So trickst Russland den Westen aus – Klemmt die Ölpreisbremse?

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

KommentareDrucken

Seit Langem haben die G7 russisches Öl sanktioniert. Ein Preisdeckel soll Russlands Gewinne schmälern. Putin hat jedoch Wege gefunden, um diesen zu umgehen.

Brüssel – Viele Facetten der Sanktionen, die westliche Industrienationen gegen Russland verhängt haben, lösten in Laufe der letzten zwei Jahre eine Art Kleinkrieg aus. Auf der einen Seite versucht der Westen, die Wirksamkeit der Sanktionen aufrechtzuerhalten, auf der anderen Seite denkt sich Russland immer neue Tricks aus, um sie zu unterlaufen. So hatte der Westen ein Preislimit auf russisches Öl eingesetzt, um dem Land die Einnahmen aus dieser wichtigen Quelle zu entziehen. Russland gelingt es offenbar, sein Öl wesentlich teurer zu verkaufen.

Westliche Nationen setzen Ölpreisbremse ein

Geht es nach den G7, bekommt Russland pro Barrel Rohöl nicht mehr als 60 US-Dollar (in etwa 55,83 Euro). Wie Bloomberg berichtet, tragen noch lange nicht ausreichend Länder diese Maßnahme mit. Aktuell (Stand 10. April 2024) geht ein Barrel vom russischen Hauptprodukt Ural Crude für 75 US-Dollar über den Tisch. Bei diesen Zahlen beruft sich Bloomberg auf Daten von Argus Media und auf Informationen der G7-Nationen.

Öltanker, Tankschiff Krita Admiral im Nord-Ostsee-Kanal. Seit Langem haben die G7 russisches Öl sanktioniert. Ein Preisdeckel soll Russlands Gewinne schmälern. © IMAGO / imagebroker Klaus-Dieter Möbus + IMAGO/Mikhail Metzel ITAR-TASS (Montage)

Das Ölpreis-Limit sieht vor, dass jede westliche Firma, die in den Transport von russischem Öl involviert ist, ein Attest dafür erhält, dass die Ladung 60 US-Dollar pro Barrel kostet oder weniger. Falls dies nicht zutrifft, sind die Firmen nicht befugt, ihre Dienste anzubieten. Im März waren 23 Prozent von Russlands Crude-Öl-Verschiffungen bei der Londoner Versicherungsagentur International Group of P&I Clubs abgesichert, was bedeutet, dass die Händler jeweils ein Attest dafür ausgestellt hatten, das Preislimit einzuhalten.

„Die G7 und alle EU-Mitgliedstaaten haben heute einen Beschluss gefasst, der Russlands Einnahmen noch stärker beschneiden und seine Fähigkeit, den Ukraine-Krieg zu führen, einschränken wird“, hatte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, bei der Einführung der Maßnahmen gesagt.

So umgeht Russland die Sanktionen

Genau wie bei den ebenfalls sanktionierten Diamanten dient Indien als wichtiger Umschlagpunkt für Öl, das von Russland in den Westen gelangt. Wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, ist die Importmenge von Ölprodukten aus Indien an Deutschland massiv gestiegen, seitdem die Bundesrepublik nicht mehr aus Russland kauft. UN-Daten zufolge importiert Indien enorme Mengen Rohöl aus Russland. Hauptsächlich sind es Gasöle, die Deutschland aus Indien importiert. Diese braucht das Land zur Produktion von Diesel oder Heizöl.

Allerdings zahlt Russland für diese Verlagerung seiner Handelsrouten mehr Geld. Die hohen Frachtkosten, die sich direkt aus der Sanktionierung ergeben, drücken die Gewinne aus dem Rohölverkauf. Eine Lieferung nach Asien kostet wesentlich mehr als die nach Europa – Russlands vorher wichtigstem Abnehmermarkt. Die Sanktionen sorgen für einen Preisanstieg von 7,12 US-Dollar pro Barrel bei der Verschiffung von russischem Öl nach Indien, 8,79 Dollar pro Barrel kommen bei einer Lieferung nach China obendrauf.

Wirkt die Ölpreisbremse trotz Schlupfloch?

Aus den USA heißt es darum, dass die Ölpreisbremse dennoch den gewünschten Effekt hat – sie reduziere die Einnahmen Russlands aus Ölverkäufen. Entweder verkauft Russland an den Westen, dann aber unter der 60-Dollar-Marke, oder über die berüchtigte Schattenflotte, was dann zu höheren Transportkosten führe. Aktuell machen die Vereinigten Staaten verstärkt Jagd auf Schiffe, die zur Schattenflotte gehören, und sanktioniert sie gezielt.

Die G7 suchen nach Möglichkeiten, um Russlands Gewinne aus Ölverkäufen weiter zu senken, während gleichzeitig die Stabilität der globalen Energiemärkte gewährleistet bleibt. Im November 2023 hatte das US-Finanzministerium zum Beispiel mehrere Tanker aus der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Sanktionen belegt, weil hier angeblich Verstöße gegen den Ölpreisdeckel vorlagen. Unter anderem haben die USA dann das Recht, Mittel der Verantwortlichen zu beschlagnahmen.

Die Hälfte der Tanker, gegen die seit 2023 Sanktionen existieren, haben seitdem keine russische Fracht mehr geladen. Das berichtete Bloomberg unter Berufung auf Schiffsdaten. Weiterhin nehmen auch Handelspartner wie Indien und China zunehmend Abstand vom Handel mit Russland. Indien zum Beispiel gab bereits an, sich nach einem neuen Öllieferanten umzusehen.

Auch interessant

Kommentare