101. Geburtstag gefeiert: Einst Schülerin eines berühmten Malers - „Malen ist mein Leben“

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Mit Blumenstrauß: Berta Silberhorn, umringt von Vize-Landrat Michael Schanderl (l.) und Stadtrat Peter Glockzin. © Hans Kürzl

Berta Silberhorn aus Fürstenfeldbruck feiert ihren 101. Geburtstag. Lebhaft und munter erzählt sie bei der Feier von ihrem Leben. Das war nicht immer einfach.

Fürstenfeldbruck - Es ist Berta Silberhorns Ehrentag, und man merkt ihr deutlich an, dass sie ihn genießt. „Jetzt geht es mir gut“, strahlt sie jeden an, der ihr im Seniorenwohnheim in der Buchenau zum 101. Geburtstag gratuliert. Vize-Landrat Michael Schanderl, der die Glückwünsche für den Landkreis überbringt, und Fürstenfeldbrucks Sozialreferent Peter Glockzin bekommen sogar ein paar Umarmungen ab.

Genauso lebhaft erzählt sie. Oft malen dabei vor lauter Begeisterung ihre Finger Bilder in die Luft. Denn Kunst ist ihre Leidenschaft, auch wenn sie eine Spätberufene ist. Die im August 1923 im oberschlesischen Rybnik geborene Silberhorn hat erst mit 38 Jahren ein Fernstudium an der „Famous Artists School“ in Amsterdam begonnen. Abgeschlossen hat sie es mit einem Diplom als Grafikerin und Künstlerin.

Man merkt, dass Berta Silberhorn besonders stolz darauf ist, dass sie einige Jahre lang sogar eine Schülerin des berühmten österreichischen Expressionisten Oskar Kokoschka war. „Ich habe dort viel gelernt“, erzählt sie. Lohn dafür waren Ausstellungen, unter anderem in Paris und Florida. Insgesamt hat Silberhorn, auch bekannt als Betty Heberle, über 5800 Bilder im Lauf ihres Lebens gemalt. So kommen immer wieder diese Worte. „Malen ist mein Leben.“

Mit 81 Jahren hat Berta Silberhorn dann sogar noch ihr Eheglück gefunden, mit Heinrich Silberhorn. „Er hat es oft mit Anträgen versucht“, erinnert sie sich mit einem verschmitzten Lächeln daran, dass sie von dieser liebevollen Hartnäckigkeit beeindruckt war. 2010 verstarb allerdings ihr Mann. Als sich Berta Silberhorn daran erinnert, verschwindet das Lächeln für einen Augenblick. „Das ist mir sehr nahe gegangen“, sagt sie nur.

Auch in ihrer Jugend hatte sich Schicksalsschläge zu verkraften. Ihre Mutter starb, als sie sechs Jahre alt war, ein Bruder fiel im Zweiten Weltrkrieg. Die Heimat war 1921 per Volksabstimmung polnisch geworden, wurde aber nach der Besetzung 1939 durch die deutsche Wehrmacht wieder ein Teil Deutschlands. Die damals 16-jährige Silberhorn wurde zum Arbeitsdienst eingeteilt, in einem Rüstungsbetrieb.

Nach dem Krieg hat Silberhorn erlebt, wie ihre Heimat wieder polnisch wurde. Doch ihr den Rücken zuzukehren, dazu konnte sich Silberhorn lange nicht entschließen. „Obwohl ich mich oft habe verstecken müssen“, erzählt sie über ihre Erlebnisse mit den damaligen Machthabern in Polen. Erst Anfang der 1960er-Jahre verließ sie dann das Land.

Verbittert haben diese Erlebnisse Silberhorn nicht. „Grüßen Sie den Oberbürgermeister und den Landrat“, gibt sie den Gratulanten gut gelaunt mit auf den Weg.

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