Der Wald als Klassenzimmer: Revierförster Robert Nörr führt Ickinger Schulkinder durch die Natur
Kinder der Grundschule Icking lernen im Wald mehr als nur Pflanzen und Tiere kennen. Revierförster Robert Nörr zeigte ihnen, wie der Wald das Trinkwasser schützt und warum Bäume gefällt werden müssen.
Icking – „Darf der Förster den ganzen Tag spazieren gehen?“ Diese Frage stellte Revierförster Robert Nörr kürzlich den jahrgangsgemischten Klassen 1 und 2 der Grundschule Icking. „Du fällst Bäume, damit andere nachwachsen können, suchst seltene Pflanzen und Schädlinge“, antworteten die Kinder. Während einer Führung durch den Wald bei Icking entlang des Isarwegs entdeckten 21 Kinder, ihre Lehrerin Susanne Müller und zwei begleitende Mütter viel Spannendes.
Wie wohl sich die putzmuntere Kindergruppe mitten im Wald fühlte, war zu sehen und zu hören: „Hier ist es so leise. Es ist toll, dass es hier viele Tiere und viele verschiedene Bäume gibt.“ Die Schüler freuten sich über zahlreich weißblühende Buschwindröschen und kräftig gelbe Schlüsselblumen. Nörr erklärte das Besondere an ihnen: „Das sind kluge Pflanzen, die blühen früh im Jahr, wenn es im Wald ohne die Blätter der Laubbäume noch viel Licht gibt“. Es ist ein großes Anliegen des Försters, Kindern schon in jungen Jahren Wertschätzung für den Wald mitzugeben. In dieser Mission ist er seit 2007 jährlich mit bis zu 25 Führungen – insgesamt etwa 500 Schülern – unterwegs, meistens mit dritten Grundschul- sowie achten Klassen des Gymnasiums.
Waldboden filtert das Trinkwasser
Bei einer umgestürzten, mächtigen Esche fassten die Kinder das weiche, von Pilzen zersetzte Holz an und wussten schon, dass der Baum am Ende zu bester Erde wird. Auch am Schild mit der Aufschrift Wasserschutzgebiet Schild hatte Nörr eine Erklärung parat: „Der Wald schützt unser Trinkwasser. Hier in Bayern haben wir das Glück, dass wir Wasser aus dem Hahn trinken können. Der Waldboden saugt wie ein Schwamm den Regen auf und sorgt als großer Filter für bestes Trinkwasser.“ Danach suchte die Gruppe im Gelände nach Waldkindern, also nach Nachwuchs der großen Bäume. Die Schüler banden rote Schleifen um die kleinen Bäumchen und lernten, dass diese zum Wachsen Licht, Wasser und Nährstoffe aus dem Boden benötigen. „Im Wald ist alles ein Kampf um das Licht“, sagte der Förster, „ein Merkspruch, den ihr von mir in der 3. Klasse wieder hören werdet.“
Auch auf die Tiere ging Nörr ein. Rehe seien Feinschmecker, „junge Fichten schmecken ihnen nicht so, aber zarte Tannenknospen locken sie wie feine Pralinen.“ Unter den Kindern fand sich schnell ein kreativ benannter „Wald-Sommelier“, der das testete. Seine Meinung: „Ich habe jetzt beide probiert. Mir schmecken die Fichten- und die Tannenknospen.“
Ein Baumstumpf als Hotel für Fichten
Für einen mit Moos überzogenen, Wasser speichernden Baumstumpf fanden die Kinder ebenfalls einen Namen: Hotel. Denn auf ihm gedeiht Fichtennachwuchs. Laut Robert Nörr ein „anschauliches Beispiel“, wie wichtig es sei, „einzelne Bäume zu fällen für mehr Licht und Vielfalt, damit der Wald natürlich nachwachsen kann“. Von Angelika Froschmaier