Erdgassuche in Reichling: Bohrfirma beantragt Verlängerung

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Mittlerweile wird der Bohrturm für die Probebohrung errichtet. © Manuela Schmid

Eine Verlängerung der Erlaubnis für die Erdgassuche in Reichling hat die ausführende Firma jetzt beantragt. Sie möchte für weitere zwei Jahre eine Genehmigung. Dem Reichlinger Gemeinderat missfällt dies.

Reichling – Bis Ende September 2027 möchte die „Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH“ die bergrechtliche Erlaubnis zur Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen verlängern lassen. Dies teilte das Bayerische Wirtschaftsministerium der Gemeinde Reichling mit. Diese möchte sich mit der Mitteilung aber nicht so einfach zufriedengeben und will jetzt eine Stellungnahme verfassen. Darin soll noch einmal klargemacht werden, dass die Gemeinde die Bohrung nicht befürwortet.

Dies hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Der Tagesordnungspunkt stieß auf großes Interesse: Rund 20 Bürger und Bürgerinnen waren in den Sitzungssaal gekommen.  

Bürgermeister Johannes Hintersberger verlas in der Sitzung die Mitteilung des Ministeriums. Darin hieß es, dass die Bohrfirma aufgrund von Projektverzögerungen – unter anderem beim Genehmigungsverfahren und bei der Aufstellung der Bohranlage für die geplanten Arbeiten – eine Verlängerung beantrage. Damit hätte das Unternehmen im Endeffekt also noch bis zu zwei weitere Jahre Zeit, um die geplante Probebohrung sowie Produkttests durchführen zu können. Sollte die Bohrfirma fündig werden, könnte sie nach der Probebohrung dann eine bergrechtliche Bewilligung zur Förderung des Erdgases beantragen.

Laut dem Schreiben des Wirtschaftsministeriums hat das Bohrunternehmen einen Anspruch auf die beantragte Verlängerung, sofern sich die Sachlage nicht grundlegend geändert habe.

Bürgermeister Johannes Hintersberger machte deutlich, dass die Gemeinde hier kein Veto einlegen könne. Die Gemeinde dürfe über den Antrag nicht entscheiden – sie sei nicht genehmigungsfähig und könne die Verlängerung daher nicht ablehnen. „Wir können nur eine Stellungnahme abgeben“, erklärte er.

„Ich kann dem nicht zustimmen“

Hans-Jürgen Korn bestand darauf, dass der Gemeinderat die Mitteilung nicht einfach zur Kenntnis nehmen dürfe, sondern darüber abstimmen sollte, wer für die Verlängerung sei und wer dagegen. „Ich kann dem nicht zustimmen, und ich möchte das auch nicht einfach zur Kenntnis nehmen“, meinte Korn – auch wenn die Gemeinde „nichts mitzureden hat“. „In der jetzigen Zeit brauchen wir diese Gasförderung nicht. Im Endeffekt hat nur die Firma, die das Gas fördert, etwas davon“, argumentierte Korn.

Auch Benjamin Graf und Alexander Graf meinten, man dürfe das Schreiben des Ministeriums nicht einfach so zur Kenntnis nehmen. Bernd Glück sprach sich wie Korn dafür aus, dass die Gemeine „darüber abstimmt, wer dafür und wer dagegen ist“.

Firma baut den Bohrturm auf

Korn merkte noch an, dass die Firma drei Kilometer waagerecht bohren wolle. Damit seien auch die Nachbardörfer betroffen: Das Hauptbohrgebiet sei dann eigentlich unter Apfeldorf und Kinsau. Wer garantiere, dass durch die Arbeiten in einem so großen Gebiet nicht in vielen Jahren einmal Schäden auftreten könnten?

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Nach einigem Hin und Her kam das Ratsgremium schließlich überein, in einer Stellungnahme festzuhalten, dass die Gemeinde nach wie vor gegen das Bohrprojekt sei. Die Abstimmung für diese Vorgehensweise war einstimmig: Das gesamte Gremium einschließlich Bürgermeister Johannes Hintersberger stimmte letztendlich zu. Es soll nach dem Willen des Gemeinderates nun in der Stellungnahme erklärt werden, dass die Gemeinde auf ihrem früheren Beschluss vom Juli 2024 beharre. Damals hatte der Gemeinderat beschlossen, dass er die Probebohrung sowie auch eine mögliche spätere Förderung von Gas ablehne.

Die ausführende Firma baut mittlerweile bereits den Bohrturm auf. Die Probebohrung soll in Kürze starten, wurde mitgeteilt.

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