„Hätte es nicht so früh erwartet“: Künstler äußert sich zu Vandalismus an seinem Werk
Schon nach wenigen Wochen war sein Werk beschmiert: Graffiti-Künstler Axel Berger äußert sich zu dem Zwischenfall in Geretsried.
„Ich hoffe, dass es lange schön bleibt.“ Diese Worte sagte Gina Böhme, eine der Jugendlichen, die an dem Graffiti in der B11-Unterführung mitgewirkt haben, bei einem Pressetermin im Mai. Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung. Noch bevor das Kunstwerk fertig war, haben Schmierfinken es mit Farbe übersprüht. Grafik-Künstler Axel Berger, der das Projekt gemeinsam mit den jungen Leuten umgesetzt hat, ist die Enttäuschung anzumerken.
„Veränderung ist Teil des Prozesses“, das ist Berger klar. „Aber ich hätte es nicht so früh erwartet.“ Allgemein ist es dem Künstler, der auch über die Landkreisgrenzen hinweg Graffitis erschafft, noch nicht so oft passiert, dass seine Werke beschädigt wurden. Die Täter haben aus Bergers Sicht „etwas wesentlich Größeres beschädigt, als ihnen bewusst ist“.
Denn die Jugendlichen haben nicht nur an den bunten Zeichnungen und Gemälden mitgewirkt. Nein, auch vorher schon waren sie aktiv bei der Sache, haben die Unterführung etwa mit einem Hochdruckreiniger sauber gemacht, um überhaupt beginnen zu können. „Wenn ich mit meinem Auto komme, stehen sie schon da und wollen beim Tragen helfen. Alles außerhalb der Unterführung wurde von den Jugendlichen größtenteils selbst gestaltet.“
Wie berichtet haben auf den grauen Wänden im Durchgang die verschiedenen Landsmannschaften in typischer Tracht ihren Niederschlag gefunden. Außen grüßt ein großes „Servus“ mit Elementen aus dem Geretsrieder Stadtwappen. Dank eines Geretsried-Schriftzugs, dem in der Hollywoodkurve angelehnt, weiß der Besucher sofort, wo er sich befindet.
Geretsried: Künstler wollte Unterführung verschönern – er war optimistisch
Mit dem Projekt wollen Berger und die Jugendlichen diese graue Unterführung verändern. Die besondere Form der Kunst, Street-Art, soll Teil der Kunstmeile werden, die die Stadt bekanntlich im Bereich des Zentrums plant. Bereits während des Entstehungsprozesses hätten Passanten in der Unterführung immer wieder prophezeit, dass das Graffiti sowieso bald wieder zerstört werden wird. Berger ärgerte diese Schwarzmalerei. „Mir wäre es am liebsten gewesen, ich hätte diese Passanten Lügen gestraft“, sagt er. Doch sie sollten recht behalten.
Trotzdem war das kein Grund für Berger und die Jugendlichen, ihr Werk nicht zu vollenden. „Mit der Aktion beginnt Kommunikation“, findet Berger. „Gleichzeitig ist es eine richtig coole Chance. Wir wecken so viel Interesse bei den Passanten, jeder findet sich wieder. Und wir haben eine Menge Solidarität erfahren.“ Deshalb haben sie weitergemacht.
Kunst statt Vandalismus
Bürgermeister Michael Müller (CSU) hatte sich kürzlich im Stadtrat zu den beschmierten Graffiti-Kunstwerken geäußert. Er brachte eine Videoüberwachung ins Gespräch. Kann eine solche Anlage in Bergers Augen helfen? „Klar können wir jeden Winkel des öffentlichen Lebens filmen“, meint er. „Aber wenn einer den Entschluss gefasst hat, das Graffiti zu zerstören, dann wird er das trotzdem machen und wird es auch schaffen“, ist der Grafik-Künstler überzeugt.
Ihm ist wichtig, dass die Leute verstehen, dass man ihnen durch das Projekt in der Unterführung nichts wegnimmt, „sondern dass wir etwas Positives in die Stadtentwicklung bringen“.