbenzell - Ausschlafen am Wochenende? Und das bei geöffnetem Fenster? Daran war bei zahlreichen Gröbenzellern nicht zu denken. Sie wurden ab 5 Uhr morgens von einem Warnton aus dem Schlaf gerissen. Das Signal stammt von Bauarbeiten an der Bahnstrecke zwischen Olching und Lochhausen. Und die dauern noch den ganzen Sommer.

„Das ist Wahnsinn, absoluter Psychoterror“, empört sich Cordula Braun, Gröbenzellerin und Gemeinderätin der UWG. Seit dem Wochenende ertönte teils im Sekundentakt ein Warnsignal an den Bahngleisen, ein Signal, das Arbeiter der Bahn vor nahenden Zügen warnt. Seit Dienstagvormittag hat sich das Warnsignal aber vom Gröbenzeller Zentrum entfernt und ist somit leiser geworden. Doch bis dahin waren zahlreiche Anwohner sichtlich genervt.

So mancher Anlieger hatte zwar vorab eine Information der Bahn in seinem Briefkasten gefunden. Darauf war zu lesen, dass die Bahn zwischen dem 27. Juli und dem 30. August zwischen Olching und Lochhausen Schienen und Weichen erneuert und dazu Schwellen, Schotter und Schienen austauscht. Grund sei das hohe Alter der Anlagen.

In dem Einwurf-Schreiben war auch zu lesen, dass die Arbeiten mit Unannehmlichkeiten verbunden sind, nämlich mit Staub- und Lärmbelästigungen. Und, dass ein automatisches Warnsystem aufgebaut werde, ein Signal, dass die Arbeiter vor herannahenden Zügen warne. Dieses würde tagsüber von 5 bis 22 Uhr eingesetzt.

Bei offenem Fenster schlafen unmöglich

Doch zahlreiche Anwohner haben diese Information gar nicht erhalten, wie sie sagen. Sie wurden am Wochenende morgens um 5 Uhr überraschend von den ersten Signalen aus dem Schlaf gerissen. So auch Cordula Braun, die nahe des Bahnhofes in der Frühling㈠straße lebt. „Mal kommt das Signal von rechts, mal von links, mal aus der Nähe, mal von weiter weg“, stöhnt sie. Zudem hat sie beobachtet, dass dem Signal nicht immer ein Zug folgte.

Auch Ernst Ziesing klagt über die Belästigung. Vor allem, weil auch er vorab nicht darüber informiert worden sei und nicht wusste, wie lange er damit leben müsse. Ziesing wohnt zwar in der Gartenstraße, doch das Signal war so laut, dass auch bei ihm ab morgens um 5 Uhr nicht mehr an Schlaf zu denken war. Fenster nachts zu öffnen, um die Hitze aus Wohnung oder Haus zu lassen, war nicht möglich. Der Gröbenzeller hatte daher zu Ohropax gegriffen.

Der Signalton stammt von einer Warnanlage, wie die Bahn auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Grund sind laufende Arbeiten an den Fernbahngleisen zwischen Olching und Lochhausen, bei denen in den kommenden Wochen Tag und Nacht mit großen Maschinen gearbeitet wird. „Bei Arbeiten im Gleis muss zur Sicherung der örtlichen Mitarbeiter jedoch eine ATWS, auch Rottenwarnanlage genannt, eingesetzt werden“, teilt ein Sprecher der Bahn mit. „Diese ist vorgeschrieben und warnt die Mitarbeiter mit einem Signalton vor herannahenden Zügen.“ Aber: „Die Anlage ist nur eingeschaltet, wenn auch gearbeitet wird. Andernfalls ist sie deaktiviert.“

Weiter erklärt der Sprecher: Das automatische Warnsystem habe eine „lärmregulierende Warnung“. Das heißt, sie passt den Pegel des Warnsignals intelligent und automatisch an die Umgebungslautstärke an, so der Bahnsprecher. Neben einer eher geräuschintensiven Gleisbaumaschine würde beispielsweise mit dem Maximalpegel gewarnt werden - ist der Geräuschpegel geringer, fällt auch die Warnung entsprechend leiser aus.

Für die Sicherheit der Bauarbeiter

„Dennoch muss der Warnton immer lauter als die Geräusche der Baumaschinen sein, damit er von allen Mitarbeitenden wahrgenommen werden kann“, betont der Sprecher. Andere Arten von Warnsystemen seien für das Arbeiten mit Baumaschinen nicht erlaubt. Grundsätzlich achte man darauf, die Lärmbelästigung so gering wie möglich zu halten.

Insgesamt ist laut der Deutschen Bahn von den Bauarbeiten der Fern- und Regionalverkehr betroffen. Je nach Linie, Zug und Zeitraum unterscheiden sich die Beeinträchtigungen. „Beispielsweise halten einige Züge zwischen Augsburg und München nicht in Pasing und die Fahrzeiten verlängern sich“, teilt die Bahn mit. Weitere Infos gibt es online unter bauinfos.deutschebahn.com.

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