Pläne fürs Oberland: So sollen sich Siedlung und Verkehr entwickeln

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Wie soll die Siedlungsentwicklung in den Gemeinden im Oberland künftig aussehen? Mit dieser Frage befasst sich der regionale Planungsverband. © Peter Eberl

Nach einer Zwangspause, um das Thema Windkraft voranzubringen, widmet sich der Planungsverband nun wieder den Themen Siedlungsentwicklung und Verkehr.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Eigentlich war der Planungsverband Region Oberland auf einem richtig guten Weg. Intensiv hatten sich die Mitglieder des Planungsausschusses mit dem Thema auseinandergesetzt, wie eine sinnvolle Siedlungsentwicklung in den vier Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach und Weilheim-Schongau künftig aussehen sollte. Auch die Verkehrsentwicklung wurde gleich mitgedacht. Ein umfangreiches Strukturgutachten, das in den Jahren 2016 bis 2018 erstellt wurde, brachte viele Erkenntnisse und auch konkrete Handlungsempfehlungen.

Die Region der kurzen Wege

Insgesamt gibt es zwei Kernpunkte. Die Konzentration der organischen Siedlungsentwicklung soll in den Hauptorten der jeweiligen Gemeinden stattfinden. Das beugt Zersiedelung vor und fördert die Idee der „Region der kurzen Wege“, da die Hauptorte zumeist über eine gute Infrastruktur, Versorgungseinrichtungen und eine gute Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln verfügen.

Verstärkte Siedlungsentwicklung soll nur „in geeigneten Räumen“ stattfinden, also beispielsweise in Bereichen mit guter Verkehrserschließung und ÖPNV-Anbindung. Für jede der 98 Kommunen in den vier Landkreisen wurden Steckbriefe erstellt, mit deren Hilfe, die Kommunen diskutieren sollten, welche Entwicklung möglich ist und wo sie stattfinden soll.

Vor zwei Jahren stoppte der Prozess

Vor zwei Jahren wurde noch über die Rückmeldungen gesprochen. Dann stoppte der Prozess. Vor allem verantwortlich dafür waren die Änderungen beim Thema Windkraft und die Vorgabe des Landesentwicklungsplans, dass alle Regionen im Freistaat bis Ende 2027 1,1 Prozent (bis 2032: 1,8 Prozent) ihrer Fläche als Vorrangfläche für Windenergie festlegen müssen. Also wandte sich der Planungsverband mit ganzer Kraft diesem Thema zu. Da hier der Abstimmungsprozess weit gediehen ist und das Personal für die Regionalplanung zudem aufgestockt wurde, möchte der Planungsverband nun auch die anderen beiden Kapitel wieder aus der Schublade holen und sich der Fortschreibung widmen.

In der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstag im Tölzer Landratsamt wurden erst einmal alle auf denselben Wissensstand gebracht. „Ich freue mich, dass der Punkt wieder auf der Tagesordnung steht“, sagte Verbandsvorsitzender und Tölzer Landrat Josef Niedermaier. Schließlich brauche es Lösungen, um mit dem „enormen Siedlungsdruck in der Region“ umzugehen.

Wohnraummangel hat sich verschärft

Tatsächlich sind die Herausforderungen im Bereich der Siedlungsentwicklung nicht kleiner geworden. Der Mangel an Wohnraum, vor allem an bezahlbarem, verschärfe sich weiter, sagte Anne-Sophie Hofmann, Mitarbeiterin im Sachgebiet der Landes- und Regionalplanung bei der Regierung von Oberbayern. Wichtig sei es, Bauen günstiger zu machen – durch eine effizientere Flächennutzung und geringere Erschließungs- und Folgekosten.

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Gleichzeitig gehe es aber auch um eine „moderate Verdichtung“, die auch in ländliche Regionen passt. Bedacht werden müsse dabei der demografische Wandel. „Wir brauchen mehr altersgerechte Wohnungen, mehr kleinere Zuschnitte und mit kurzen Wegen in die Ortszentren“, so Hofmann in der Sitzung. Mit berücksichtigt werden müssen bei der Fortschreibung auch einige Themen, die das Landesentwicklungsprogramm (LEP) mittlerweile vorgibt. Dazu gehören die Auswirkungen des Klimawandels. Gerade das Oberland ist aufgrund seiner Lage besonders von Starkniederschlägen betroffen. Auch das sollte bedacht werden, bevor weitere Flächen versiegelt werden.

Handlungsempfehlungen für jede Verkehrsart

Dazu passt auch die Vorgabe des LEP, siedlungsnahe Freiflächen als Trenngrün festzulegen, um das Zusammenwachsen von Siedlungsbereichen zu verhindern. „Das kommt zwar eher in stark verdichteten Räumen zum Einsatz“, sagte Hofmann mit Blick auf München. „Aber auch im Oberland gibt es diese Verdichtungsansätze.“

Den Bereich Verkehr fasste Sachgebietsmitarbeiter Matthias Schuh zusammen. Hier gibt es eine ganze Fülle von Handlungsempfehlungen für jede Verkehrsart – vom Auto- bis zum Radverkehr. In manchen Punkten hat die Realität allerdings die Vision bereits überholt. Eine einheitliche Tarifstruktur ist mit dem erfolgten oder fest geplanten MVV-Beitritt umgesetzt. Die Expressbusverbindung zwischen Rosenheim und Murnau ist mit dem Alpenbus in Planung.

2026 soll das Werk vollendet sein

Geht alles glatt, sollen die Fortschreibungen aller Kapitel vor der Kommunalwahl 2026 abgeschlossen sein. Anfang November 2024 wird der Planungsausschuss intensiv die möglichen Standorte für Windanlagen diskutieren. Anfang 2025 geht es um die Themen Siedlungswesen und Verkehr. Einige „intensivere Sitzungen“ kündigte Regionsbeauftragte Cornelia Drexl an. Die Anhörungsverfahren laufen dann parallel, um schließlich Anfang 2026 die Fortschreibungen abschließen zu können.

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