Mit dem „Fastinator 2024“ ging es in Schongau zurück ins Mittelalter

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Mit drei Schlägen hat Bürgermeister Falk Sluyterman das erste „Fastinator“-Fass angeschlagen. Sehr zur Freude von Braumeister Stephan Albrecht und der bayerischen Bierkönigin Mona Sommer. © Meltretter

In den vergangenen zehn Jahren ist der Starkbieranstich im Schongauer Brauhaus zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender geworden. Das Fest rund um den „Fastinator 2024“ war – mit der richtigen Würze – auch diesmal wieder ganz nach dem Geschmack der Gäste.

Schongau – Im Mittelpunkt des Festabends mit Fastenprediger, reichlich Kulinarischem und musikalischer Unterhaltung, stand zunächst das, worum es sich im Brauhaus naturgemäß dreht: Der begehrte Gerstensaft, den Braumeister Stephan Albrecht in bewährter Weise für die Fastenzeit kreiert hat. Sein heller, bernsteinfarbener Doppelbock mit 18 Prozent Stammwürze und 7,9 Prozent Alkohol ist eine Besonderheit unter den gängigen dunklen Starkbieren und wohl gerade deshalb besonders süffig.

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Nach gutem Brauch übernahm Schongaus Bürgermeister Falk Sluyterman in seinem zehnten Amtsjahr wieder die Aufgabe, das erste Fass neben dem Braumeister und der bayerischen Bierkönigin Mona Sommer anzustechen. Drei Schläge waren notwendig, bis der Rathauschef unter Applaus verkündete: „O’zapft is!“ Gleich nach seinem ersten Schluck ging der Daumen hoch, und die Gäste konnten es kaum erwarten, bis das Starkbier endlich auch in ihre Krüge floss und gemeinsam angestoßen werden konnte.

Wer wird erwähnt, und wer nicht?

Unter den anwesenden Bierliebhabern und Fastenfreunden waren natürlich zahlreiche Kommunalpolitiker aus der Lechstadt, ihrer Nachbargemeinden und dem Landkreis, die der folgenden Fastenrede von „Bruder Cengiz“ mit einer Mischung aus Vorfreude und banger Erwartung entgegenblickten – und insgeheim darauf hofften, wenigstens erwähnt zu werden. Schon im vergangenen Jahr hatte Cengiz Öztunc in seiner Predigt dem ein oder anderen auf amüsante Weise kräftig eingeschenkt.

Zum zweiten Mal als Fastenprediger auf der Brauhaus-Bühne: „Bruder Cengiz“ alias Cengiz Öztunc.
Zum zweiten Mal als Fastenprediger auf der Brauhaus-Bühne: „Bruder Cengiz“ alias Cengiz Öztunc. © Meltretter

Gleich zu Beginn sorgte der Comedian in Mönchskutte für beste Unterhaltung, als er von seiner Umschulung zum Busfahrer berichtete, um all’ die kranken Schongauer ins Weilheimer Krankenhaus fahren zu können. Besonders herzhaft gelacht wurde an dieser Stelle über seine angebliche Begegnung mit dem Krankenhaus-Geschäftsführer Thomas Lippmann an der Tankstelle, bei der Öztunc „Lippi“ versprochen hatte, nichts zu verraten.

Zurück ins Mittelalter

Anschließend versetzte der Prediger die Zuhörer in eine mittelalterliche Welt, denn „die Einwohner von Schongau san fest davon überzeugt, dass die beste Zeit für ihre Stadt ned im 21. Jahrhundert liegt“. Und so wäre Sluytermans mittelalterliches Gegenstück damals zweifelsohne „ein tapferer Ritter mit glänzender Rüstung, mitreißenden Schlachtrufen und stolzem Pferd gewesen, der zur Verteidigung der Stadt mit seinem Schwert die Feinde grün, gelb, schwarz geklopft hätte“, meinte er augenzwinkernd.

