Gegen Gewalt an Frauen: Tanzender Protest am weltweiten Aktionstag im Hinterhalt
Mit einer Party im kleinen Kreis im Hinterhalt zum weltweiten Aktionstag gegen Gewalt an Frauen studierten die Besucherinnen eine Choreografie ein.
Gelting – Wummernde, fetzige Musik – dazwischen immer wieder fröhliches Lachen – ertönt am Mittwochabend aus der Kulturbühne Hinterhalt. Frauen unterschiedlichen Alters tanzen ausgelassen vor der Bühne. Anlass der Veranstaltung ist der „One-Billion Rising-Day“ (zu deutsch: Eine-Milliarde-erhebt-sich-Tag). Die Milliarde bezieht sich auf eine UN-Statistik, nach der eine von drei Frauen in ihrem Leben vergewaltigt oder Opfer einer schweren Körperverletzung wurde. Die Kampagne setzt sich weltweit mit vielen Aktionen für ein Ende der Gewalt gegen Frauen ein. Im Landkreis schlossen sich mehrere Organisationen zusammen und luden zu einer Tanzparty ein.
Eine Stunde zuvor stehen Felicitas Wolf, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Sandra Kresta, Geschäftsführerin des Kreisjugendrings und Sucheyla Chraloglou, duale Studentin im Amt für Jugend und Familie, noch etwas verlassen im Hinterhalt. Die Besucherinnen lassen auf sich warten. „Valentinstag und Aschermittwoch: Vermutlich ist heute einfach ein schlechter Zeitpunkt“, mutmaßt Wolf. Dabei empfindet sie den Aktionstag als so wichtig. „Es fängt bei ‚Kleinigkeiten‘ im Alltag an“, sagt Wolf. „Fast jeder jungen Frau wurde doch im Club schon mal ungefragt an den Po gefasst.“ „Oder hinterhergepfiffen“, ergänzt Chraloglou. Die Botschaft, die das Trio an diesem Abend vermitteln möchte: Frauen müssen zusammenhalten. „Wir müssen nicht immer sanft sein, müssen uns nicht verstecken“, so Wolf.
In diesem Augenblick öffnet sich die Tür, die ersten Gäste treten ein. Wenig später haben sich etwa 15 Frauen und Mädchen eingefunden. An einem Tisch sitzen Melanie Fritze und Brigitte Weber. Fritze hält die Aktion für „cool“, findet „es wichtig, dass man auf diese Missstände gegenüber uns Frauen aufmerksam macht“. Denn längst nicht in allen Bereichen der Stadt fühlen sich die Geretsriederin und ihre Freundin aus Ambach sicher. „Im neuen Zentrum am Karl-Lederer-Platz würde ich im Dunkeln nie alleine laufen“, gesteht Fritze. Weber nickt zustimmend. Bei der 15-jährigen Victoria, die gegenüber an der Bar lehnt, ist es die Bahnhofsgegend in Wolfratshausen, in der sie sich als Frau am Abend unwohl fühlt. Um so wichtiger findet es die Geretsriederin, ein Zeichen für den weiblichen Zusammenhalt zu setzen. „Auf Social Media bin ich auf diese Tanzparty aufmerksam geworden und spontan hergekommen.“

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One-Billion Rising-Day im Hinterhalt: Nach zwei Probeläufen wird zur Musik getanzt
Herzstück der weltweiten Kampagne ist ein Lied namens „Break the chain“ („Sprenge die Kette“). Im Landkreis wurde dazu 2023 für den „One-Billion Rising-Day“ ein Tanzvideo gedreht. Das spielt Kresta den Besuchern zunächst vor. Danach sind die Teilnehmer an der Reihe, erst ohne Musik. Kresta führt die Choreografie Schritt für Schritt vor, die Frauen tun es ihr nach. „Zuerst laufen wir auf der Stelle, dann nach rechts überkreuzen, vor und zurück“, leitet Kresta ihre Schützlinge an. „Einen Schritt zur Seite, drehen und mit den Händen einen Kreis klatschen!“
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Nach zwei Probeläufen folgt eine Verschnaufpause. Die nutzen Anette Henrich und Manuela Krause, um sich Getränke zu bestellen. Krause findet „Tanzen unter Frauen sehr powervoll. Man fühlt sich frei und locker.“ Gleichzeitig wolle man sich als Frauen solidarisieren. „Hinter der Aktion steckt schließlich eine wichtige Botschaft“, betont Henrich. „Jetzt müssen wir aber wieder tanzen“, wirft Krause ein. Sie eilt davon. Mit Musik klappt es noch besser.
Hinterhalt-Wirtin Assunta Tammelleo lehnt an der Bar und wippt im Takt mit. „Es hätten ruhig ein paar Mädels mehr kommen können. Aber zumindest sind alle fröhlich und haben Spaß.“ Daneben steht Wolf und betrachtet zufrieden die tanzende Menge. „Am Anfang waren sie zurückhaltend. Aber ich glaube, alle gehen heute mit einem guten Gefühl nach Hause.“
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