Lässig statt leidend - Fotokunstprojekt wendet sich gegen Klischees und zeigt „die Schönheit des Alters“

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Ein Lächeln zauberten viele der gezeigten Bilder älterer Menschen den Besuchern der Ausstellung von Tobias Fuhrmann und Regina Nieberle ins Gesicht. © Eleonore Fähling

Es sind besondere Fotografien: Das inklusive Projekt von Tobias Fuhrmann und Regina Nieberle zeigte im Ballenhaus die Würde und Freude im Alter jenseits der Pharma-Werbung.

Schongau - An dem Tag, als Tobias Fuhrmann und Regina Nieberle zum Fotografieren kamen, war Ursula eigentlich gar nicht gut drauf. Doch dann entwickelte sich die Bildidee, ein rotes Glitzerherz kam ins Spiel, ein Blumenkranz – und so entstand das anrührende Porträt einer Frau, deren Gesicht Lebensspuren zeigt, heitere und schmerzhafte, und die sich spielerische Kindlichkeit bewahrt hat. Das Porträt ziert Flyer und Poster zur Ausstellung „Lebensspuren – Die Schönheit des Alters“, die am vergangenen Wochenende im Ballenhaus in Schongau zu sehen war.

Gut ein Jahr lang haben der Schongauer Fotograf Fuhrmann (39) und Altenpflegerin Nieberle (30) vom Pflegeteam „WaNiKa“ in Rott gemeinsam Bildideen entwickelt und Fotoshootings organisiert. Ein Kalender für 2025 und Postkarten sind dabei entstanden – und die Ausstellung im Ballenhaus.

Neben einigen Sponsoren haben Esra und Sebastian Böse beim Aufhängen der Bilder unterstützt, das Musikhaus Kirstein mit Veranstaltungstechnik, und der Kulturverein „Lechwärts“ bei der Organisation. Auch ein „Making of“-Video ist entstanden, unterlegt mit einem Lied, das ein KI-Programm aus Konzepttexten der beiden „komponiert“ hat. Die Titelzeile lautet: „Jede Falte ein Lächeln“.

Bild für Bild wurde enthüllt und in Szene gesetzt im stimmungsvoll abgedunkelten Ballenhaus-Saal.
Bild für Bild wurde enthüllt und in Szene gesetzt im stimmungsvoll abgedunkelten Ballenhaus-Saal. © Eleonore Fähling

Die Idee hinter dem Projekt: „In Pharma-Anzeigen sieht man das Alter immer nur als Leiden mit einem alten Menschen und einer jüngeren, gesünderen Pflegekraft. Das ist nicht das Bild des Alters, das wir sehen“, sagt Regina Nieberle. Für Tobias Fuhrmann war eine Frage zentral: „Wann haben wir aufgehört, das Altwerden als natürlichen Bestandteil unseres Lebens zu betrachten?“ So entstanden verwegene Porträts in rasenden Flitzern, auf Schaukeln, im schicken Retro-Outfit der Jugend, mit Tracht und Smartphone oder als Brautpaar bei der Diamantenen Hochzeit.

Viele „Models“ bei der Eröffnung

Viele ihrer „Models“ im Alter zwischen 70 bis 90 und mehr Jahren waren bei der Eröffnung der Ausstellung im Ballenhaus dabei. Bild für Bild wurde einzeln enthüllt und mit Licht in Szene gesetzt im stimmungsvoll abgedunkelten Ballenhaus-Saal. Und der Andrang war überwältigend: Rund 250 Besucher, schätzt Fuhrmann, waren da, auch an den anderen Ausstellungstagen nutzten Interessierte die Gelegenheit, die Bilder in Ruhe anzuschauen und sich anrühren zu lassen.

Eine weitere Premiere ging bei der Ausstellungseröffnung fast unter: Fuhrmanns Schwester Melanie Laube wollte mit ihrer Band „Starletts & Suspenders“ auftreten, was aus Termingründen aber nicht geklappt hat. Stattdessen war sie erstmals mit Gitarrist und Partner Matthias Steiner auf der Bühne – und hoffentlich nicht zum letzten Mal zu hören.

Tobias Fuhrmann und Regina Nieberle freuen sich auf jeden Fall über den großen Anklang, den ihr Projekt und ihre Ausstellung gefunden hat. Kalender und Postkarten können in Fuhrmanns Fotostudio in Schongau erworben werden.

Und der Fotografenmeister hat noch keine konkreten Pläne für Folgeprojekte, kann sich aber durchaus Ähnliches „im sozialen Bereich“ in Zukunft vorstellen.

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