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Auch wenn Landrätin Andrea Jochner-Weiß an diesem Abend nicht anwesend war, spielte sie dennoch eine wichtige Rolle: „Andrea, die mächtige Herrscherin des Königreichs, würde die Menschen in Zeiten der Not und des Unfriedens schützen und gegen feindliche Einsparungsarmeen aus München oder Berlin kämpfen, um das geliebte Weilheimer Land, auch mit dem äußersten Zipfel, dem Mittelaltergebiet Schongau, zu verteidigen“, scherzte der Fastenprediger.

Bahnanbindung, Krankenhaus und Hotel Holl

Viele weitere politische Amtsträger waren im Verlauf der Rede in das glorreiche Geschehen als Narren, Medicus oder auch als Henker integriert. Geschickt wurden diejenigen Stadträte und „Möchte-gern-VIP’s“ derbleckt, die der Einladung ins Brauhaus nicht gefolgt waren, nicht abgesagt hatten oder angeblich lieber in Möbelhäusern statt Wirtshäusern feiern würden.

Für den musikalischen Rahmen und ein regelmäßiges „Prosit“ sorgten „Die „Blechzipfl“ aus der Oberpfalz, die Stephan Albrecht im Herbst auf dem Münchner Oktoberfest kennengelernt und zum ersten Mal nach Schongau gelockt hat.
Für den musikalischen Rahmen und ein regelmäßiges „Prosit“ sorgten „Die „Blechzipfl“ aus der Oberpfalz, die Stephan Albrecht im Herbst auf dem Münchner Oktoberfest kennengelernt und zum ersten Mal nach Schongau gelockt hat. © Meltretter

Ebenso wurden die aktuellen Missstände bezüglich der Bahnanbindung Schongaus, die Krankenhausreform oder das leerstehende Hotel an der Altenstadter Straße angeprangert. Und am Ende blieb „ois beim Alten“.

Ein eigener Steinkrug für Peter Ostenrieder

Manchmal ging dabei ein Raunen durch die Brauhausstube, doch „Bruder Cengiz“ hatte gleich die richtige Reaktion darauf parat: „Ja mei, mir san hier net am Kindergeburtstag!“ konterte er souverän und empfahl den Betroffenen den „Fastinator“ als passendes, betäubendes Heilmittel.

Insgesamt wurde aber über die kleinen Seitenhiebe, die keineswegs persönlich verletzend waren, viel gelacht, und jeder fand seinen eigenen Höhepunkt in der Rede. So zum Beispiel „das allzeit eifrige Ritterfräulein Kornelia“ (Kornelia Funke), die als „Jeanne d’Arc von Schongau“ bezeichnet wurde. Und „der lustige Peter aus dem Birkenland“, Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder, freute sich besonders über seinen eigenen Steinkrug, den er mit seinem Namen im Zinndeckel vom Prediger überreicht bekommen hatte und der in der Vitrine im Brauhaus nun auf seinen nächsten Besuch warten wird.

„Die Blechzipfl“ heizen kräftig ein

Für den musikalischen Rahmen und ein regelmäßiges „Prosit“ sorgten „Die „Blechzipfl“ aus der Oberpfalz, die Stephan Albrecht im Herbst auf dem Münchner Oktoberfest kennengelernt und zum ersten Mal nach Schongau gelockt hat. Später zeigten dann Felix Buchman, Stefan Hösl und die Zwillingsbrüder Roland und Julian Kerschner auf der Bühne einen phänomenalen Auftritt, obwohl Matthias Brunner als fünfter Mann an der steirischen Harmonika krankheitsbedingt fehlte.

Mit Trompeten, Tuba, Flügelhorn und mehrstimmigen Gesang sorgten die dynamischen Jungs für beste Stimmung. Bei bairischer Tanzmusik wurde mit einer gesunden Portion Übermut mit dem Publikum interagiert und dieses rasch in eine große Rhythmusgruppe umfunktioniert. Lieder wie „Der Willi mog an Schnaps“ gingen gleich ins Ohr, und spätestens bei einem Song von den „Ärzten“ sangen alle Gäste kräftig mit.

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So endete schließlich nach mehr als drei Stunden ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm, nach dem man noch lange gemütlich zum Austausch beisammensaß. Auch Bürgermeister Sluyterman konnte sich gut mit der würzigen Rede arrangieren und lobte vor allem die Musik und das Schongauer Bier.

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