Fehde mit Nachbarn: Echinger soll Feuer im Haus gelegt haben
Aufgrund von Streitigkeiten soll ein Echinger im August 2022 ein Mehrparteienhaus in Eching in Brand gesetzt haben. Die Anklage: versuchter Mord.
Eching/Landshut – Nachbarschaftsstreitigkeiten sollen das Motiv gewesen sein, dass ein Echinger am 7. August 2022 ein Mehrparteienhaus in Eching in Brand gesetzt hat. Nun muss sich der 57-Jährige wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten.
Auf den Vorwurf reagierte der Angeklagte beim Prozessauftakt am Donnerstag vor dem Landgericht Landshut sichtlich emotional: „Ich habe mit dem Feuer nichts zu tun.“ Er vermute, dass die Nachbarn ihre Wohnung selbst angezündet haben, um es ihm dann „in die Schuhe zu schieben“, sagte er. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Sie wirft ihm versuchten Mord in zwei Fällen, versuchte besonders schwere Brandstiftung, schwere Brandstiftung und vorsätzliche Körperverletzung vor.
Der Mann soll gleich drei Brandherde gelegt haben
Ein halbes Jahr nach dem Brand, den das Paar überlebt hatte, nahm die Polizei den Echinger fest. Die DNA-Auswertung hatte einen Treffer an einem T-Shirt ergeben, dass dem Täter als Brandbeschleuniger gedient haben soll. Der von Staatsanwältin Lisa-Marie Kapser vertretenen Anklage zufolge bewohnten alle Beteiligten das zweite Obergeschoß des Anwesens. Zwischen der Wohnung des Angeklagten und der Geschädigten lag noch die einer weiteren Nachbarin.
Gegen 1.30 Uhr soll der 57-Jährige Feuer vor der Wohnung des Ehepaars entfacht haben, indem er unter anderem die Wohnungstür, eine Fußmatte und das T-Shirt mit Brandbeschleuniger überschüttete und anzündete. Weitere Textilstücke legte er auf die Bretter zweier Fenster, die sich neben der Tür befanden, und setzte diese so ebenfalls in Brand. Durch das „bewusste Legen von drei Brandherden“, so die Anklage, wollte der Echinger ein möglichst großes Feuer erzielen und seinen Nachbarn die „einzig realistische Fluchtmöglichkeit“ nehmen.
Nachbarn retteten sich nur durch Zufall
Da er seinen Plan in der Nacht ausführte, wo damit zu rechnen war, dass das Ehepaar schläft, sieht die Staatsanwaltschaft das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt. Es sei nur dem Zufall zu verdanken, dass der Nachbar durch den Lärm des Rauchmelders und des Berstens einer Fensterscheibe erwachte und gemeinsam mit seiner Frau das Feuer löschen konnte.
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Dem psychiatrischen Sachverständigen Dr. Hubert Näger gegenüber hatte der Angeklagte geschwiegen. Vor Gericht hingegen zeigte er sich mitteilungsbedürftig. Nach der Ankündigung von Verteidiger Michael Dietl, es werde eine Einlassung geben, war der 57-Jährige nicht mehr zu bremsen. „Das ist alles absurd.“ Er habe sogar noch geholfen, den Brand zu löschen. Und er sei es gewesen, der die Feuerwehr alarmiert habe.
Laut Zeugin trank der Angeklagte Likör, während es brannte
Er sei gegen 22 Uhr schlafen gegangen. Plötzlich habe die Nachbarin „Sturm geklingelt und an die Tür gebumpert“. Schlaftrunken habe er ihr geöffnet, nachdem er erst einmal eine Jogginghose angezogen habe. Links und rechts sei es schwarz gewesen. Die Luft sei ihm weggeblieben. Er habe dann versucht, mit einer Salatschüssel das Feuer zu löschen, während die Nachbarin mit dem Weinglas in der Hand nur zugeschaut habe.
Die Frau schilderte die Minuten gänzlich anders. Demnach war der Angeklagte vollständig angezogen, nachdem er ihr unmittelbar nach ihrem Klopfen die Tür aufgemacht habe. Er habe nicht schlaftrunken, sondern vielmehr alkoholisiert gewirkt und sofort „einen Eimer Wasser“ zur Hand gehabt. „Aus Frust“, dass er mit seiner Salatschüssel gegen das Feuer nichts ausrichten konnte und zur Beruhigung seiner Nerven, habe er eine Dreiviertel Flasche Sahnelikör getrunken. Ein Promillewert von 1,2 noch um 8 Uhr morgens ist laut Landgerichtsarzt Näger damit allein nicht in Einklang zu bringen.
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Ob der Angeklagte während ihres Einsatzes getrunken habe, könne sie nicht sagen, meinte eine Polizistin. Fakt ist, so die Beamtin und ihre Kollegen, dass er immer wieder aus seiner Wohnung gekommen sei und sie mit „sinnleeren Kommentaren“ von der Arbeit abgehalten habe. Irgendwann habe er sich darauf verlegt, zu behaupten, sie wären falsche Polizisten.
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Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.
kö