Sichere Ukraine, sichere Nato: Kiew bringt neuen Vorschlag zur Russland-Abwehr ein

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Täglich beschießt Russland die Ukraine. Der Vorschlag des ukrainischen Außenministers: Von Polen aus den ukrainischen- und den Nato-Luftraum gleichzeitig schützen.

Kiew – Rund 2000 Marschflugkörper und Raketen hat die Ukraine nach eigenen Angaben seit Beginn des Krieges im Februar 2022 abgewehrt. Trotzdem wurden viele Städte und Orte zerstört und zahlreiche Menschen bei Luftangriffen getötet. Aktuell starten Wladimir Putins Truppen erneut täglich Luftangriffe auf die Ukraine.

Immer wieder fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj daher die westlichen Staatschefs auf, weitere Luftabwehrsysteme zu liefern. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba spielte indessen ein neues Szenario für die Luftabwehr der Ukraine durch: die Verteidigung der Ukraine von Nato-Grund aus.

Kuleba hat in einem Interview mit TSN.Week gesagt, er prüfe die Möglichkeit, in Polen Patriot-Raketensysteme zum Schutz der westukrainischen Grenze zu nutzen. „Das ist jetzt realistisch. Tatsächlich würde es die Nato-Staaten auch vor dem Eintreffen von Drohnen oder Raketen auf ihrem Territorium schützen“, sagte der ukrainische Außenminister Nexta zufolge. Allein der deutsche Bundeswehr-Bestand verfügt noch über zehn Einheiten des Patriot-Systems. Viele davon seien jedoch für Nato-Einsätze reserviert, berichtete Tagesspiegel.

Deutschland stationierte 2023 Patriot-Systeme in Polen nach Raketeneinschlag auf polnischen Gebiet

Die Stationierung des Flugabwehrsystems in Polen ist grundsätzlich keine neue Idee. Bereits im Jahr 2023 stationierte Deutschland in Polen Luftabwehrsysteme, zum Schutz des Nato-Staates. Fast zehn Monate lang waren die deutschen „Patriot“-Kampfstaffeln dort stationiert. Ende 2023 kehrten die drei Patriot-Flugabwehrraketen nach Deutschland zurück.

Damals ging es um den Schutz des polnischen- und damit des Nato-Luftraums. Auslöser für die Lieferung der Patriot-Luftabwehrsysteme waren im November 2022 Raketeneinschläge auf polnischem Gebiet, bei denen zwei Männer starben. Bei den Raketeneinschlägen handelte es sich wahrscheinlich nicht um einen russischen Angriff auf einen Nato-Staat, sondern um fehlgeleitete ukrainische Raketen.

ARCHIV - 17.06.2023, Bayern, Kaufbeuren: Ein Startgerät des Flugabwehrraketensystems Patriot steht beim Tag der Bundeswehr auf dem Fliegerhorst. (zu dpa: «Deutschland liefert weiteres Patriot-System an Ukraine») Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Startgerät des Flugabwehrraketensystems Patriot (Archivbild) © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die Bundeswehr schreibt über das Patriot-System, das zur Bekämpfung von Flugzeugen, taktischen ballistischen Raketen und Marschflugkörpern dient, es sei „schneller als der Schall“. Patriot erkennt über sein Radarsystem Flugobjekte und leitet diese an die zuständigen Einheiten weiter. Mithilfe von Computern wird das Objekt verifiziert und eingeordnet. Nach Überprüfung der Bedrohungsanalyse durch die zuständigen Soldaten, leiten diese die Bekämpfung, also den Abschuss der Abwehrrakete, ein.

Scholz und Selenskyj geben weitere deutsche Patriot-Lieferung an Ukraine bekannt

Am Samstag (13. April) gaben die deutsche Bundesregierung und Selenskyj bekannt, dass von Deutschland ein drittes Patriot-Flugabwehrsystem an die Ukraine geliefert werden soll. Darauf hatten sich Selenskyj und Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Telefonat geeinigt, berichtete Euronews. Der Militärexperte Carlo Masala kommentierte die geplante Lieferung auf der Plattform X: „Deutschland liefert eine zusätzliche PATRIOT Feuereinheit in die Ukraine. Das ist sehr gut. Es fehlen trotzdem noch 7-9 Einheiten. Europa wo bist du?“.

Außenministerin Baerbock fordert Nato-Staaten zur Patriot-Lieferung an die Ukraine auf

Außenministerin Annalena Baerbock teilte ebenso am Samstag zusammen mit dem ukrainischen Außenminister ein Video auf der Plattform X, in dem auch sie die europäischen Staaten zur Lieferung weiterer Flugabwehrsysteme aufrief. „Mit der weiteren #Patriot-Einheit verstärken wir den Schutzschirm der #Ukraine. Denn sie verteidigt auch unsere Friedensordnung“, kommentierte Baerbock das Video. Gemeinsam mit Verteidigungsminister Pistorius wolle sie bei den Partnern „systematisch für weitere Sofortlieferungen an Luftverteidigung“ werben.

Ukraine, Charkiw: Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90 / Die Grünen) geht während ihrer Reise in die Ostukraine neben dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba in Charkiw durch den stark zerstörten Stadtteil Saltiwka. Baerbock reiste in einer zunächst geheimgehaltenen Aktion in das im September 2022 von der russischen Besatzung befreite Gebiet Charkiw. Sie sicherte der Ukraine anhaltenden Beistand gegen Russlands Angriffskrieg und auf dem Weg in die Europäische Union (EU) zu. Foto: - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk
Ukraine, Charkiw: Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90 / Die Grünen) geht während ihrer Reise im Januar 2023 in die Ostukraine neben dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba in Charkiw durch den stark zerstörten Stadtteil Saltiwka (Archivbild) © ---/Ukrainian Foreign Ministry Press Office via AP/dpa

Zuletzt hatte auch der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg die westlichen Verbündeten aufgefordert, weitere Unterstützung zur Luftabwehr an die Ukraine zu senden. „Verzögerungen bei der Lieferung von Luftabwehrsystemen werden es russischen Raketen ermöglichen, mehr Ziele zu treffen“, erklärte er dem Tagesspiegel zufolge.

Nato-Bündnisstaaten geben für 5,5 Milliarden Dollar Beschaffung von 1000 Patriot-Raketen in Auftrag

Bislang haben neben Deutschland die USA ein System in die Ukraine geliefert. Dazu kamen zwei Patriot-Abschussrampen aus den Niederlanden. Die ukrainischen Nachbarländer Ungarn, die Slowakei und Polen verfügen bislang über keine eigenen Patriot-Systeme. Lediglich Rumänien verfügt über acht Patriot-Abwehrsysteme, die das Land als wesentliches Bestandteil der Nato-Ostflanke jedoch höchstwahrscheinlich nicht an die Ukraine liefern wird. Ein Bündnis der Nato-Staaten, darunter Deutschland, die Niederlande und Spanien, hat im Januar für 5,5 Milliarden Dollar die Beschaffung von 1000 Patriot-Raketen in Auftrag gegeben. (pav)

Auch interessant

Kommentare