„Man sieht die Hand vor dem Gesicht nicht mehr“: Feuerwehrmann spricht über Einsatz in den Flammen
Flammen schlagen hoch, dichter Rauch vernebelt die Sicht – im Inferno stehen Feuerwehrleute in Schutzmontur. Im Brandcontainer probte die Wehr den Ernstfall.
Ausbilder Martin legt ein Feuer. Es dauert nur Minuten, dann dringt dichter, grauer Rauch aus jeder Ritze des roten Brandcontainers und steigt wie ein zäher Schleier steil in den Himmel. Ein scharfer Geruch von verbranntem Holz hängt in der Luft, beißt in Nase und Augen. Im Inneren des Containers, mitten im Geschehen, knien acht Feuerwehrmänner, umgeben von flimmernder Hitze. Sie tragen ihre speziellen Schutzanzüge, die sie vor Temperaturen von bis zu 900 Grad bewahren sollen. Rauchschwaden füllen die zimmergroße Box. „Man sieht absolut gar nichts“, erzählt Teilnehmer Tobias Thurner später, nachdem er mit seinen Kameraden das Inferno gelöscht hat. „Man kann nicht mal mehr die eigene Hand vor den Augen sehen“, bestätigt Feuerwehrausbilderin Doris Lammert.
In der vergangenen Woche probten die Feuerwehren des Landkreises auf der Kläranlage in Weidach den Ernstfall: Eine Großübung bildete den Kern ihrer Realbrandausbildung. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Schulung für Atemschutzgeräteträger. Dabei werden die Feuerwehrleute gezielt mit echtem Feuer konfrontiert, um den Ernstfall so realistisch wie möglich zu üben. Sie bereiten die Einsatzkräfte darauf vor, gefährliche Situationen schneller zu erkennen und richtig einzuschätzen.
Lebenswichtige Ausrüstung
Nach zwei Stunden Theorie ging es endlich ans Eingemachte: Die Männer legten ihre komplette Schutzausrüstung an – von der Feuerschutzhaube bis zum Atemschutzgerät. Auf dem Rücken trugen sie 1800 Liter Sauerstoff, verdichtet auf 300 Bar, damit die Menge in die Sechs-Liter-Flaschen passen. Es ist genug für etwa 20 bis 40 Minuten im dichten Rauch. „Ein Mensch braucht im Schnitt sechs Liter Luft pro Minute“, erläutert Kreisbrandrat Erich Zengerle.
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Der Brandcontainer: Ein kontrolliertes Inferno
Zu dem Zeitpunkt stand dort auf dem Außenbereich der Kläranlage nur ein roter Container mit ein paar Holzplatten im Inneren. Die zündet einer der Übungsleiter – die Feuerwehrkräfte nennen ihn nur Martin – mit einem Bunsenbrenner an. Dann werden die schweren Metalltüren des Containers geschlossen. Aus jeder Ritze quillt dicker, dunkler Rauch. Doris Lammert lehnt ein paar Meter entfernt an einer Balustrade und schaut dem Rauch nach. „Wir benutzen echt nicht viel Holz. Die Menge entspricht ungefähr einem massiven Türschrank. Da will man sich nicht vorstellen, wie ein Brand in einer möblierten Wohnung aussehen kann.“

Hitze, Rauch und Feuer
Je steiler der Rauch aufsteigt, desto mehr Energie habe er, erklärt Lammert. Ab einer bestimmten Temperatur kann er sich sogar selbst entzünden – sogenannte Rauchzungen züngeln dann gefährlich über den Köpfen der Einsatzkräfte. Im Container sinkt der heiße Rauch immer weiter nach unten, die Temperaturen klettern auf bis zu 900 Grad. Würde es noch heißer, könnte der Rauch explodieren, wenn man die Containertür öffnet und plötzlich Sauerstoff auf den Rauch trifft.
Extremsituation im Vollbrand
Also war höchste Konzentration gefragt: Mit dem Wasserschlauch kühlten die Feuerwehrleute den Brandraum vorsichtig ab – genau wie vorher geübt. Besonders im Fokus: der feine Sprühstrahl, der das Wasser in winzige Tröpfchen zerstäubt und so eine größere Fläche erreicht– bei Bränden ein entscheidender Vorteil. „Damit kann die heiße Luft schneller abgekühlt und ein Feuer rasch eingedämmt werden“, erklärt Zengerle. Der Kreisbrandrat weiß wovon er spricht. Er war selbst schon in diesen Übungscontainern. „Das letzte Mal hatten wir noch andere, nicht so moderne Ausrüstung.“ Auf der Haut spürten die Einsatzkräfte da die Belastung und die Hitze. „Heute merken das die Kameraden nicht mehr so sehr.“ Eine körperliche Extremsituation sei das Training im Vollbrand trotzdem. Und genau deshalb ist Zengerle so froh über die Übungs-Möglichkeit.
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Erschöpft, erleichtert und stolz
Nach einer halben Stunde in sengender Hitze kamen die acht Teilnehmer, durchgeschwitzt aber strahlend, wieder ins Freie. „Am Anfang spürt man die Hitze gar nicht so schlimm, aber irgendwann will man nur noch raus“, erzählt Tobias Thurner schmunzelnd, als er seine Einsatzkleidung abgelegt hat. „Ich fand es echt interessant, mir hat es Spaß gemacht.“ Angst? Dafür war kein Platz in den Flammen.