Klimawandel und der Wald: Förster zeigt, wie das funktioniert - und verrät konkreten Hoffnungsträger

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Beratschlagung im Forst: Bei einem Pressetermin tauschten sich (v. li.) Maria Meixner (Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen), Waldbesitzer Stefan Ertl, Jäger Andreas Wach und Revierförster Robert Nörr über die Zukunft des Waldes aus. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Wald. Genauer: sogenannte Klimawälder. Wie das funktioniert und funktionieren soll, zeigt Revierförster Robert Nörr.

Icking/Keine Frage: Der Klimawandel ist nicht mehr aufzuhalten. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei der Wald. Angestrebt werden deshalb sogenannte Klimawälder. Also widerstandsfähige Mischwälder, die an die Anforderungen des Klimawandels angepasst sind. Wie das konkret im Landkreis funktioniert und funktionieren soll, zeigte Revierförster Robert Nörr mit mehreren Unterstützern bei einem Pressetermin.

Klimawald: Weißtannen „einer der großen Hoffnungsträger im Klimawandel“

Erste Station ist ein Waldstück bei Irschenhausen. Nörr nennt es ein „Positiv-Beispiel“. Denn eine Mischung aus jungen und alten Bäumen sei auch für einen Klimawald wichtig. Zwischen großen Fichten und Tannen, sprießen 40, 50 Zentimeter große Buchen, Eichen, Fichten sowie Tannen aus dem Waldboden. Eine gute Voraussetzung für einen Klimawald, so der Förster.

Er deutet auf eine riesige Weißtanne. „Sie ist einer der großen Hoffnungsträger im Klimawandel.“ Resistent gegen Trockenheit, stabil bei Stürmen – und noch ohne Borkenkäfer. Vorsicht geboten sei hingegen bei Gehölzen aus südlicheren Regionen, etwa der Baum-Hasel. Diese sei zwar trockenresistent, habe aber ein Problem mit Nassschnee. „Und noch wissen wir nicht, wie sich diese Arten bei uns langfristig entwickeln.“

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Stichwort Klimawandel: „Das Thema beschäftigt die Öffentlichkeit wahnsinnig“, weiß Maria Meixner von der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen. Ein natürlicher Treibhauseffekt sei zwar notwendig, um Leben auf der Erde zu ermöglichen. Vom Menschen erzeugte Treibhausgase hingegen verstärken das Ganze – sorgen für einen Temperatur-Anstieg. Im Jahr 1950 seien noch drei Hitzetage pro Jahr üblich gewesen.

Meixner: „Inzwischen sind wir bei neun.“ Solche Trockenphasen werden laut der Königsdorferin weiter zunehmen. „Allein im Juni fiel im Wald mehrere Wochen kein Regentropfen. Das ist enorm.“ Dies führt wiederum zur massenhaften Vermehrung des Borkenkäfers, der die Waldbesitzer vor Herausforderungen stellt.

Klimawandel und Wald: Jagd spielt dabei wichtige Rolle

Zurück in den Irschenhauser Forst. Grundvoraussetzung sei auch dort genügend Licht, betont Nörr. „Auf dunklem Boden wächst kein neuer Baum.“ Gelingt das, ist ein langer Atem gefragt. Der Förster zeigt auf eine kleine Fichte. Ihre obersten Zentimeter sind hellgrüner als der Rest. „Soviel ist sie heuer gewachsen.“

Genauso wichtig seien Baumentnahmen, also Fällungen, damit die Gehölze ringsherum genügend Platz haben. Dadurch bleiben sie stabil. Etwa, wenn Stürme kommen. Nörr: „Wird das gefällte Holz hinterher verbaut, ist es der perfekte CO₂-Speicher.“

Weiter geht's mit dem Auto einen schmalen Waldweg entlang. Wenig später kommt der Jeep des Försters vor einer Fläche zum Stehen, auf der mehrere Markierungsstäbe auffallen. Alle stehen neben jungen Tannen. „Die sind ganz ohne Schutz hier groß geworden“, sagt der Irschenhauser Andreas Wach stolz.

Ein Schutz aus Drahtgitter und Plastik wäre mit großem Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Der Jäger weiß: Ohne klappt's nur, wenn die Abschussquote stimmt. Denn Tannen stehen bei Rehen ganz oben auf der Speisekarte. „Beim Klimawandel spielt die Jagd eine wichtige Rolle“, betont Nörr. „Ist der Abschusssoll erfüllt, hat man den Verbiss gut im Griff.“

Klimawald entstanden: Katastrophenfläche als Chance genutzt

Nächster Stopp: „Eine Katastrophenfläche, die als Chance genutzt wurde“, um es in den Worten des Revierförsters auszudrücken. Im Hintergrund sind vereinzelt alte Fichten zu sehen. Ansonsten besteht der Großteil aus kleinen, jungen Bäumen, darunter etwa Tanne, Eiche, Buche sowie Bergahorn.

Davor befand sich dort eine Kahlfläche – die Altbestände waren abgebrochen. „Die Bäume waren instabil, da hatte der Borkenkäfer leichtes Spiel“, erklärt Nörr. Dann kann ein neuer Besitzer, der viel investierte. Herausgekommen ist ein vielfältiger Klimawald.

Generell gebe es für den Klimawald verschiedene Konzepte, fasst der Revierförster zusammen. „So kann man im Wald heimische Baumarten wie den Feldahorn etablieren, die sehr trockenresistent sind.“

Bei uns ist in den letzten 20 Jahren bereits viel passiert. Doch es gibt noch viel zu tun.

Im nächsten Schritt sei eine Arbeit mit ausländischen, bewährten Gattungen möglich, zum Beispiel die Douglasie. Ebenso ermuntert der Förster dazu, sich kleinflächig an wenig erprobten Baumtypen auszuprobieren. Nörr: „Bei uns ist in den letzten 20 Jahre bereits viel passiert.“ Trotzdem schreitet der Klimawandel weiter voran. „Es gibt noch viel zu tun.“ kof

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