Putins Geheimwaffe: Was steckt hinter Russlands thermobaren Waffen?

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Im Krieg gegen die Ukraine setzt das russische Militär auch auf Aerosol-Waffen. Deren Weiterentwicklung und Abwehr liefern sich einen Wettlauf um die Zeit.

Moskau – Die Geschichte des Einsatzes thermobarer Waffen reicht bis in den Kalten Krieg hinein: Die USA nutzten sie in Nordvietnam, die Sowjetunion in Afghanistan. Russland hat die zerstörerischen Sprengkörper auch im Ukraine-Krieg für sich entdeckt – mit verheerenden Auswirkungen für die anvisierten Ziele.

Dem Prinzip nach zünden thermobare Waffen eine Aerosol-Wolke, die vorher freigesetzt wurde. Auf einen Feuerball mit Druckwelle folgt ein Unterdruck, bei dem die Luft ins Explosionszentrum zurückströmt. Noch nicht gezündete Aerosolpartikel werden zurückgesaugt, dringen dabei in alles ein, was nicht luftdicht verschlossen ist, und verbrennen es.

Eine Explosion in der ukrainischen Region Sumy. Daneben Russlands Präsident Putin.
Im Ukraine-Krieg setzte Putin nun erstmals eine 1,5 Tonnen schwere Aerosolbombe ein. Ein Video zeigt die Explosion im Grenzgebiet. © X/ @zloy_odessit & picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Sergei Karpukhin

Große Reichweite: Russland kann thermobare Waffen ohne Gefahr abwerfen

Zum Repertoire der russischen Armee gehören verschiedene Arten thermobarer Waffen – von Handgranaten- und Flammenwerfern mit thermobarer Munition bis hin zu schweren Bomben, wie die Kyiv Post berichtet. Die bislang schwerste Bombe habe dabei 1500 Kilogramm gewogen (ODAB-1500). Russland habe sie laut dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kyrylo Budanov auf das Dorf Velyka Pysarivka im Oblast Sumy abgeworfen. Der Feuerball dieser Bombe könne bis zu 60 Meter hoch werden und sei von benachbarten Dörfern und Städten aus gesehen worden.

Außer der ODAB-1500 hat das russische Militär laut Kyiv Post auch leichtere ODAB-250 (250 kg) und ODAB-500 (500 kg) eingesetzt. Die Armee verleihe den thermobaren Bomben zusätzlich Flügel zur Stabilisierung und Navigationshilfen. Die große Reichweite der Raketen ermögliche es dem Angreifer außerdem, beim Abwurf nicht ins Visier der ukrainischen Luftverteidigung zu geraten. Der Kyiv Post zufolge warnen Experten davor, Russland könne bald auch mit dem Einsatz von 3000 Kilogramm schweren Bomben (ODAB-3000) beginnen.

Russland entwickelt neuen Raketenwerfer

Eine andere Art thermobarer Waffen, die Russland im Krieg gegen die Ukraine nutzt, sind die TOS-Raketenwerfer. Der TOS-1 Buratino ist als schwerer Mehrfach-Flammenwerfer mit thermobarischen Sprengköpfen ursprünglich für die Sowjetarmee entwickelt worden. Weitere Varianten folgten: 2001 die Version TOS-1 Solnzepjok und 2020 TOS-2 Tosotschka, letztere nicht auf einem Panzer, sondern einem Lkw montiert. Nach den ersten drei Generationen soll Russland mittlerweile ein TOS 3-System mit dem Namen „Dragon“ entwickeln, das wieder auf einem Panzer installiert wird.

Auch mit Granatenwerfern für einfache Infanterieeinheiten kann thermobare Munition genutzt werden. Das russische Militär nutze dafür die Granatenwerfe RPG-7, RPG-32, RShG-1 und RShG-2, berichtet die Kyiv Post.

Im Kampf gegen Russlands Bomben: Ukraine hofft auf neues Luftabwehrsystem

Im Gegensatz dazu sei der Zugang des ukrainischen Militärs zu thermobarer Munition beschränkt. Eine gewisse Menge zum Einsatz für Granatenwerfer, Flammenwerfer und Mehrfachrakentenwerfer habe die Ukraine aber von der Sowjetunion geerbt, berichtet die Kyiv Post. 2019 habe das Land außerdem begonnen, die neu entwickelten thermobaren Handgranaten RGT-27S und RGT-27S2 zu nutzen.

Im Krieg gegen Russland hofft das Militär jetzt außerdem auf das Luftabwehrsystem SAMP-T oder „Mamba“ mit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern. Es gehört zum Arsenal sowohl der französischen als auch der italienischen Streitkräfte und ähnelt dem Patriot-System, das allerdings nur eine Reichweite von 160 Kilometern hat und von Deutschland und den USA genutzt wird. (ses)

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