„So sind die Deutschen im Kopf“: Putin spottet über Ampel-Regierung – und lässt abfällige Geste folgen
US-Moderator Carlson befragt den russischen Machthaber Putin. Auch die deutsche Haltung zur Nord-Stream-Sabotage ist ein Thema. Der Kreml-Chef wird deutlich.
Moskau – Interviews des russischen Präsidenten Wladimir Putin sind nichts Besonderes, doch das Interview mit dem prominenten konservativen US-Moderator Tucker Carlson war einzigartig. Zum ersten Mal seit Beginn des Ukraine-Krieges führte ein westlicher Journalist ein Interview mit Putin. Carlson stellte Putin mehrere Fragen, die der Kreml-Chef ausführlich beantwortete. Bei einer Frage ging es dabei insbesondere um Deutschland.
Putin äußert sich zu Nord-Stream-Sabotage: „Schaut, wer ein Interesse daran hat“
„Wer hat Nord-Stream in die Luft gejagt?“, fragte Carlson deutlich und wollte wissen, ob Russland Beweise dafür habe, dass etwa die Nato oder die CIA dahinter stecken würden. Im September 2022 waren die Nord-Stream-Gaspipelines von Russland nach Deutschland auf dem Boden der Ostsee mit Sprengsätzen in die Luft gejagt worden. Verdächtigt wurde zu Beginn Russland, später tauchten jedoch Informationen auf, die die Ukraine in Bedrängnis brachten.
Putin sagte nun zu Carlson, mit Blick auf die Beweise wolle er zwar nicht in die Details gehen, doch in solchen Fällen sage man immer: „Schaut, wer daran (an der Explosion, Anm. d. Red.) ein Interesse hat.“ In diesem Fall müsse man aber auch schauen, so Putin, wer außer einem Interesse auch die technische Fähigkeit zur Zerstörung dieser Pipelines habe.
Kreml-Chef Putin attackiert Deutschland mit Klopfen auf Holztisch: „So ist es in ihren Köpfen“
Carlson formulierte seine Frage weiter aus und kam schließlich auf Deutschland zu sprechen. Schließlich, so der Moderator, habe diese Explosion der deutschen Wirtschaft geschadet: „Vielleicht wird sie sich nie wieder erholen, warum also sind die Deutschen leise und sagen nichts? Das verwirrt mich?“ Darauf antwortete Putin mit deutlichen Worten – und einer deutlichen Geste. Der russische Präsident klopfte auf den Holztisch zwischen ihm und Carlson, erzeugte einen dumpfen Ton und sagte: „So ist es in ihren Köpfen.“ Es handle sich um „sehr inkompetente Menschen“, ergänzte er, offensichtlich mit Blick auf die Bundesregierung.
„Die heutige deutsche Führung orientiert sich an den Interessen des kollektiven Westens statt an den eigenen nationalen Interessen“, warf Putin vor und sagte, anders könne man die Logik der deutschen „Handlung oder Handlungslosigkeit“ nicht erklären. Der Kreml-Chef nannte konkrete Beispiele, die ihn – ähnlich wie Tucker Carlson – verwirren würden.
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Bei Interview mit Tucker Carlson: Putin verschweigt Russlands Erpressungen mit Gaslieferungen
Eine der Nord-Stream-Pipelines sei immer noch nutzbar, sagte Putin. Tatsächlich wurden bei der Explosion im September 2022 zwar beide Stränge von Nord-Stream-1 zerstört, doch ein Strang von Nord-Stream-2 ist immer noch intakt. Doch Deutschland, beschwerte sich Putin, öffne nicht die Leitungen, damit Gas aus Russland fließen könne. Gleichzeitig würden Polen und die Ukraine Gasleitungen von Russland nach Deutschland blockieren. Dabei finanziere Deutschland beide Länder über europäische Fonds und liefere auch Waffen an die Ukraine. „Mit Blick auf finanzielle Hilfe an die Ukraine ist Deutschland der zweitgrößte Sponsor der USA“, behauptete Putin.
„Warum also sagt Deutschland nicht, ‚Schaut Leute, wir versorgen euch mit Geld und Waffen, also öffnet bitte die Leitungen und lasst russisches Gas für uns durch‘?“, fragte der Kreml-Chef weiter. Geht es nach ihm, so müsse Deutschland sagen: „Wir kaufen Flüssiggas in Europa für überteuerte Preise, was das Niveau der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft beeinträchtigt.“ Und weiter: „Wollt ihr, dass wir euch (Ukraine und Polen, Anm. d. Red.) Geld geben? Dann lasst uns unsere gescheite Existenz haben, Geld mit unserer Wirtschaft machen, denn dort kommt auch das Geld her, das wir euch geben.“
Was der Kreml-Chef bei seinen Aussagen aber verschweigt: Russland nutzt Gaslieferungen und die Abhängigkeit von diesen Lieferungen als eine Waffe, um Druck auszuüben. Das Ziel von Deutschland und weiteren europäischen Ländern ist es, auf längere Sicht unabhängig von Russlands Energielieferungen zu werden – und somit weniger anfällig für politische Erpressungen aus Moskau. (bb)