Ein Traum von einem Museumsforum
Um nichts weniger als die Zukunft der Dachauer Kultur ging es am Mittwoch im Kulturausschuss des Dachauer Stadtrats. Im Mittelpunkt standen dabei, natürlich, die Pläne für das neue Dachauer Museumsforum. Das einzige, was dabei nicht gesagt wurde: Wie dieses Multi-Millionen-Projekt je finanziert werden soll.
Dachau - Das Museumsforum soll mehr werden als nur ein Arbeits- und Industriekulturmuseum. Es soll ein „Wohnzimmer im öffentlichen Raum“ werden, ein „Ort der Zukunft in authentischer Umgebung“, ein „Impulsgeber“, ein „Ankerpunkt innerhalb der touristischen Erschließung des Dachauer Lands“.
Nein, man kann Dr. Nina Möllers, seit Januar Leiterin des Zweckverbands Dachauer Galerien und Museen sowie Gründungsdirektorin des Museumsforums, wirklich nicht vorwerfen, keine Werbung für das Großprojekt zu machen. Tatsächlich, so erklärte sie den Stadträten am Mittwoch im Kulturausschuss, sei sie „begeistert, dabei sein zu dürfen“ bei diesem Projekt und dabei auch von zwei neuen, weiteren Mitarbeiterinnen in ihrem Team „unterstützt“ zu werden. Sie zitierte ein Fensterbild, das in der Kantine der ehemaligen MD-Papierfabrik hing: „Das Beste liegt nie hinter uns, sondern immer vor uns.“
Was vor ihr liegt, ist aber erst einmal ein Berg Arbeit: Im Auftrag des Zweckverbands, zu dem neben Stadt und Landkreis Dachau seit einem Jahr auch der Bezirk Oberbayern gehört, soll sie die Dachauer Galerien und Museen in das Museumsforum in den verbliebenen, denkmalgeschützten Gebäuden der MD-Papierfabrik überführen, dort zudem das – vor allem vom Bezirk gewünschte – Museum für Arbeits- und Industriekultur einrichten und mit der ganzen Anlage ein „gesellschaftliches Wohnzimmer“ schaffen, der „als dritter Ort neben Wohnung und Arbeitsstätte unterschiedliche Gesellschaftsteile miteinander in Kontakt und in den Austausch bringt“.
2019, als erstmals über das Projekt gesprochen wurde, standen Kosten von 27 Millionen Euro im Raum. Und die Zahl 40 000: Mit so vielen potenziellen Besuchern des künftigen Arbeits- und Industriekulturmuseums rechnete der Bezirk Oberbayern jährlich. Inwieweit sich – nach Corona – dieser Kostenrahmen und diese Besucherzahlen wirklich realisieren lassen, ist fraglich.
Gründungsdirektorin Möllers gab denn auch zu, zahlreichen „Zwängen“ zu unterliegen. Bei den Dachauer Galerien und Museen habe sich in den vergangenen Jahren ein erheblicher Investitionsstau gebildet. Dazu komme die allgemeine Teuerung und die Tatsache, dass Städte und Landkreise sowie Drittpartner und Sponsoren ihre Budgets kürzen.
Auch ihr eigenes Budget, genannt „Phase 1“, hat ein Verfallsdatum. 3 Millionen Euro, in Tranchen à 600 000 Euro fünf Jahre lang ausbezahlt, stehen ihr zur Verfügung, um parallel zum Weiterbetrieb der bestehenden Galerien und Museen ein Konzept für das künftige Museumsforum zu entwickeln. Wichtig: Das Geld ist zweckgebunden nur für die Kosten der Konzeptentwicklung, nicht aber für die bestehenden Kultureinrichtungen zu verwenden!
Stadtrat Wolfgang Moll (Wir) stellte denn auch die Frage, die sich alle im Raum stellten: Wenn diese „Phase 1“ in fünf Jahren beendet ist, wie geht es dann weiter? Nina Möllers gab zu, mit der Frage gerechnet und sich hierfür eine (zweck-)optimistische Antwort zurechtgelegt zu haben. Nämlich: Man befinde sich in der Konzeptphase und in fünf Jahren werde weiter entschieden.
Doch nicht nur Wolfgang Moll im Stadtrat stellte sich diese Frage: Auch schon im Kreistag war in der letzten Sitzung vor der Sommerpause das Thema Museumsforum aufgekommen. Und die Befürchtung: „Läuft das am Ende so wie mit dem Neubau des Landratsamts? Dass wir für viel Geld planen und am Ende stellen wir fest: Wir können es uns eh nicht leisten?“
Meine news
Oberbürgermeister Florian Hartmann erklärt dazu auf Nachfrage, dass sich in fünf Jahren die Vertreter von Stadt, Landkreis und Bezirk tatsächlich „tief in die Augen schauen und entscheiden müssen“, ob und wie man mit dem Projekt Museumsforum weitermachen kann und will. Aktuell sehe er – trotz der schwierigen Haushaltssituation seiner Stadt – die Lage noch „entspannt“, da es „der maßgebliche Wunsch der Regierung von Oberbayern war, ein Museum für Arbeits- und Industriekultur einzurichten und dafür die Kosten für die ersten Jahre der Planung auch zu tragen“. Kurz gesagt: „Im Moment kostet es uns nix.“
Auch Landrat Stefan Löwl hatte im Juli die Bedenken mancher Kreisräte bezüglich der Realisierungschancen des Museumsforums mit einem Achselzucken abgetan: Man werde nun eben mal planen und dann schauen, „ob wir es uns leisten können“.
Dass die bisherigen Planungskosten von 3 Millionen Euro selbst im Fall eines Projektstopps nicht gänzlich verloren wären, betont der Oberbürgermeister. Vieles von dem, was Möllers und ihre Kolleginnen nun an baulichen und konzeptionellen Ideen erarbeiten, kann man laut Hartmann genauso gut an den bestehenden Häusern umsetzen. Die nämlich müssten ohnehin rundum saniert und erneuert werden. Vor allem das Bezirksmuseum, weiß Zweckverbandsleiterin Möllers, „wird kein Quick Fix“.
Teuer, weiß der OB, wird es also so oder so. Angesichts der jüngsten Baupreisentwicklung müsse man nur bedenken: „Jede Turnhalle kostet ja heute schon eine zweistellige Millionensumme!“